Invasion der Götter
unfähiger, impertinenter Renommisten hat keine Ahnung. Würde ich, Ninhursanga, die Galaxien beherrschen, gäbe es keine antagonistische oder gar minderwertige Spezies mehr. Mit meinem Genie und der Kraft meiner schwarzen Armee würde ich alle Welten mit eiserner Faust kontrollieren.«
»Du könntest dich tatsächlich gegen deine eigene Spezies stellen und das oberste Gebot Ans brechen?«, fragte Martu zutiefst erschüttert. Nintu lachte und sah den jungen Dingir wieder mit diesem abschätzigen Blick an.
»Ich würde sogar meine eigenen Kinder verraten, wenn es um meine Bedürfnisse geht.«
»Das kann und werde ich nicht zulassen, Mutter. Niemand sollte sich gegen die Seinen stellen. Ich werde augenblicklich An, meinem Vater darüber berichten.«
Martu drehte sich um und war im Begriff, das Gemach seiner Mutter zu verlassen, als Nintu einen Dolch unter ihrem weiten Gewand hervorzog und diesen ihrem Sohn grausam in den Rücken rammte. Mit weit aufgerissenem Mund und starren, verzweifelten Augen stand Martu da, als seine Mutter so nah mit ihrem Mund an sein rechtes Ohr kam, dass er ihre warmen Lippen spüren konnte.
»An ist nicht mehr der Führer, für den du ihn hältst. Sein Geist ist alt und schwach – er wird sicherlich nicht mehr lange unter uns weilen, aber selbst das, mein Sohn, wirst du leider nicht mehr miterleben. Ich habe dir deine regenerativen Fähigkeiten entzogen, also sterbe gut. Ich liebe dich«, flüsterte sie, dann leckte sie ihm einmal über die Ohrmuschel und zog den Dolch aus seinem Kreuz. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fiel er bäuchlings zu Boden. Er spürte, wie langsam die Wärme aus seinem Körper verschwand und der Leere Platz zu machen schien. Er war kaum noch fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Der junge Dingir fragte sich nur noch eines, ob dies gerade wirklich mit ihm geschah. Niemals hätte er vermutet, dass seine Mutter so weit gehen würde, um ihre Ziele zu erreichen. Kalt lächelnd blickte sie auf Martu hinab, der kaum noch in der Lage war, sich zu bewegen oder gar zu sprechen.
»Es sieht so aus, als brauchte ich einen neuen Laufburschen, wie bedauerlich. Hättest du nicht wenigstens bis nach deinem Botengang mit deiner kleinen Rebellion warten können? Nun muss ich Otch selbst den Befehl geben, und du weißt doch, wie ich Bewegung außerhalb meines Bettes verachte.«
Nintus Gesichtsausdruck war, während sie das sagte, bitterernst. Verständnislos und kopfschüttelnd stieg sie über den Leib ihres stark blutenden Sohnes hinweg, öffnete die Tür, warf einen diabolischen Blick zurück, lächelte und verschwand aus ihrem Gemach.
Kapitel 12
New York City, New York
Vereinigte Staaten von Amerika
[4 Stunden, 24 Minuten]
»Marc Walsh für GNN mit den Breaking News. Aus der ganzen Welt erreichten uns Augenzeugenberichte von Menschen, die ohne einen erfindlichen Grund zusammenbrachen. Die meisten von ihnen waren zuvor bester Gesundheit, was den ersten Verdacht auf biologische Kriegsführung oder einen tödlichen Virus lenkte. Da manche Opfer in Anwesenheit anderer Personen kollabierten, die jedoch nicht betroffen waren, sind diese Möglichkeiten laut fachkundigen Wissenschaftlern bereits ausgeschlossen. Neusten Berichten zufolge gehen die Todesopfer inzwischen in die Hunderte, und die Zahlen scheinen minütlich weiterzusteigen. Von Babys bis hin zu Greisen macht die mysteriöse Todesserie vor keinem Halt. Hängt das alles vielleicht mit den außerirdischen Besuchern zusammen? Und ist es möglicherweise ein Rachefeldzug gegen uns, da die Russen sie mit Atomraketen beschießen? Wenn dem so sein sollte, müssen wir uns auf das Schlimmste gefasst machen, denn weitere Länder haben sich laut unseren Korrespondenten mit Russland zusammengeschlossen und planen ebenfalls einen Angriff. Jeder von uns könnte also der Nächste sein.«
In diesem Augenblick fasste sich der adrett gekleidete Nachrichtensprecher mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck an die Brust und schrie verzweifelt auf, während ein sonderbares Leuchten um ihn herum langsam den Raum erhellte.
»Marc! Marc! Verdammt! Was ist mit dir?«, fragte der Kameramann im Verborgenen.
Studiomitarbeiter stürmten ins Bild, in der Hoffnung, dem beliebten TV-Mann und Kollegen helfen zu können. Seine Miene wandelte sich zu einer furchterregenden Fratze.
Eine lateinamerikanische Frau, die bei ihm stand, wahrscheinlich die Visagistin, schreckte leichenblass zurück und kreischte.
»¡Dios mío! ¿Qué cojones?«,
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