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Irgendwann Holt Es Dich Ein

Irgendwann Holt Es Dich Ein

Titel: Irgendwann Holt Es Dich Ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Hill
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und es gab keine scharfen Kanten, an denen sie sich verletzen konnte.
    Sie wollte mit Neil verheiratet bleiben. Sie liebte ihn, aber sie hatte ihn immer für selbstverständlich genommen. Nun hatten sie die Chance auf einen Neuanfang. Ihr war, als würde sie aus einem Albtraum erwachen. In ihren Gedanken waren die Auseinandersetzungen mit Neil und ihre Trennung eng verwoben mit dem, was Hattie und Serena geschehen war. Doch alles würde wieder gut werden; sie waren auf dem richtigen Weg. Sie würden ein paar Tage bei Neils Familie verbringen, viel essen, alberne Spiele spielen, und alles wäre wieder gut.
    Kate musterte Neils Profil. Er starrte stur geradeaus und konzentrierte sich auf die Straße oder tat zumindest so. Er hatte eine CD eingelegt - Elbow, eine Scheibe, die sie beide mochten. Und er hatte die Musik lauter als sonst gedreht, sodass sie sich unmöglich unterhalten konnten. Kate glaubte, dass er es absichtlich gemacht hatte. Er war immer noch angespannt, was sie ihm nicht verübeln konnte nach allem, was sie ihm zugemutet hatte. Sie hatte ihn aus dem Haus geworfen und ihn dann wie selbstverständlich um Hilfe gebeten, als sie ihn brauchte. Er dachte, dass sie hysterisch wäre; sie fand ihn bevormundend und glaubte, er verharmlose ihre berechtigten Ängste. Kurz und gut: Es gab noch eine Menge zu klären, doch keiner von ihnen fühlte sich in der Stimmung, das Thema im Augenblick überhaupt anzurühren.
    Aber von nun an würde alles anders werden. Sie hatte Neil nach Hause zurückkehren lassen, und sie hatten geredet, wenigstens ein bisschen. Die Polizei würde Beweise dafür finden, dass George Serena ermordet hatte, und alles wäre wieder in Ordnung. Kate hatte das Gefühl, dass es ein Neuanfang war. Sie konnte es kaum erwarten, zum Weihnachtsfest zu ihren Schwiegereltern zu kommen. Sie war immer schon gern dort. Hier hatte sie das Gefühl, in einer richtigen Familie zu sein. Überall spürte man Liebe. Sie und Neil könnten im Schoß der Familie alles andere vergessen.
    Die Kühltürme neben der M 1 bei Sheffield erzeugten immer ein Hochgefühl bei Kate. Hier im Norden schien der Himmel sich weiter zu wölben. Als sie Neil kennenlernte, hatte sie so viele Vorurteile gegenüber dem Norden und Yorkshire. Sie hatte sich vorgestellt, dass seine Familie in einer düsteren, engen Reihenhaussiedlung am Rande einer stillgelegten Kohlengrube wohnte. Tatsächlich bewohnten seine Eltern ein lichtdurchflutetes Haus aus den frühen Siebzigern mit großen Fenstern am westlichen Rand von Barnsley. Die M 1 sorgte für ein ständiges Hintergrundsummen, aber von Neils Kinderzimmer aus, das inzwischen zum rüschengeschmückten Gästezimmer umgestaltet war, sah man auf die Moore, Täler, Dörfer und Felder sowie den imposanten Sendeturm von Emley Moor: überall Weite und frische Luft.
     
    Kate ist glücklich, dachte Neil. Sie plauderte mit seiner Mum in der Küche, bewunderte die neuen Schränke und die Arbeitsplatte, auf die Neils Mum so stolz war. »MDF-Platte«, hatte sie gesagt, »aber das sieht keiner, nicht wahr? Sieht doch richtig teuer aus, oder?«
    Und Kate hatte mit Überraschung und Zustimmung an genau den richtigen Stellen aufgewartet. Sie strich mit dem Finger über die Flächen aus Granitimitat und stieß überrascht »Oh« und »Ah« aus, als sie ihr den kürzlich erweiterten Hauswirtschaftsraum vorführten, für den sie den seitlichen Bereich bis zur Trennmauer zwischen ihrem und dem Nachbargrundstück überbaut hatten.
    Neil bekam das alles mit und liebte Kate dafür. Schon immer hatte ihn erstaunt, wie gut Kate sich mit seinen Eltern verstand. Natürlich liebte er seine Eltern, das taten Kinder nun einmal. Doch nicht nur das, er hatte seine Eltern auch wirklich gern und hielt sie für sympathische Menschen; eine Tatsache, die keineswegs selbstverständlich war. Die beiden waren gute, anständige Leute: bodenständig, unprätentiös, verlässlich und fleißig. Kate wirkte wie ein ganz anderer Mensch, wenn sie mit ihnen zusammen war, viel entspannter, liebevoll und offen. Ihm gefiel es ausgesprochen gut, dass seine kluge, für gewöhnlich etwas distanzierte Frau in diesem Moment mit einem Becher Tee in der Küche stand und sich angeregt darüber unterhielt, wer wohl das Weihnachts-Special des Tanzwettbewerbs Strictly Come Dancing im Fernsehen gewinnen würde.
    Zum ersten Mal seit Wochen, vielleicht sogar seit Monaten, sah Kate glücklich aus. Allerdings war auch nicht zu übersehen, dass sie reichlich

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