Invasion der Götter
eurem Zimmer geleiten.«
Zur selben Zeit trat Martu, einer der jüngeren Dingir und Sohn von An, in das pompöse Gemach Nintus ein. Anders als in den übrigen Teilen des Schiffes waren die Wände schwarz, und es hingen viele lange, schmale violette Tücher von der hohen Decke herab, was dem Raum eine sehr düstere Atmosphäre verlieh. Die mythologische Göttin trug nur ein dunkles, dünnes, seidenartiges Negligee, doch der junge Mann hatte keine Scheu, der wohlgeformten Frau nahe zu kommen, die äußerst freizügig auf ihrem schwarzen Bett saß. Er gesellte sich zu ihr. Liebevoll blickte sie ihn an und strich ihm über sein Gesicht. Martu schloss seine Augen, was ihr signalisierte, dass er ihre Berührungen wahrlich genoss. Langsam führte sie ihre Lippen zu den seinen und küsste ihn sanft, was er erwiderte und dabei zärtlich seine Hand auf ihre Wange legte. Die beiden wurden immer leidenschaftlicher. Wild ließ Nintu ihre Finger über den schlanken Körper des jungen Mannes gleiten, der dabei ekstatische Geräusche von sich gab. Dann hielt sie inne und begann erneut das Gesicht von Martu zu streicheln.
»Du bist, wie dein Vater früher einmal war, Martu. Heute ist er nicht einmal mehr halb der Mann, der er früher einmal war. Ich kann mich noch an deine Zeugung zurückerinnern, sie war voll von Leidenschaft«, hauchte sie ihm ins Ohr.
»Doch die Leidenschaft, die ich in dir immer wieder aufs Neue wachrufe, war er nie imstande zu erwecken«, erwiderte Martu.
Sanft strich sie ihm mit den Fingerspitzen den Oberschenkel hinauf, und Martu schloss erneut vor Erregung seine Augen.
»Da hast du vollkommen recht«, antwortete sie ihm.
Er schlug seine Lider wieder auf und hielt ihre Hand fest.
»Ich habe eben erfahren, dass der Bund der Selektion zugestimmt hat und die Jaina bereits mit der Ernte der ersten Essenzen begonnen haben.«
Nintu stieß ihren verruchten Zögling augenblicklich vom Bett, der verstört auf dem schwarzen Boden zum Liegen kam.
»Wie kannst du es wagen, mich zu verführen und mir dabei eine derart wichtige Informationen vorzuenthalten? Wann dachtest du mir dies zu erzählen, etwa nachdem du deine Wohllust befriedigt hast? Oder hattest du dir durch die Überbringung deines Berichtes eine Belohnung erhofft?«
Martu setzte sich auf. Er war sichtlich entrüstet über diese Unterstellung, doch statt sie zu dementieren, versuchte er seine Mutter unterwürfig zu beschwichtigen. Er wusste, wie sie war, und ihr zu widersprechen sah Nintu als pure Respektlosigkeit an. Auch wenn er dies an ihr hasste, liebte er sie zugleich bedingungslos, mehr als ein Sohn seine Mutter eigentlich lieben dürfte.
»Geliebte Mutter. Nie könnte ich dir etwas vorenthalten. Ich konnte deinen weiblichen Reizen einfach nicht widerstehen und ließ mich von meiner eigentlichen Aufgabe ablenken. Verzeih mir, große Ninhursanga.«
Wohlwollend tätschelte sie seinen Kopf und stieg aus ihrem Bett.
»Ich verzeihe dir! Beauftrage Otch, die Gleiter vorzubereiten. Wir werden diesen Menschen zeigen, was es heißt, sich mit Nintu anzulegen.«
Sie wandte sich von Martu ab und lief zu einem abseits stehenden Stuhl, der mit einem roten, samtähnlichen Stoff bezogen war, um sich das über dessen Lehne liegende schwarze Gewand umzuwerfen.
»Ich muss keine Gedankenleserin sein, um zu wissen, dass dir etwas nicht passt. Sonst zögerst du auch nicht, meine Todesschwadronen zu entsenden«, sagte sie und betrachtete ihn aus der Distanz. Martu atmete tief durch und erhob sich wieder vom Boden.
»Du weißt, große Nintu, dass ich dir nur ungern widerspreche, doch das ist etwas anderes. Diese Wesen liegen Enki sehr am Herzen, er betrachtet sie als seine Kinder und ihm warst du, wie zuvor meinem Vater An eine getreue Ehefrau. Außerdem hat das Bündnis bereits zu ihren Gunsten entschieden, warum sollten wir uns diesem zum allerersten Mal widersetzen? Die Eabani dürfen nur eingesetzt werden, wenn der intergalaktische Bund ausdrücklich einen Genozid anordnet.«
Nintu reagierte erzürnt und trat auf den jungen Mann zu, der angsterfüllten Blickes jeden Moment damit rechnete, ihre überschäumende Wut zu spüren zu bekommen. Sie sah ihn jedoch nur abwertend von Kopf bis Fuß an, als ob sie einschätzen wollte, ob er es überhaupt wert war, sich zu echauffieren, als ihre Gefühle plötzlich rabiat aus ihr herausbrachen.
»Wie kannst du es wagen, das Wort des intergalaktischen Bundes über das meine zu stellen? Dieses anachronistische Komitee
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