Invasion der Götter
Wenn die Menschen dazu in der Lage wären, auf einen fremden Planeten zu reisen, und dort auf primitivere Lebewesen stießen, wenn wir ihnen dann sagen würden, dass wir Menschen sind, würden sie dies wahrscheinlich auch als Wort für Gott verwenden.«
Zwischenzeitlich befand sich auch Tyler vor der Pforte, nachdem er sich ein wenig verlaufen hatte. Zögernd stand er da und wusste nicht, was er tun sollte – einfach eintreten, klopfen oder nur dastehen und warten –, als er plötzlich eine Stimme in seinem Kopf vernahm.
»Tyler James Grand II., tritt ein. Dr. Blanchard und ich erwarten dich bereits.«
Ein wenig verwundert sah sich der Major um. Ihm war, als ob jemand, der direkt neben ihm stand, zu ihm spräche. Doch es war weit und breit niemand zu sehen. Skeptisch öffnete er eine Hälfte der Pforte und erblickte auch schon die Köpfe zweier Personen, die sich hinter der Plattform befanden und sich zu unterhalten schienen. Jonathan war mit seinem dunklen Schopf auf diesem Schiff voller blondhaariger Wesen auffallend wie ein bunter Hund.
Während er sich den beiden Männern näherte, schlugen seine blanken Füße patschend auf dem kalten und harten Boden auf.
»Was soll das denn jetzt?«, sagte der Major verächtlich, während er Jona grimmig anblickte. »Wollt ihr mich etwa verarschen? Das finde ich alles andere als lustig. Warum hast du noch deine Schlafklamotten an, während ich hier so aufkreuzen muss?«
Enki drehte sich zu Tyler um, der inzwischen unmittelbar hinter ihm stand, und musterte den Major vollkommen perplex von Kopf bis zur Sohle. Verkrampft bedeckte der splitterfasernackte, durchtrainierte Soldat seinen Intimbereich mit beiden Händen. Um seinen Hals trug er eine bunte Kette aus Glassteinen.
»Wie mir scheint, hat nicht jeder von euch Kleidung erhalten. Diese Kette, die du da trägst, Tyler, ist eine altertümliche Fruchtbarkeitskette, welche Frauen tragen, um tanzend um einen Partner zu werben. Dieser Brauch ist mittlerweile etwas veraltet, und diese Ketten kommen nur noch selten zum Einsatz, doch wenn sie dir gefällt, darfst du sie gerne behalten.«
Jonathan musste sich schwer beherrschen, um nicht laut loszulachen. Nicht nur weil Tyler mit geneigtem Haupt dastand wie ein kleiner Junge, der sich dafür schämte, in die Hosen gepinkelt zu haben. Enki bewies in dieser Situation auch noch menschlichen Humor.
»Nein danke, ich verzichte«, antwortete Tyler beschämt.
»Es ist bereits jemand auf dem Weg mit einer Robe, die du dir dann rasch überziehen kannst. Dieser Anblick würde mich dann doch ein wenig aus dem Konzept bringen«, sprach Enki belustigt, als sich bereits die Pforte öffnete. Er lief dem Untergebenen entgegen, während sich zwischen Jonathan und Tyler ein hitziges Wortgefecht im Flüsterton entfachte.
»Danke für diese Schmach.«
»Hey, dafür kann ich doch nichts. Wärest du an den richtigen Spind gegangen, dann würdest du jetzt nicht ohne was dastehen.«
»Kann ja sein, dass ich links und rechts verwechselt habe – war noch nie meine Stärke, doch du hast dich so aufgeregt, als du am Spind gestanden hast, dass ich dachte, dass du auch so ’ne dämliche Halskette drin hängen hattest. Deswegen habe ich auch nichts gesagt.«
Jona lachte und blickte an Tyler hinab.
»Zu schämen brauchst du dich jedenfalls für nichts, aber die Kette steht dir nun wirklich nicht.«
»Ist gut jetzt – bevor ich meine Hände für andere Zwecke verwende, als mir etwas bedeckt zu halten.«
Kurze Zeit später hatte sich Tyler das von Enki gereichte Gewand übergeworfen, und sie saßen gemeinsam auf einer halbkreisrunden, mit hellbeigen Polstern bestückten Bank. Zu ihren Füßen stand ein ovaler weißer Tisch, in dessen Mitte eine gräulichschwarze quadratische Platte dominierte.
»Möchtest du etwas zu trinken haben, Dr. Blanchard?«
Jonathan schüttelte den Kopf, da er in diesem Moment wirklich keinen Durst verspürte.
»Und du, Major Grand? Für dich vielleicht etwas?«, fragte Enki anschließend diesem zugewandt. Der Major hatte zwar eine trockene Kehle, lehnte jedoch ebenfalls dankend mit einem bloßen Kopfschütteln ab.
»Beide nichts? Nun, wie ihr meint.«
Enki fokussierte die quadratische Platte auf dem Tisch und sprach deutlich: »Wasser, kalt!«
Kurz nachdem er seine Bestellung aufgegeben hatte, erschien ein Glas mit einer transparenten Flüssigkeit darin. Dann beugte sich der Blondschopf nach vorn und griff nach dem Getränk. Tyler und Jona staunten wie Kinder
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