Invasion der Götter

jeder Größe in dem Foyer vorhanden war, festhalten konnte. Einige reichten bis an das sternenbesetzte Kuppeldach. Zu den Palmen reihten sich noch unzählige Sträucher, exotische Blumen und Rankpflanzen, die sich die riesenhaften Säulen hinaufschlängelten.
    Zwischenzeitlich hatte sich eine Traube von unterschiedlich aussehenden humanoiden Wesen gebildet, die mit unterschiedlichen Reaktionen Tylers Verhalten betrachteten. Während einige entrüstet zu sein schienen, amüsierten sich andere über das eigenartige Benehmen des Menschen.
    Jonathan war es sichtlich unangenehm, dass alle Tyler und somit auch ihn anstarrten und sich ihre Mäuler über sie zerrissen. Enki dagegen gab sich besonnen und ruhig. Er sagte etwas in einer für den Archäologen und den Major unverständlichen Sprache, woraufhin sich die Ansammlung langsam aufzulösen begann.
    »Ist wieder alles in Ordnung?«, fragte Enki Tyler, der sich noch immer in gebeugter Haltung seinen Bauch hielt. Mitfühlend strich er über ein Schulterblatt des Soldaten. »Ich denke, wir sollten uns in die Toklar-Bar begeben. Wir haben noch ein wenig Zeit, bis sich der Rat zusammenfindet. Die haben dort einen ausgezeichneten Tee. Ein Geheimrezept von dem uralten Gnann, einem zwergwüchsigen, griesgrämigen Genossen, der sich nicht nur der Naturheilkunde verschrieben hat, sondern auch noch ein ausgezeichneter Koch ist. Das Getränk soll Wunder wirken.«
    »Gibt es dort auch was zu essen? Ich habe das Gefühl, seit Tagen nichts mehr zwischen die Kiemen bekommen zu haben«, fragte Jona klagend.
    »Sicher, wenn du denkst, dass dir die toklarische Küche mundet? Du wärst jedenfalls die erste menschliche Versuchsperson.«
    Nach dieser Offenbarung war sich Jonathan trotz seines Hungers nicht mehr so sicher, ob er tatsächlich dieses Risiko eingehen sollte.
     
    Tyler, Jonathan und der Dingir Enki betraten den riesigen prunkvollen Saal, der als To-Akhar-Taris-Fe (»die Halle der Einigkeit«) bezeichnet wurde. Gigantische, im Kreis angeordnete weiße Steinsäulen ragten aus dem Boden empor und vereinten sich in einer Höhe von rund zwanzig Metern zu einer gewaltigen Kuppel. Zwischen den Säulen, in halber Höhe, fanden sich aufwendig dekorierte Tribünen, auf denen sich bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Lebewesen tummelten. Alle wollten sie den besten Platz ergattern. Gemessen an den Verhaltensweisen, die Tyler aus den Football-Arenen kannte, war ihr Vorgehen dabei mehr als nur human. Keiner war darauf bedacht, andere zu drängeln oder zu schubsen, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen.
    Mittig dominierten zwei halbringförmige Tische, die so beieinanderstanden, dass sie wiederum einen nahezu geschlossenen Kreis darstellten. Nur zwei gegenüberliegende Durchgänge von circa einem Meter unterbrachen ihn. Gemessen an dem monströsen Saal, wirkte der Tisch des intergalaktischen Bündnisses geradezu schlicht, was er jedoch nicht war. Wie auch die Säulen und die Emporen bestand er aus edelstem weißem Gestein und war mit aufwendigen Symbolen und unterschiedlichsten Schriftzeichen versehen. Jonathan mochte sich irren, da er die Zeichen in dem verborgenen Raum nur kurz zu Gesicht bekommen hatte, doch er war sich nahezu sicher, dass diese sich glichen.
    »Tretet in den Kreis«, sprach Enki, woraufhin die beiden Menschen unter den kritischen Augen der Zuschauer einen der Zugänge nutzten, um in den Kreis zu gelangen.
    Jonathan verspürte plötzlich ein dumpfes Gefühl in der Magengegend. Es kam ihm vor, als stünden sie vor einem Tribunal, bei dem das Schicksal der Menschheit von ihnen abhinge. Wie Tyler bereits befürchtete, könnte dies den Untergang ihrer Zivilisation bedeuten. Würden sie nicht die richtigen Worte finden, um ihre Existenz zu berechtigen ... Jona wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, und dazu hätte er auch keine Gelegenheit bekommen.
    Ein lauter Summton erklang, und die Zuschauer auf den Emporen begannen sich nach und nach zu erheben. Als alle standen, öffnete sich eine große Tür auf der anderen Seite des Saales, und acht Gestalten, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, traten im Gänsemarsch in die Halle der Einigkeit. Auch wenn sie alle ein wenig absonderlich wirkten – wie der grünbräunliche Reptilmann, dessen Maul groß genug war, um ein Kind mit einem Happen zu verschlingen –, stach ein Wesen Jonathan besonders ins Auge. Seine Haut war fahl, gänzlich farblos, ebenso seine langen dünnen Haare, die über das weiß fließende