Irgendwo dazwischen (komplett)
weil ich ihn liebe, sondern weil ich scharf auf ihn bin.
Ich will ihn, weil ich weiß, wie gut es tut, mit ihm zu schlafen. Ich will
seine Hände auf meiner Haut, ich will ihn schmecken und ich will ihn spüren,
aber ich will das nur, weil er mich erregt. Ich spüre nicht, was ich früher
gespürt habe. Der Funke fehlt. Das Gefühl fehlt. Die Liebe fehlt.
Er hebt
mich hoch und geht weiter. Unsere in einander verschlungenen Körper werden vom
kühlen Wasser verschluckt. Ich schlinge meine Beine um seine Hüften. Es ist
schön zu spüren, wie erregt er ist. Seine großen Hände an meinem Hintern.
Und dann
pfuscht mir mein Hirn dazwischen. Was mache ich hier? Wenn ich ihn nicht liebe,
wieso küsse ich ihn dann? Ich drücke ihn von mir weg. „Stefan...“ Er schaut
mich irritiert an. Sein schwerer Atem streift meine Wange.
„Was ist
los?“
„Ähm, also
irgendwie geht mir das alles ein bisschen zu schnell, und zweitens... was ist
mit Verhütung?“
„Du nimmst
nicht die Pille?“
„Nein, tue
ich nicht... und sogar wenn ich die Pille nehmen würde, würde ich es nicht
tun...“ Als ich gerade etwas sagen will, etwas in die Richtung, naja, dann
lass uns mal wieder zum Ufer gehen , packt er mich und dringt mit zwei
Fingern in mich ein. Und ja, ich sollte das nicht zulassen, doch ich tue es.
Denn es ist unglaublich, wenn er das tut. Das war es damals und das ist es
jetzt. Im Gegensatz zu Clemens, weiß er nämlich, dass man Finger bewegen
kann. Ich küsse ihn und lasse mich gehen. Wie eine solch kleine Bewegung unser
Handeln verändern kann.
„Ich will
dich...“ Er flüstert es ganz leise. „Gott, Emma, ich will dich...“ Und es macht
mich an, dass er das sagt. Es zu spüren, ist eine Sache, es dann auch noch zu
hören, eine vollkommen andere.
„Es ist
nicht so, dass ich nicht will, es geht nur nicht.“
„Und
draußen?“
„Draußen?“
„Am
Ufer...“ Ich stehe drauf, wenn seine Stimme sich so anhört. Sie klingt nach
Lust. Sie klingt nach hemmungslosem Sex. Sie klingt nach Schweiß und nach
Anstrengung.
„Am Ufer?“
„Ich hab
Kondome.“
Na, der hat
ja vorgesorgt. Ich schiebe ihn von mir weg. „Hast du etwa gewusst, dass das
passiert?“
„Bist du
denn nicht froh, dass ich welche habe?“
„Das war
nicht die Frage...“
„Emma, ich
habe zwei Kondome dabei. Im Geldbeutel... “
Ich schaue
ihn an. „So, wie früher...“
„Ja, so,
wie früher...“ Wir schweigen. Seine Finger noch immer in mir. Langsam fängt er
wieder an, sie zu bewegen. Und wie immer, wenn er das tut, werde ich willenlos.
„Zum Ufer?“ Erst reagiere ich nicht, weil es so gut ist. Dann wird der Druck
stärker. Ich atme auf. Dann fragt er noch einmal. „Zum Ufer?“
„Ja...“,
seufze ich. „...ja, zum Ufer...“
Die großen
Steine unter meinem Rücken sind noch warm von der Sonne. Er rollt das Kondom
über, dann küsst er mich. Lange küsst er mich. Dann schiebt er sich zwischen
meine Beine. Und dann dringt er in mich ein. Und wieder ist es ein schönes
Gefühl, aber es ist nicht, wie es einmal war. Es ist unbeschreiblich, ihn in
mir zu spüren. Aber ich brenne nicht unter seinen Bewegungen. Es könnte auch
ein anderer sein. Ich könnte auch jetzt die Augen schließen und mir wieder
vorstellen, mit Stefan zu schlafen, obwohl ich gerade mit ihm schlafe. Denn der
Stefan in mir ist nicht der Stefan von früher.
Und dann
wird es mir klar. Ich liebe ihn nicht. Ich begehre ihn nur. Doch lieben tue ich
ihn nicht. Nicht mehr. Und das tut weh, denn ich wünschte, ich würde ihn
lieben. Es war schön, ihn zu lieben. Und es war schön, von ihm geliebt zu
werden. Doch das hier ist nur Lust. Und daran ist nichts auszusetzen, denn es
ist gut. Es ist unwahrscheinlich gut. Es fragt sich nur, was es für Stefan
bedeutet. Und während er sich weiter bewegt, hoffe ich, dass es für ihn auch
nur Lust und Begierde ist, denn ich will ihm nicht wehtun. Nicht noch einmal.
Und nicht so.
Und dann
höre ich auf zu denken. Denn jetzt gibt es ohnehin kein Zurück mehr. Und
deswegen sollte ich das Beste daraus machen. Und das tue ich. Stefan nimmt
mich. Ich spüre seinen Atem an meinem Nacken, ich spüre seine Hände an meiner
Hüfte, und ich spüre, wie er sich immer schneller in mir bewegt. Er küsst mich.
Ich rieche ihn, ich schmecke ihn. Nur lieben tue ich ihn nicht. Trotzdem wäre
ich gerade nirgends lieber als hier unter ihm. Ich öffne die Augen und sehe ihn
an. Seine Augen sind geschlossen, sein Mund leicht geöffnet. Die
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