Irgendwas geht immer (German Edition)
sie mit einem behutsamen »Los haut ab, ihr Schwachköpfe, und lasst ihn zufrieden«, doch als dies nicht die gewünschte Wirkung zeigte, machte er ihnen mit einem beherzten » VERPISST EUCH VERDAMMT NOCH MAL, SONST SETZT’S WAS !« den Garaus. Eine Drohung, die ihre Wirkung nicht verfehlte, möchte ich sagen. Manchmal ist es durchaus nützlich, ihn bei sich zu haben.
Von weniger Erfolg gekrönt war unser Abstecher in die Savile Row und die Jermyn Street. Wie lange habe ich von dem Moment geträumt, einen Fuß über die Schwelle einer dieser vielgerühmten Stätten der Handwerkskunst zu setzen – ein Herrenausstatter. Ich war geradezu atemlos vor Vorfreude. Eine Tür kündete von meinem Betreten, und oh, was für ein köstlicher Duft mir entgegenschlug. Göttlich! Der Geruch nach feinstem Tweed und das zitronige Aroma von Rasierwasser, vermischt mit der würzigen Note handgefertigter Lederschuhe. Der Duft von Stil und Noblesse. Ich erklärte dem guten Mann, ich sei auf der Suche nach einem anständigen Tagesanzug und möglicherweise einem Gehrock. Papa nahm indessen Platz und las den Independent und zeigte keinerlei Anzeichen von Verlegenheit.
Der wunderbare Verkaufsassistent mit dem wohlklingenden Namen Mr Berry bemühte sich nach Kräften, mir einen Ballen Stoff nach dem anderen zu präsentieren, aus dem meine künftigen Kleidungsstücke gefertigt werden könnten, einer edler als der andere: Nadelstreifen, Fischgrät und Windsor-Karos, Wolle, Seide und Leinen. Wir waren uns einig, dass ein Mann in der Stadt niemals Braun tragen könne, weil das viel zu exaltiert sei. Wir diskutierten auch die Vorzüge eines korrekten Huts für jede Saison und die Frage, wann ein Panamahut, ein Homburg oder ein schlichter Fez zu tragen seien. Welcher ist le chapeau juste – der richtige Hut? Eine wahre Wohltat! Mr Berry nahm Maß und brachte, anhand meiner Anweisungen, eine perfekte Skizze exakt jenes Anzugs zu Papier, den ich im Sinn gehabt hatte. Endlich hatte ich jemanden gefunden, der meine Bedürfnisse verstand und sie zu meiner vollen Zufriedenheit zu erfüllen vermochte.
Gerade als ich den Anzug in Auftrag geben wollte, zeigte die leidige Frage nach der Bezahlung ihr hässliches Gesicht. Wieso muss man sich stets mit derart vulgären Dingen herumschlagen? Mit gedämpfter Stimme setzte Mr Berry mich darüber in Kenntnis, dass der Anzug »rund 800 Pfund« und der Gehrock »grob geschätzt um die 1200 Pfund, Sir« kosten würde. Mir blieb vor Entsetzen die Luft weg, und während die unheimliche Stille wie eine düstere Wolke über uns hing, rang ich verzweifelt nach Worten. Ich öffnete den Mund, doch kein Laut wollte über meine Lippen dringen. Stattdessen entrang sich mir lediglich ein leises Japsen, und ich musste mich setzen, um meine Fassung wiederzuerlangen. Das war der Zeitpunkt, als sich Papa zu Wort meldete und dem guten Mann erklärte, meine Barschaft belaufe sich auf gerade einmal 40 Pfund.
Mr Berry zeigte uns freundlicherweise eine Auswahl an Taschentüchern, und am Ende entschied ich mich für eine hübsche rote Seidenkrawatte. Papa half mir mit den fehlenden 12,50 Pfund zu meinen 40 Pfund aus, worauf wir den Ausstatter eiligst wieder verließen. Es gelang mir gerade noch, mich um die nächste Ecke zu schleppen, außerhalb von Mr Berrys Sichtweite, als mich ein neuerlicher Anfall heftigster Übelkeit überkam. Und dabei saß ich noch nicht einmal im Wagen!
Nun, ich fürchte, ich werde in absehbarer Zukunft nicht von meiner Zivilkleidung loskommen. Diese Londoner Herrenschneider sind, obgleich sie zweifellos Meister ihrer Handwerkskunst sind, rechte Halsabschneider und Banditen, wie mir scheint.
ZWÖLF
MO
Verdammt! Gerade als ich mich nach den Weihnachtsferien wieder in die Arbeit stürzen wollte, habe ich mir eine fürchterliche Grippe eingefangen. Natürlich hat sich die ganze Familie einen Riesenspaß daraus gemacht, mich zu behandeln, als litte ich unter einem wahnwitzigen Supervirus, der die gesamte Menschheit auszulöschen droht. Und den Planeten gleich mit dazu. Sie stülpten sich diese Schutzmasken über, die mein reizender Ehemann sonst zum Streichen benutzt, und Haushaltshandschuhe.
Peter musste dem Ganzen natürlich noch seinen persönlichen Stempel aufdrücken und lief in einem Morgenrock und einer alten Badekappe mit Blumenmuster herum. Er ist der Meinung, das verleihe ihm eine dramatische Note. Ich finde, er sieht unheimlich aus. Ein bisschen wie die Mutter aus Psycho . Nicht gerade
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