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Irgendwann Holt Es Dich Ein

Irgendwann Holt Es Dich Ein

Titel: Irgendwann Holt Es Dich Ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Hill
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Kartoffelbrei vernichtet. »Die beiden haben sich umgebracht, weil jemand ein böses Spiel mit ihren Schwächen trieb. So viel wissen wir doch inzwischen, oder?«
    Kate atmete tief durch und mühte sich, das Durcheinander in ihrem Kopf zu ordnen. Sie sah auf Neils Teller, überlegte, das letzte Stückchen Wurst aufzupicken, das er übrig gelassen hatte, entschied sich jedoch dagegen. »Aber warum hat jemand ihnen so zugesetzt? War es, weil derjenige herausgefunden hat, dass sie etwas Furchtbares getan haben?«
    »Oder weil jemandem einfach danach war, ihnen ein bisschen die Hölle heißzumachen.«
    »Artikel über Schlankheitskuren«, sagte sie. »Die wurden Serena geschickt.« Gleichzeitig kam ihr ein Gedanke. »Serena war in einer Zeitschrift. Es gab einen Artikel in einem Wohnmagazin, mit Foto, und auf dem sah sie ziemlich mollig aus. Ich erinnere mich, dass ich selbst dachte, sie sieht da ganz schön dick aus.«
    Schlagartig wurde Neils Interesse wieder lebhafter. Er spitzte die Lippen, als wollte er einen Pfiff ausstoßen, was er glücklicherweise unterließ. Stattdessen beugte er sich über den Tisch zu Kate. Ja, sie konnte sich sehr gut vorstellen, wie es war, von Neil befragt zu werden: Man hatte keine Chance, ein Geheimnis zu wahren. Er kitzelte alles aus einem raus, auf die eine oder andere Art. »Genau wie bei Hattie«, meinte Neil. »Beide waren in Zeitschriften, bei beiden wurden ihre Schwachstellen enthüllt. Und in dem Moment erkennt diese Person ihre Chance und greift an. Haben sie in den Artikeln eure alte Schule erwähnt?«
    »Warum?«
    »Das könnte ein guter Grund für jemanden sein, die Frauen zu hassen. Weil sie auf der Lady Jane Grey waren. Das ist zumindest etwas, was sie gemeinsam hatten.«
    Kate spürte einen eisigen Klumpen im Bauch, als sie an den Geschenkkorb dachte, den man ihr zugeschickt hatte. Nein, das war bloß ein Zufall. Es hatte nichts mit all dem hier zu tun. Wieso sollte es auch? Hattie und Serena waren von jemandem gequält worden, der wusste, was das »Furchtbare« war, das sie getan hatten; jemandem, der versuchte, sie auf seine Weise dafür zu bestrafen. Weshalb sollte irgendwer Kate bestrafen wollen? Das Furchtbare, was immer es sein mochte, stand in keinerlei Zusammenhang mit ihr. »Die Mobber werden gemobbt«, dachte sie und bemerkte zu spät, dass sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte.
     
    »Das ist ja ein Ding!«, sagte Neil. »Diese Frauen waren Schultyrannen? Du denkst, die anonymen Sendungen könnte jemand geschickt haben, der sich für ihre Gemeinheiten rächen will? Wow, das ist echt der Hammer! Davon musst du mir unbedingt mehr erzählen. Und wir sollten mit der Polizei reden, ob sie in die Richtung ermitteln. Wir müssen so viel wie möglich rausfinden. Da steckt vielleicht eine große Story hinter: Zwei angesehene, erfolgreiche Frauen, beide ehemalige Schülerinnen der Lady Jane Grey, die ihre Mitschülerinnen gemobbt haben, werden von jemandem in den Selbstmord getrieben, der ihnen bis heute gram ist. Das ist ...« Er verstummte mitten im Satz und sah Kate fragend an. »Was ist?«
    Den ganzen Abend hatte sie ihre Tränen zurückgehalten, aber jetzt brannten sie in ihren Augen, und sie war nicht sicher, wie lange sie noch durchhalten konnte. Sie könnte Neil alles über ihre Schulzeit erzählen. Sie könnte ihm anvertrauen, was Serena mit ihr gemacht hatte. Oder sie tat alles achselzuckend ab. Außerdem war sie sicher, dass es einen anderen Grund für ihre Tränen geben musste. »Neil, um Himmels willen, komm wieder auf den Teppich! Das ist kein Spaß; hier gibt es Opfer, und zwar nicht bloß Hattie und Serena. Ich saß gerade eben mit einer Dreizehnjährigen zusammen, deren Mutter sich umgebracht hat. Josie, das arme Mädchen. Wie soll sie damit fertigwerden?«

VIERZEHN
     
    Josie wollte Kate nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sie wunderte sich, wie sehr ihr die Sache zu Herzen ging, denn gewöhnlich konnte Kate ihre Gefühle sehr gut kontrollieren und ließ so schnell nichts an sich herankommen. Aber dieser tollpatschige trauernde Teenager ging ihr mehr unter die Haut, als sie es jemals für denkbar gehalten hätte. Vielleicht lag es daran, dass Josie Kate an ihr eigenes früheres Ich erinnerte, ein wenig zumindest: der Kontrast zwischen zu entschlossener Klugheit, Offenheit und den resigniert eingezogenen Schultern. Josie erinnerte Kate daran, wie sie selbst früher gewesen war, bevor sie beschloss, nichts mehr auf die anderen zu geben und ihr Leben

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