Irgendwie Anders (German Edition)
Ich mag es, wenn er Sachen trägt, die eng anliegen. Ich trete hinter ihn und schmunzle über seine Begeisterung.
„Welches Motiv gefällt dir am besten?“
Tim zieht eins nach dem anderen an.
„Dies hier“, sagt er schließlich entschlossen. Es ist das mit dem dunklen Turm, aus dem die Blitze zucken und den Schriftzug bilden. Ich nicke wohlwollend. Ist auch mein liebster Entwurf. Der Kleine hat einfach Geschmack.
„Prima. Dann ist das jetzt deins“, erkläre ich.
„Echt? Du gibst mir das einfach so?“, fragt er ungläubig nach.
„Nein“, antworte ich bestimmt. „Ich erwarte, dass du damit Werbung läufst. Besser, als an dir kann ich es kaum präsentieren.“
Tim lächelt geschmeichelt und betrachtet sich ausgiebig im Spiegel. Ich lege spontan von hinten meine Arme um ihn und schaue ihn über die Schulter hinweg an: „Wer ist denn jetzt eitel?“
„Idiot“, gibt er zurück und lehnt sich an mich. „Es ist wunderschön. Vielen Dank.“ Er wirbelt zu mir herum, umfasst mein Gesicht mit den Händen und küsst mich heftig auf den Mund. Das kommt so überraschend, dass ich um ein Haar zurücktaumle.
Oh Mann, das sollte er besser lassen. Meine Hose wird sehr schnell zu eng und wir müssen leider gleich los. Deshalb schiebe ich ihn mit sanfter Gewalt von mir.
„Ich nehme dein Dankeschön gerne später an“, flüstere ich mit belegter Stimme. Tim lächelt verschmitzt, kneift die Lippen zusammen.
„Bist du sonst fertig?“
„Brauche nur noch meine Schuhe.“ Tim bückt sich um einen unter dem Bett hervor zu ziehen und sein Blick gleitet suchend durchs Zimmer. Der andere liegt direkt neben der Tür. Er setzt sich aufs Bett und schnürt sich die Schuhe zu.
Ich komme schon wieder auf nicht jugendfreie Gedanken und lenke mich ab, indem ich mein Handy einstecke. Dabei bemerke ich, dass es immer noch auf stumm geschaltet ist.
Ah, Mist. Das hatte ich vergessen. Ich schalte das Festnetztelefon ebenfalls wieder ein, aber da ist ohnehin ein AB daran. Mein Handy piepst gleich mehrfach und ich überfliege kurz die Nachrichten.
Alex hat etwas geahnt, denn allein fünf Anrufe sind von ihm und auch zwei SMS. Ich überfliege sie kurz: „Verpennt oder noch beschäftigt? Melde dich. Sehe dich später. Vergiss das Konzert nicht! Alex.“
„Der Kleine etwa? Nummer fünfzehn? Verausgabe dich nicht zu sehr. Ich erwarte detaillierten Bericht. Morgen selbe Zeit! Alex.“ Wieso weiß er Bescheid? Na, klasse und nun tauche ich noch mit Tim auf. Wehe Alex macht den ganzen Abend blöde Bemerkungen. Ich sollte ihn mir wohl gleich schnappen und da was klären.
„Fertig“, sagt Tim neben mir. Rasch stecke ich das Handy weg und schnappe mir die Autoschlüssel.
„Hilfst du mir mit den Kartons?“ Tim nickt eifrig und packt auch schon mit an.
Auf dem Weg zum Konzert spiele ich ihm ein bisschen von der Musik vor. Einiges gefällt ihm, viele Stücke bestehen allerdings wirklich nur aus wildem Grölen. Könnten auch Gorillas im Nebelwald sein. Das sage ich auch so und Tim lacht: „Wenn du das meinst. Du bist der Fachmann.“
Ich erzähle ihm von meiner Arbeit, von anderen Bands, den Konzerten, was alles dazugehört. Alex' Firma veranstaltet sehr unterschiedliche, hat sogar Klassik und Volksmusik dabei. Tim hört gespannt zu, scheint ihn wirklich zu interessieren. Ich komme nicht umhin, von Alex zu erzählen, immerhin ist er mein Kunde.
„Du bist auch gut mit ihm befreundet, oder?“, fragt Tim nach.
„Oh, ja“, erkläre ich. „Wir kennen uns schon lange. Er hat in Amerika gelebt und sich früh selbstständig gemacht, und als ich mit der Lehre fertig war und den Job in der Agentur bekommen habe, war er derjenige, der mich für seine Firma haben wollte. Ich verdanke ihm viel von meinem beruflichen Erfolg.“
Widerwillig gebe ich zu: „Du hast ihn übrigens schon kennengelernt. Du hast mit ihm im Club getanzt. Nummer fünfzehn. Erinnerst du dich?“ Fast wünsche ich mir, er würde nein sagen. So ein Blödsinn. Natürlich wird er sich an Alex erinnern. Jeder erinnert sich an Mister Supersexy.
Stattdessen schaut Tim überrascht zu mir herüber. „Das war Alex? Wow, der sah echt gut aus.“ Klar, ist dir das aufgefallen, Kleiner. Mist, wäre ich nur schon früher da gewesen. So ein Typ wie Alex fasziniert jeden. Ganz bestimmt auch Tim. Und Alex würde niemals nein sagen.
„Ihr seid beide schwul. Hast du mit ihm ...“ Tim schaut ein wenig verlegen zu mir herüber und kaut auf der Unterlippe herum.
„Du
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