Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
wert. Ich bin ja froh, dass Page wenigstens den Mumm hatte anzufragen.
»Was wissen wir sonst noch über die Wanderung?«, wollte Page wissen.
»Nicht sehr viel, Sir. Wir haben zwei Fernspähertrupps in die Gegend geschickt – und drei weitere bereits verloren -, aber die können uns nur über die Ränder etwas sagen. Also … ich vermute, der Verlust von drei Kundschaftertrupps, die dort vorzudringen versuchten, sagt uns, dass die Mistkerle das Gelände ziemlich dicht besetzt haben.«
Jetzt war Page derjenige, der die Achseln zuckte. Informationen waren im Krieg immer kostspielig; das waren sie immer gewesen und würden es auch immer bleiben.
»Was macht die 5 th Infantry?«
Riveras Finger beschrieb auf der Karte einen Bogen von Nordosten nach Südwesten. »Die haben sich um das Ende der Panamericana herum eingegraben, wo die Darién-Lücke beginnt. An den Flanken sind Special-Forces-Teams in Stellung. Es hat ein paar halbherzige Versuche gegeben, unsere Front zu stürmen, aber allem Anschein nach sind die Posleen in einer langen, ziemlich dünnen Kolonne verteilt, die bei dieser Massierung hier auf der Karte beginnt.« Der Finger tippte dabei zweimal auf die Landkarte. »Zu stärkeren Massierungen sind sie nicht fähig. Die Straße ist nicht schlecht, zumindest bis zur Lücke, wo sie praktisch verschwindet, und deshalb konnten wir auch die Versorgung mit Minen und Granaten einigermaßen aufrecht erhalten. Die 5 th hält stand. Ich habe ja gesagt , dass sie das würden.«
»Aber irgendwann«, erwiderte Page, »irgendwann, das wissen Sie auch, werden die Posleen die Flanken finden.«
»Yes, Sir. Deshalb haben wir ja an den Flanken die Special Forces eingesetzt, damit das Regiment rechtzeitig gewarnt wird, wenn es Zeit ist, sich zurückzuziehen. Die 760 th Pioneer ist dabei, Rückfallpositionen für sie bis zu der Stelle zu bauen, wo die Panamericana östlich der Stadt auf freies Gelände kommt.«
Gefechtsposition Ovalo, Provinz Darien, Republik Panama
»Wie war ich doch an dem Tag besoffen, als meine Mom aus dem Knast kam …«
Jede Einheit braucht ihr eigenes Lied. Das hier war das der 760th. Sie war eine ungewöhnliche Gruppe, ihre Leute standen sich alle sehr nahe, größtenteils waren sie sogar blutsverwandt. Sie kamen aus Marion, Virginia, in den Vereinigten Staaten. Ihre Musik hatten sie mitgebracht. Die Crew eines Bulldozers sang sie sogar zum beständigen Poltern ihres schweren Geräts.
Carter schüttelte den Kopf. Er selbst war kein Landei, war aber in der Army aufgewachsen, kannte kein anderes Zuhause. Dass seine Einheit sich gerade dieses Lied ausgewählt hatte? Nun ja, verwundern konnte es einen nicht.
»Wie weit sind Sie jetzt, Sam?«, fragte Carter den Chef der 760th, einen West-Point-Mann, der die reguläre Armee schon lange hinter sich hatte und in die Reserve eingetreten war.
Sam spuckte einen dunkelbraunen Strahl Tabaksaft aus – seit er das Kommando über die Kompanie übernommen hatte, hatte er sich ein paar widerwärtige Angewohnheiten zugelegt – und antwortete: »Ungefähr siebzig Prozent hier, Sir. Aber wir sind beim Vorbereiten der nächsten Stellung weiter hinten auch schon ziemlich weit.«
»Gut gemacht, Captain Cheatham. Sagen Sie Ihren Leuten, ich gratuliere.«
»Wird gemacht, Colonel.«
Carter wandte sich ab, um wieder in seinen Hummer zu steigen und nach Osten zu fahren, zurück zum Gros seines Regiments. Das Dröhnen des Dieselmotors wurde übertönt von »Und dann hat sie ein Zug überfahren …«
Carter schüttelte den Kopf, fuhr die Straße entlang und bog in den Dschungel ein, zurück zur ersten Gefechtsstellung, wo er sich vorgenommen hatte, den Aliens einen heißen Empfang zu bereiten.
Provinz Darién, Republik Panama
Eigentlich hätte dieses kleine Dorf vor Menschen wimmeln sollen. Nach den langen Wochen seiner Abwesenheit rechnete Ruiz damit, dass ihm am Dorfrand ein ganzes Rudel Kinder entgegengerannt kam. Seine Frauen, jetzt alt, aber – da er Soldat war – kurz vor der Verjüngungsbehandlung, die sie wieder jung und gesund machen sollte, hätten über seine Rückkehr ein Freudengeschrei erheben sollen.
Aber … da war nichts: keine Kinder, keine Frauen, keine … Leute. Alles war totenstill. Der Indiohäuptling stieg aus seinem Kanu, aber nichts als Leere empfing ihn.
Ruiz schlich sich vorsichtig in das Dorf. Bauliche Schäden waren nicht viele festzustellen. Andererseits hatte es in dem Dorf auch wenig Baulichkeiten gegeben, die man zerstören
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