Invasion der Götter

Tyler ungläubig und zugleich schockiert an, bis einer von ihnen das Wort ergriff. »Das ist pure Science-Fiction und meines Erachtens völlige Zeitverschwendung«, sagte ein militärisch gekleideter Mann mit grau meliertem Haar. Tyler warf einen raschen Blick auf das kleine Schild mit der Landesflagge, und auch wenn dies wegen des starken Akzentes des Mannes gar nicht nötig gewesen wäre, schien es den russischen Präsidenten noch mehr in Rage zu bringen. Mit zusammengekniffenen Augen sah der Major mehrmals hintereinander abwechselnd den vor Wut prustenden Mann und dann wieder sein Länderschild an.
    »Hören Sie auf damit!«, schrie dieser in Richtung Tyler und wandte sich dann dem US-Präsidenten zu. »Sie glauben diesem unter Drogen stehenden Soldaten hoffentlich nicht ein einziges Wort.«
    »Das ist völliger Humbug. Geradezu absurd«, sagte der englische Premierminister. Der japanische wie auch der französische Vertreter nickten zustimmend.
    »Es wäre irrwitzig zu glauben, dass die asiatische Kultur von riesenhaften Wesen beeinflusst wurde, wo wir doch alle so klein sind, dafür ist absurd schon gar kein Ausdruck mehr«, keifte der kleine Japaner.
    »Auch ich bin abgeneigt, dem Glauben zu schenken. Es klingt zu fantastisch, als dass es wahr sein könnte. Dafür bin ich eine zu christlich orientierte Frau«, fügte die deutsche Bundeskanzlerin hinzu. Inspiriert von Tylers Mut und der Fähigkeit, selbst Dinge, die er eigentlich gar nicht wissen konnte, äußerst redegewandt darzulegen, trat Jonathan Blanchard nach vorn, um seinerseits einige Takte zum Besten zu geben. Zum ersten Mal in seinem Leben würde er aussprechen, was ihm schon seit Jahren auf der Seele brannte.
    »Gemessen an dem, was Sie glauben und was die größte kirchliche Instanz über mehrere Jahrhunderte versuchte, allen Menschen einzutrichtern, wirkt meine Wahrheit weniger fantastisch als die Ihre, meinen Sie nicht, Frau Bundeskanzlerin? Von Gott entzündete Dornbüsche und Steintafeln, auf denen die zehn Gebote von Gott an Moses überreicht wurden. Haben Sie jemals irgendwo Tafeln gesehen, auf denen diese heiligen Gebote stehen, deren Echtheit auch wissenschaftlich bestätigt werden konnte? Kommen wir einmal auf den Urtext der Bibel zu sprechen. Jeder Theologe, der nur wenige Jahre Hochschulbildung hinter sich gebracht hat, weiß, dass der Urtext aus Mesopotamien stammt – um genau zu sein aus Sumer. Ein russischer Schriftsteller und bekannter Vertreter der Prä-Astronautik schieb Fakten in seinen Büchern nieder, welche die kirchliche Gemeinschaft grell aufschreien ließ. Er, der die original hebräischen Texte des Alten Testaments studierte und die sumerischen Steintafeln übersetzte und jene in direktem Vergleich zueinandersetzte, brachte Licht in den uralten Mythos der Götterwelt – auch wenn er immer nur von einer Spezies sprach, was sich ja nun als falsch herausstellte. Doch Fakt ist, dass er der Wahrheit näher war als so manch andere vor ihm. Ebenso Eric van Daan, der sich vor allem das Christentum nicht gerade zum Freund machte, als er in seinen Büchern die Wahrheiten aussprach, die keiner hören wollte. Wer weiß schon, dass rund tausendfünfhundert Abschriften nur Abschriften von weiteren Abschriften sind, und keine stimmt mit der anderen überein. Somit entstanden über die Jahrhunderte rund achtzigtausend Abweichungen. Die Bibel gleicht einem Malbuch in einem Kindergarten, das über mehrere Generationen hinweg genutzt wird und jedem Kind, ob nun talentiert oder nicht, die Möglichkeit gibt, sich auf seine Weise darin zu verewigen. Und wenn es für den nächsten, vermutlich noch untalentierteren Künstler keinen Sinn ergibt, wird das Bild kurzerhand umgestaltet. Auf diese Weise kann das Bild verworrener oder gegenteilig einfacher werden, dennoch bleibt Fakt, dass es verfälscht ist – teils frei erfunden –, ohne jegliche Relevanz, und dennoch war sie jahrhundertlang das mächtigste Buch der Menschheit. Nicht weil sie das von sich aus wäre, sondern weil die Menschen sie mit ihrem Glauben dazu gemacht haben.«
    Absolute Stille herrschte im Saal, nachdem Jonathan seine Rede beendet hatte, bis der kanadische Premierminister seine Chance sah, dem etwas hinzuzufügen.
    »Ich halte dies für durchaus möglich. Wir haben so viele Dinge gefunden, die wir uns nicht erklären konnten. Riesenhafte Skelette, die ein Anzeichen auf frühere, viel ältere Kulturen sind. Menschliche Fußabdrücke neben denen eines Dinosauriers, aus