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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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einem Schlag gleich eine Handvoll gegnerischer Städte vernichtend zu schlagen. Der Stein, den Lattens bei diesem Mal hatte abschießen lassen, war ein mittelgroßes Projektil. Wenn er im Meer landen würde, besonders an einer flacheren Stelle in der Nähe des Ufers, würde er vielleicht seinerseits sehr wenig Schaden verursachen, während er gleichzeitig verhinderte, daß der Junge seinen einzigen großen Stein dort hinschießen konnte, wo er die größte Zerstörung würde anrichten können.
    Der Stein schlug in eine Küstenstadt ein und verursachte ein leichtes Klatschen im Hafen, schickte jedoch eine größere Staubwolke und Holzsplitter und Bruchstücke von Gebäuden aus Ton über die Landschaft und spritzend ins Wasser hinaus.
    »Ja, Junge!« schrie UrLeyn und sprang auf.
    RuLeuin erhob sich ebenfalls. »Gut gemacht!«
    »Ein guter Schuß!« rief BreDelle. BiLeth klatschte geziert in die Hände.
    ZeSpiole schlug auf die Armlehne seines Sitzes. »Großartig!«
    DeWar ballte die Hände zu Fäusten und stieß ein wütendes Brüllen aus.
    »Hurra!« schrie Lattens und fuchtelte mit den Armen herum. Er verlor das Gleichgewicht und drohte von den Stufen zu fallen. Die Dame Perrund sah, wie DeWar nach vorn schoß und sich dann bremste, als das Kindermädchen den Jungen auffing. Lattens bedachte sein Kindermädchen mit einem wütenden Blick, dann zappelte er in ihren Armen herum, bis sie ihn wieder dorthin stellte, wo er gestanden hatte.
    »Paß auf dich auf, Junge!« rief UrLeyn lachend.
    »Es tut mir leid, Herr«, sagte die Dame Perrund. Sie hatte die Hand an den Hals gelegt, gleich unterhalb des roten Schleiers, wo anscheinend ihr Herz plaziert war. »Ich hätte gedacht, er stünde sicherer…«
    »Oh, ihm fehlt nichts!« erklärte UrLeyn ihr mit einer Art jovialer Wut. »Keine Bange!« Er drehte sich um. »Verdammt guter Schuß, Junge!« rief er. »Noch mehr von der Sorte, wenn ich bitten darf, und dann den Urgroßvater-Stein in die Mitte seines Meeres!«
    »Ladenscion ist erledigt«, rief Lattens, wobei er die Hand in DeWars Richtung schwenkte und sich mit der anderen Hand an dem überstehenden Stück Längslatte der Trittleiter festhielt. »Die Vorsehung möge uns beschützen!«
    »Oh, handelt es sich jetzt um Ladenscion, nicht mehr um das Reich?« fragte UrLeyn lachend.
    »Bruder«, sagte RuLeuin, »ich weiß nicht, welches die größere Ehre wäre, an Eurer Seite zu kämpfen oder beim Regieren an Euer Statt zu helfen. Seid versichert, ich werde alles, was Ihr von mir verlangt, nach meinen besten Kräften und Fähigkeiten tun.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte UrLeyn.
    »Wie Euer Bruder sagt«, meldete sich nun ZeSpiole wieder zu Wort, indem er sich vorbeugte, um sich ins Blickfeld des Protektors zu bringen.
    »Nun, vielleicht kommt es gar nicht soweit«, sagte UrLeyn. »Vielleicht bringen uns die nächsten berittenen Boten die Nachricht mit, daß die Barone verzweifelt um Frieden winseln. Aber ich freue mich, daß Ihr beide meinen Vorschlag annehmt.«
    »Mit Freuden, Bruder!«
    »In aller Bescheidenheit, Herr.«
    »Gut, dann sind wir uns ja alle einig.«
    DeWars nächster Schuß schlug in landwirtschaftliches Gebiet ein, was ihn veranlaßte, vor Zerknirschung herumzuspringen und Flüche auszustoßen. Lattens lachte und ließ einen Schuß folgen, der eine kleinere Ortschaft zerstörte. DeWar zerstörte als nächstes eine Brücke. Lattens erwiderte mit ein paar Steinen, die ihr Ziel verfehlten, doch dann traf er eine Stadt, während DeWars entsprechende Schüsse lediglich ins Erdreich einschlugen.
    Lattens beschloß, seinen größten Stein einzusetzen und zu versuchen, den größten Teil von DeWars verbliebenen Städten mit einem Schlag auszulöschen.
    »Das ist mein Junge!« rief sein Vater. »Zeig es ihm, jetzt!«
    Mit viel Ächzen und Quietschen der verzwirbelten Stränge gedehnten Leders – und ein paar Stöhn- und Wimmerlauten von DeWar, der dastand und zusah – wurde Lattens’ Katapult bis zur äußersten Ausdehnung gespannt, so daß der Arm die höchste Schleuderkraft haben würde.
    »Bist du sicher, daß das nicht zuviel ist?« rief UrLeyn. »Du wirst dein eigenes Meer treffen.«
    »Nein, Herr. Ich lege außer dem großen auch noch andere Steine ein.«
    »Also gut«, sagte der Protektor zu seinem Sohn. »Paß aber auf, daß du die Waffe nicht kaputt machst.«
    »Vater!« rief der Junge. »Darf ich die Schleuder selbst laden? Oh, bitte!«
    Der Diener, der wie ein Kanonier angezogen war, war im

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