Invasoren der Erde
durchschaut hatten. Wir ließen Sie absichtlich hin und wieder einen Blick hinter die Kulissen werfen – so daß Sie jetzt eigentlich erkennen müßten, daß ich nicht gekommen bin, um Sie zu töten.«
»Aber – ich habe Sie doch hergelockt …«
»Wirklich, Mister Thrall?« David lächelte. »Und ich nehme an, daß Sie auch Cabrito umbrachten – und die Bombe warfen, die mich knapp verfehlte …?«
»Nein, natürlich nicht. Aber das bedeutet – und der Wagen da unten …«
»Wir sind in voller Stärke hier«, sagte David kalt. »Es wird Zeit, daß Sie Ihre Entscheidung treffen, Thrall. Stehen Sie auf unserer Seite – oder kämpfen Sie lieber allein weiter, ohne Anerkennung, von Ihrer eigenen Rasse verachtet, als Exzentriker bespöttelt …?«
»Nein!« sagte Thrall. Sein Lächeln war eine verzerrte Grimasse, als er die Waffe hochriß. »Ich bin vielleicht ein Versager – aber ich verrate die Menschheit nicht. Niemals!«
Der Schuß dröhnte im gleichen Moment auf, als David sich zur Seite warf. Er schlug gegen den Stahlkasten mit dem Kadaver, und das Ding rutschte mit seinem schauerlichen Inhalt durch den Raum.
Eine Kugel prallte vom Metall ab, eine zweite bohrte sich Zentimeter von Davids Kopf entfernt in das Holz. Und dann schrie Thrall heiser auf, als der schwere Kasten ihn mitriß und gegen das Instrumentenpaneel warf.
David kam auf die Beine und sah Thralls schmerzverzerrtes Gesicht. Er hielt mit ausgestrecktem Arm den Kadaver von sich, der zusammen mit dem Kasten quer über seinen Unterkörper gefallen war.
»Meine – meine Beine …« flüsterte Thrall. »Sie haben sie gebrochen …«
David sprang an dem Verletzten vorbei zum Wandschalter und knipste ihn aus. Thrall wimmerte vor sich hin. David schlich durch das Dunkel ans Fenster und sah hinunter auf den unkrautüberwucherten Rasen und die fahle Schleife des Anfahrtsweges, der zu der struppigen Hecke an der Straße führte. Ein kleiner schwarzer Wagen parkte dort, nahezu unsichtbar. Nur in der Windschutzscheibe spiegelte sich das Licht der Sterne.
»Wem gehört der Wagen?« fragte er scharf.
»Ich dachte – Sie sagten …«
»Wir haben beide eine Menge Unsinn geredet«, sagte David. Er hob den schweren Kasten von Thralls Beinen und kniete neben ihm nieder. »Hören Sie mir zu, Thrall: Ich bin keiner der Invasoren! Ich ging aus dem gleichen Grund wie Sie zu der Versammlung – ich wollte ihnen auf die Spur kommen.«
»Dann – glauben Sie – daß sie – hier unter uns – sind?« Thrall stieß es mit schmerzverzerrter Miene hervor.
»Ich glaube, daß wir beide in Todesgefahr schweben«, sagte David schnell. »Vermutlich hat man uns hierher verfolgt. Jetzt …«
»Aber – Cabrito«, sagte Thrall. »Haben Sie ihn nicht erschossen?«
»Nein. Es war ein anderer, Thrall. Zuerst dachte ich, daß Sie mit ihm zusammenarbeiten. Aber das habe ich mir inzwischen aus dem Kopf geschlagen. Sie haben noch keinen Menschen getötet.«
Thralls Augen wandten sich dem schrecklichen Gesicht des Leichnams zu, das nur Zentimeter von seinem eigenen entfernt war. »Sie vergessen – ihn«, flüsterte er.
»Das ist eine Medizinerleiche. Man sieht an der Unterseite noch die Abdrücke des Formalintanks, in dem sie gelegen hatte. Versuchen Sie jetzt lieber nicht, mich mit Ihrer Verruchtheit zu beeindrucken, Thrall! Wir sind in einer bösen Lage. Und ich brauche Ihre Hilfe.«
»Sie – Sie lügen!« sagte Thrall, und neue Furcht kroch in seinen Blick. »Sie wissen über letzte Woche Bescheid – an der Brücke – und über die anderen Vorfälle …«
»Ich wollte doch nur Zeit gewinnen«, sagte David. »Die Auskünfte haben Sie mir selbst geliefert. Schließlich hatten Sie einen Revolver in der Hand, das dürfen Sie nicht vergessen. Ich mußte …«
»Tun Sie, was Sie vorhaben!« keuchte Thrall. »Ich werde nie meine eigene Rasse verraten. Und die Hilfe von Ihren Freunden kommt zu spät. Sie werden das Haus niemals lebend verlassen. Es ist mit Fallen versehen. Fallen für die Invasoren! Und jetzt – und jetzt …« Seine Stimme ging in ein Stöhnen über. Die Augen rollten nach oben, und sein Kopf hing schlaff zur Seite. David fühlte den Puls des Verletzten. Er ging schwach und flatternd.
Er stand auf. Er hatte ein paar Dinge richtig beurteilt – und sich bei anderen getäuscht. Und die Fehler, die er begangen hatte, konnten sich jetzt tödlich auswirken. Der Wagen an der Ecke – er konnte harmlos sein, aber er hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit
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