Invasion 06 - Callys Krieg
offensichtlich den Schaden, den eine hinreichend wütende Hauskatze anrichten kann. Ein Mensch, erwachsene Frau, in der Küche.«
»Richtig. Sag mir Bescheid, wenn sie das Apartment verlässt oder wenn es jemand betritt.«
»Bitte.«
»Danke, Buckley«, fügte sie hinzu.
»Weißt du, es ist noch nicht zu spät, um nach Hause zu fliegen und die ganze Geschichte zu vergessen«, schlug er voll Hoffnung vor.
»Halt die Klappe, Buckley.« Ein paar Augenblicke lang herrschte Stille im Wagen. »Oh, ich meine davon abgesehen, dass du mir sagst, wenn die Zielperson weggeht, und mich darüber informierst, wie er auf der Route hierher vorankommt.«
»Richtig.«
Sie gab sich Mühe, nicht mit den Fingern zu trommeln, während sie wartete. In all den Jahren hatte es ihr immer die meiste Mühe bereitet, ihre Ungeduld zu unterdrücken. Das erforderte immer noch bewusste Willensanstrengung. Sie rief irgendwelche Musik im Audiosystem des Wagens auf, einfach was auf dem Würfel als Nächstes kam, und zwang sich erneut, nicht etwa den Takt mitzuklopfen, als die Pianoklänge von »Hello« aus den Lautsprechern tönten. Sie rümpfte die Nase. »Nein, vielen Dank«, sagte sie und suchte weiter, bis sie »Don’t Fear the Reaper« fand. Nicht, dass der moderne Re-Mix besser als das Original gewesen wäre, aber das Ganze wirkte nicht so … altmodisch. Einige Mitglieder der ursprünglichen Band hatten ziemlich früh eine Verjüngung gekauft, indem sie sich für eine Kolonientour auf Diess verpflichtet hatten, hatten dort eine Unzahl Abendkonzerte gegeben und von ihren Mit-Kolonisten und dem Personal von Fleet und Fleet Strike genügend Geld verdient, um ihre Verträge zurückzukaufen und für die Passage nach Hause zu bezahlen.
Eine ganze Band mit Runderneuerten war hier auf der Erde natürlich nicht jedermanns Sache, aber sie waren eben eine Rockband. Sie waren das gewöhnt. Sie befahl dem System, das ganze Album zu spielen.
Die schrillen Gitarren bei der Eröffnung von »Godzilla« klangen so machtvoll wie eh und je, und es tat ihr wirklich Leid, unterbrechen zu müssen, als der Buckley ihr mitteilte, dass die Zielperson unterwegs sei.
»Ist die Frau in 302C immer noch in der Küche, Buckley?«
»Bedauerlicherweise ja. Hättest du gern eine Liste der zehn schlimmsten Dinge, die bei diesem Einsatz schief gehen könnten?«
»Nein!«
»Ehrlich, es würde mir gar keine Mühe machen«, erbot der Apparat sich.
»Halt die Klappe, Buckley.«
»Geht in Ordnung.«
7
Cally stand an der Tür von 302C. Den Reißverschluss ihrer Aktentasche hatte sie geöffnet, hielt sie aber so, dass man den Inhalt nicht sehen konnte. Sie schloss kurz die Augen und schlüpfte in die Rolle der Kosmetikvertreterin. Als sie sie wieder öffnete, zeigte ihr Gesicht ein strahlendes Lächeln, und ihre Augen strahlten vor Begeisterung. Sie klingelte und wartete.
Kurz darauf hörte sie es auf der anderen Seite der Tür rascheln. Vermutlich die Freundin, die durch den Türspion lugte. Die Tür ging auf.
»Äh … Hallo?« Die Frau hatte Lockenwickler im Haar, und ihr Gesicht war ohne Make-up, so als ob sie sich gerade gewaschen hätte.
»Hi, ich bin Lisa von Pink Passion Cosmetics und wollte Sie fragen, ob Sie an unserer Gratisaktion heute Nachmittag interessiert wären? Dauert nur fünf Minuten.« Sie strahlte förmlich Hilfsbereitschaft und gute Laune aus.
»Fünf Minuten … und ich muss nichts kaufen?« Die Augen der jungen Frau hatten sich bei dem Wort »gratis« geweitet. Sie musterte nachdenklich den gepflegten Teint der Vertreterin, dem man das professionelle Make-up ansah.
»Nein, garantiert nichts. Ich mache Ihnen ein frisches Make-up, lasse Ihnen einen Katalog und meine Telefonnummer da, und wenn Sie dann etwas aus dem Katalog haben wollen, rufen Sie mich an. Wenn nicht, dann eben nicht.« Sie lächelte freundlich und ein wenig verschwörerisch.
»Fünf Minuten.« Die Frau sah auf die Uhr. »Äh, na ja,
sicher. Kommen Sie rein.« Sie trat zur Seite und bedeutete der Auftragskillerin, dass sie eintreten solle.
Cally griff sich unauffällig an den Gürtel, als sie durch die Tür schritt, und legte den kleinen Schalter um. Gleich nachdem die Freundin die Tür geschlossen hatte, hatte Cally die Aktentasche fallen lassen, die Frau gepackt, sie neben der Tasche zu Boden gerissen, lag über ihr und hielt ihr das Klappmesser an die Kehle.
»Lady, Sie haben jetzt die Wahl. Entweder können Sie hier auf ziemlich unangenehme Art sterben, oder tun, was
Weitere Kostenlose Bücher