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Irgendwann passiert alles von allein

Irgendwann passiert alles von allein

Titel: Irgendwann passiert alles von allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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ziemlich schwer auf meiner Schulter lag. Plötzlich bog sie sich nach vorne und ich sah, wie Leos Hände sie niederdrückten.
    |104| »Scheiß drauf.«
    Wir wuchteten die Matratze aus dem Lattenrost gegen die Wand und durchblätterten die Umschläge: Briefe, die niemals abgeschickt worden waren, in offenen Umschlägen, die stanken. Doch kein Geld.
    »Schenz, bring mal ein Messer!«, rief Leo. Einen Moment später stand eine Gestalt mit Sonnenbrille und einem angerosteten Küchenmesser im Türrahmen. Schenz grinste.
    »Siehst aus wie in ›Braindead‹«, sagte Leo. »Gib mir das Teil.«
    Aber Schenz gab ihm das Messer nicht. Er behielt es fest in der Hand, lockerte weder Griff noch Grinsen. Langsam ging er auf uns zu, stieg auf das Bett und holte aus. Das Messer fuhr in die Matratze, bis fast die ganze Klinge darin verschwunden war. Schenz zog das Messer nach unten und stoppte nach etwa zehn Zentimetern. Seine Hand fuhr in das Innere hinein, tastete sich in alle Richtungen vor, bis schließlich sein ganzer Unterarm darin verschwunden war.
    Ich war mir sicher, gleich würde er Gold oder ein Bündel Tausender aus der Matratze ziehen. Doch als Schenz nach einer Minute noch immer in dem schimmeligen Ding herumfuhrwerkte, musste ich an die Geschichte vom Stattler Andi denken. Irgendjemand hatte in der Schule erzählt, er hätte eine Wette verloren, bei der der Einsatz gewesen sei, den Arm von hinten in eine Kuh zu stecken. Der Stattler schlich sich also mit seiner Clique nachts in einen Kuhstall. Als sein Unterarm ganz in der Kuh verschwunden war, ging das Licht an und |105| vor dem Stattler stand der Bauer, bewaffnet mit einer Mistgabel. Stattler hatte die Schule längst verlassen, aber das Gerücht geisterte seit mindestens fünf Jahren auf dem Pausenhof herum. Die Matratze war die Kuh und Schenz trug eine Sonnenbrille in einer modrigen Wohnung, in der gerade eine Menge Staub aufgewirbelt wurde.
    »Schenz, ich glaube, da ist nichts drin«, sagte Leo.
    »Doch«, keuchte er. »Die haben bestimmt was drin versteckt.« Sein Arm bewegte sich noch hektischer.
    »Ich glaube, dann wäre da irgendwo eine Naht.«
    Ich nahm in der Zwischenzeit den Stapel Briefe und steckte zwei in meine Hosentasche. Sam stand jetzt im Türrahmen und starrte auf den Menschen mit der Sonnenbrille und dem halben Arm in der Matratze.
    »Drüben ist nix«, berichtete er wie ein Soldat, der von der Patrouille zurückgekehrt war.
    Schließlich zog Schenz seinen Arm aus der Matratze. Eine dicke Drahtfeder folgte ihm. Sein Kopf war hochrot angelaufen. »Scheiße«, sagte er. »Was ist, wenn hier nix ist?«
    »Mach dich locker, hier muss was sein.«
    Und dann wanderten drei Augenpaare und eine Sonnenbrille synchron durch den Raum und vier Gehirne grübelten darüber nach, wo noch Geld versteckt sein könnte. Wir stoppten alle an derselben Stelle.
    Der Schrank!
    Leo ging zwei Schritte und stand nun wenige Zentimeter vor einem über zwei Meter hohen und fast ebenso breiten schwarzgrauen Kleiderschrank. Seine |106| Ecken und Kanten waren glatt und abgerundet, doch seine Türen verschlossen.
    »Wo ist der Schlüssel?«, fragte Leo und bohrte seine Fingerkuppen in den feinen Spalt zwischen Schranktür und Verankerung. Er drückte, riss und zerrte mit ganzer Kraft, das alte Holz knarzte, aber auf ging der Schrank nicht. »Hier muss irgendwo ein Schlüssel sein. Verdammt. Die Alten haben bestimmt irgendwo einen Schlüssel versteckt.«
    Schenz klappte den Teppich um, Staub wirbelte auf, Leo holte aus der Küche einen Stuhl, stieg darauf und fuhr mit der Hand über die Oberseite des Schranks. Schenz hustete asthmatisch, denn eine gewaltige Staubwolke flog direkt in sein Gesicht. Leo zerrte wieder weiter an der Tür. Seine Finger glitten die Oberkante der Schranktür entlang, bis sie an der Ecke mehr Halt fanden. Die Tür bog sich ein wenig nach außen, doch sie hielt stand. Sam kniete sich auf den Boden, um gleichzeitig an der Unterkante zu reißen. Das Holz ächzte, die Tür bog sich an ihren Rändern nach außen. Schenz und ich kamen den beiden zu Hilfe und bohrten unsere Finger nun im Mittelteil in den kleinen Spalt. Wir zogen und bogen zu viert an der alten, widerspenstigen Tür herum. Wir stöhnten und fluchten. Doch dann stieg Leo vom Stuhl herab, stellte ihn zur Seite und baute sich einen guten Meter vor dem Schrank auf. Wir hörten auf und Leo trat zu. Einmal, zweimal, dreimal. Doch das Holz gab nicht nach.
    Ich rannte die Treppe hinab ins Erdgeschoss. Mir

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