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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sich belustigt an.
    »Die Klagen der Barone und ihre Sturheit, ihre Weigerung zu verhandeln, erscheinen mir irgendwie unverhältnismäßig.«
    »Meint Ihr, sie beschwören den Krieg um seiner selbst willen herauf?«
    »Ja. Nun, nicht eigentlich um seiner selbst willen. Nur ein Verrückter würde so etwas tun. Aber bestimmt aus einem tiefergehenden Grund als nur wegen ihres Bestrebens, sich in ihrer Unabhängigkeit von Tassasen zu behaupten.«
    »Aber welche Beweggründe könnten sie sonst noch haben?«
    »Es sind nicht ihre Beweggründe, die mir Sorgen bereiten.«
    »Wessen denn?«
    »Die von jemandem, der hinter ihnen steckt.«
    »Sie werden also dazu aufgestachelt, einen Krieg anzuzetteln?«
    »So kommt es mir vor, aber ich bin schließlich nur ein Leibwächter. Der Protektor ist jetzt mit seinen Generälen in Klausur gegangen und glaubt, weder meine Anwesenheit noch meinen Rat zu brauchen.«
    »Ich hingegen bin dankbar für Eure Gesellschaft. Doch ich hatte den Eindruck gewonnen, daß der Protektor Eure Meinung sehr hoch schätzt.«
    »Sie wird dann am meisten geschätzt, wenn sie mit seinen eigenen Ansichten übereinstimmt.«
    »DeWar, Ihr seid eifersüchtig, nicht wahr?« Sie blieb stehen und wandte sich zu ihm um. Er sah ihr ins Gesicht, das von der Kapuze ihres Umhangs und dem dünnen Schleier halb im Schatten verborgen war. Ihre Haut schimmerte in der Dunkelheit wie ein Goldschatz tief in einer Höhle.
    »Vielleicht bin ich das«, gab er mit einem verschämten Grinsen zu. »Oder vielleicht dringe ich in meinem Pflichterfüllungsdrang wieder einmal in Bereiche vor, in denen ich nichts verloren habe.«
    »Wie in unserem Spiel.«
    »Wie in unserem Spiel.«
    Sie wandten sich gleichzeitig wieder nach vorn und gingen weiter. Sie nahm wieder seinen Arm. »Also, wer steckt Eurer Meinung nach hinter den aufgebrachten Baronen?«
    »Kizitz, Breistier, Velfasse. Jeder einzelne für sich oder ein Bündnis aus unseren drei selbsternannten Anwärtern auf den Kaiserthron, wobei jeder das Recht darauf für sich selbst in Anspruch nimmt. Kizitz sorgt für Unruhe, wo immer er kann. Breistier verlangt einen Teil von Ladenscion und trachtet möglicherweise danach, seine Streitkräfte als Kompromißbesatzung anzubieten, um unsere Armee und die der Barone voneinander getrennt zu halten. Velfasse hat sein Auge auf unsere östlichen Provinzen geworfen. Die Verlegung unserer Streitkräfte nach Westen könnte eine Finte sein. Faross hätte gern die Zwirbelinseln zurück und verfolgt vielleicht eine ähnliche Strategie. Dann gibt es noch Haspidus.«
    »Haspidus?« wiederholte sie. »Ich dachte, König Quience unterstützt UrLeyn.«
    »Im Augenblick mag es in seine Pläne passen, wenn man glaubt, er unterstütze UrLeyn. Aber Haspidus liegt hinter… jenseits von Ladenscion. Es wäre für Quience leichter als für irgend jemanden sonst, die Barone mit Kriegsmaterial zu versorgen.«
    »Und Ihr glaubt, Quience widersetzt sich dem Protektor aus königlichen Prinzipien? Weil UrLeyn es gewagt hat, einen König zu töten?«
    »Quience kannte den alten König. Er und Beddun standen in einer Beziehung zueinander, die einer Freundschaft so nahekam, wie es bei Königen nur der Fall sein kann, es könnte also durchaus einen persönlichen Grund für seine Feindseligkeit geben. Doch auch abgesehen von diesen Umständen ist Quience kein Narr, und im Augenblick liegen bei ihm keine drängenden Probleme an, die ihn beschäftigen würden. Er genießt den Luxus, viel Zeit zum Nachdenken zu haben, und die Intelligenz, um zu wissen, daß UrLeyns Beispiel nicht für alle Zeiten widerstandslos hingenommen werden kann, wenn er seine Krone seinen Erben zu vermachen wünscht.«
    »Aber bis jetzt hat Quience noch keine Kinder, oder?«
    »Keine, die in Betracht gezogen werden müßten, und er hat sich auch noch nicht entschlossen, wen er zu heiraten gedenkt, doch selbst wenn seine Sorge nur seiner eigenen Regentschaft gilt, könnte es dennoch sein, daß er das Protektorat fallen sehen möchte.«
    »Du liebe Güte! Ich hatte keine Ahnung, daß wir dermaßen von Feinden umgeben sind.«
    »Ich befürchte, das sind wir, edle Dame!«
    »Ach! Wir sind da.«
    Das alte, aus Stein errichtete Gebäude auf der anderen Seite der stark belebten Straße war das Armenhospital. Dies war der Ort, an den die Dame Perrund mit ihrem Korb voll Nahrung und Medizin hatte kommen wollen. »Mein altes Zuhause«, sagte sie und blickte über die Köpfe der Leute hinweg. Eine kleine Gruppe

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