Invasion 06 - Callys Krieg
Vorschrift,
falls keine Crew zur Verfügung stand. Sie würde sie selbst tragen, wenn sie morgen Meldung machte, und sie der Reinigungsabteilung übergeben. Äußerst gründlich hatte sie darüber nachgedacht, wie sie sich ihren Vorgesetzten gegenüber äußern würde, falls die Schwierigkeiten wegen ihres Urlaubs machen sollten, und war zu dem Entschluss gelangt, es auf die harte Tour zu machen. Sie wollte über die Prioritäten reden, die es ermöglicht hatten, dass ein Verräter, der den Tod eines ganzen Agententeams verursacht hatte, nach seinem Verrat noch jahrzehntelang am Leben geblieben war. Das sollte ein guter Anfang für das Gespräch sein.
Sie schminkte sich langsam ab und fühlte sich eigenartig müde. Nun ja, das ist absolut und endgültig und ohne Frage die letzte Position auf meiner »Besser tot«-Liste. Ich hatte eigentlich gedacht, dass Worth das wäre, aber okay, dann war es eben Petane. Halleluja. Irgendwie werde ich das feiern müssen. Sie schüttelte den Kopf, wie um Klarheit in ihre Gedanken zu bekommen, und holte sich ein sauberes Nachthemd. Keine Lust, noch mal auszugehen? Ich? Anscheinend braut sich da wirklich etwas in mir zusammen. Na ja, da ist früh zu Bett gehen wohl am besten.
Beim Umziehen betrachtete sie sich im Spiegel und fuhr sich mit der Hand durch die braunen Locken. Bis morgen um diese Zeit würden die vermutlich weg sein. Sinda Makepeace hatte so platinblondes Haar und einen derart hellen Teint, dass sie wie ein typisches schwedisches Skihäschen aussah. Es kam selten vor, dass sie eine Tarnidentität mit hellerer Farbe annahm. Jetzt fang ich gleich wieder an zu brüten. Du liebe Güte, ich muss wirklich müde sein. Auf ins Bett. Sie griff sich einen Waschlappen, ohne darüber nachzudenken, und klatschte ihn auf den Nachttisch, schaltete den Wecker und anschließend das Licht ab.
Am nächsten Morgen wäre sie gern noch ein wenig liegen geblieben. Es war ein so wunderschöner Traum gewesen. Sie hätte schwören können, tatsächlich eins der köstlichen Conch-Omelettes zu schmecken und sogar ein
Stück frischen Key Lime Pie. Sie hatte auf Moms Schoß gesessen, und Dad hatte gerade ein frisches Glas Limonade hereingebracht, frisch gepresst und eiskalt.
Das Eis in der Limonade war nicht das einzig Kalte. Reflexartig griff sie nach dem Waschlappen und wühlte sich aus den verschwitzten Laken; diese stanken nach saurem Schweiß. Hastig streifte sie ihr Nachthemd ab, ließ es mit dem Laken auf dem Boden liegen und ging in die Dusche, um heiß zu duschen und dabei warm zu werden. Puh. Anscheinend war das Fieber. Ich hasse es, krank zu sein.
Dienstag, 21. Mai
Nachdem sie aus dem Motel ausgecheckt hatte, holte sie ihr Handy heraus und wählte eine Nummer. »Ich brauche ein Taxi.« Sie gab die Adresse an.
Als das Taxi kam, ließ sie ihren Koffer und den Rucksack im Kofferraum ihres Wagens und nahm nur die Aktentasche sowie ihre Handtasche mit. Der Taxifahrer redete kein Wort mit ihr, bis sie vor einer Münzwäscherei anhielten.
»Neben der Toilette hinten ist eine Feuertür. Kümmern Sie sich nicht um die Tafel wegen des Alarms. Steigen Sie hinten in den Lieferwagen«, sagte er und tippte an etwas, das neben ihm auf dem Sitz lag. Vielleicht war es der Bildschirm eines PDA.
»Danke.« Sie gab ihm ein reichliches Trinkgeld und schenkte ihm dazu ein Lächeln, obwohl die Uhr offensichtlich nicht gelaufen war.
Die einzige Person in der Münzwäscherei blickte nicht einmal auf, als sie eintrat und gleich darauf hinten wieder hinausging. Handelte sich hier wohl um ein Viertel, in dem es nicht üblich war, sich um andere Leute zu kümmern.
In der Seitengasse stand ein Lieferwagen und daneben eine stämmige Frau in einem grauen Overall, die die hintere Tür des Lieferwagens aufhielt. Sie sagte nichts zu
Cally, wartete bloß, bis sie eingestiegen war, und schloss dann hinter ihr die Tür. Die Schachteln im Laderaum des Wagens, offenbar voll irgendwelcher Haushaltsgegenstände, waren alle festgezurrt, um nicht herumzurutschen, und Cally war den Unbekannten, die den Lieferwagen beladen hatten, für diese Aufmerksamkeit dankbar. Es war gerade noch genug Platz, um sich hinzusetzen.
Bei den Agenten der oberen Ränge war bekannt, dass die Bane Sidhe im Bereich Chicago einen Stützpunkt hatte, eine Art Mini-SubUrb. In diesem Fall bedeutete »bei« eine Fahrt von ungefähr zwei Stunden. Heute dauerte sie länger, und als der Lieferwagen schließlich langsamer wurde, abbog, wieder anfuhr,
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