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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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vielleicht geht es ja auch um
ihre Mutter. Das glaube ich zwar nicht, aber man weiß ja nie. Eine ganze Weile
antwortet sie nicht. Schließlich brummt sie zustimmend in den Hörer. „Was war
denn?“
    „Ich hätte
nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber Männer sind Schweine...“
    Ich muss
lachen, unterdrücke es aber. „Warum ist Paul ein Schwein?“
    „Er hat
diese Helene gevögelt...“
    „Was?!
Wann?“
    „Ironischerweise
an dem Abend, als wir zusammengekommen sind.“
    „Also
nachdem ihr neulich miteinander geschlafen hattet?“ Sie brummt wieder. „Und
warum?“
    „Ist doch
egal... er hat es getan...“
    „Ja, aber
warum?“
    „Was soll
denn dieses ewige Warum-Gefrage?“
    „Er muss
doch gedacht haben, dass das mit euch nichts wird, sonst hätte er das sicher
nicht gemacht.“
    „Möglich...“
    „Ja, was sagt
er denn dazu?“
    „Er sagt,
es war ein Fehler.“
    „Und?“,
frage ich vorsichtig.
    „Was und?“
    „Na, ist
das alles?“
    „So
ungefähr...“, antwortet Marie gereizt.
    „Aha...“
    „Er ist so
ein Arsch.“
    „Ja, liebt
er dich denn nicht?“
    „Doch, das
tut er...“
    „Und du
liebst ihn...“
    „Ja.“
    „Und warum
zum Teufel schläft er dann mit Helene?“
    „Na, weil
er ein Mann ist...“
    Ich muss
lachen, und diesmal schaffe ich es nicht, es zu unterdrücken. „Tut mir Leid...“
    „Was tut
dir Leid?“
    „Dass ich
lachen musste...“
    „Das ist
kein Problem.“
    „Und sonst
hat er nichts gesagt?“, frage ich, und dieses Mal schaffe ich es, mich
zusammenzureißen.
    „Er hat
etwas von kämpfenden Hähnen gesagt, die sich zwischen Angriff und Flucht nicht
entscheiden können, oder so ähnlich. Keine Ahnung. Ich hab vergessen, wie man
das nennt.“
    „Eine
Übersprunghandlung“, antworte ich.
    „Ja genau,
das war es.“ Sie macht ein abschätziges Geräusch. „So ein Quatsch.“ Sie seufzt.
„Du, Lili? Kann ich dich was fragen?“
    „Sicher...“
    „Weißt du,
ob Elias gekommen ist, als er mit Giselle geschlafen hat?“
    „Ich habe
ihn nicht direkt gefragt, aber ich gehe mal davon aus.“
    „Und das
stört dich nicht?“
    „Doch,
sicher stört es mich, aber was soll ich noch machen?“
    „Ich kann
nicht aufhören, es mir vorzustellen.“
    „Wie sie
miteinander schlafen?“
    „Ja...“
    „Das kann
ich verstehen... aber das hört auf.“
    „Ehrlich?“
    „Ja,
ehrlich.“
    „Und wann?“
    „Na, ein
bisschen dauert das schon...“
    „Ich kann
es aber nicht mehr ertragen, wie ihre Brüste vor meinen Augen wippen...“
    „Glaub mir,
ich weiß genau, wie es dir geht...“
    „Ich werd
einfach auch mit einem anderen schlafen.“
    „Ach,
komm... das bringt doch nichts...“
    „Wer weiß?“
    „Ich bin
mir da ziemlich sicher.“ Ich wünschte, ich könnte ihr helfen. Ich wünschte, es
gäbe eine Lösung für solche Probleme. Doch ich kenne keine. „Hat er dich denn
nicht angerufen?“
    „Doch...
mehrfach.“
    „Und?“
    „Es gibt im
Moment nichts, was er sagen könnte, dass es mir besser geht. Er macht es nur
noch schlimmer...“
    „Marie...
ich will nicht sagen, dass es nichts zu bedeuten hat, und ich will auch nicht
sagen, dass du es ihm verzeihen sollst, aber ich denke, es ist wichtig, dass du
dir darüber klar wirst, dass er dich wirklich liebt. Und das schon lange...
Hätte er geahnt, dass ihr eine Chance habt, hätte er geahnt, was du empfindest,
dann hätte er das nicht getan. Und woher hätte er das wissen sollen? Ich meine,
du hast ihm vor einem Jahr ziemlich klar gemacht, dass du auf Frauen stehst...
er war sich vermutlich sicher, dass er deine Zeichen falsch deutet...“ Sie
schweigt. „Ich meine das nicht als Vorwurf, falls das so rüber kam, ich meine
nur, dass...“
    „Ich habe
es auch nicht als Vorwurf verstanden“, unterbricht sie mich. „ich verstehe, was
du meinst...“
    „So blöd
das vielleicht auch klingen mag, bei mir wurde es besser, als wir miteinander
geschlafen haben.“
    „Und du
meinst, das sollte ich tun? Zu ihm fahren und mit ihm schlafen? Das ist doch
wohl nicht dein Ernst...“
    „Nein,
nicht jetzt... aber du hast mich gefragt, wann es aufhört mit den Bildern...
Bei mir war es, als ich mit ihm geschlafen habe. Nach und nach wurde mir klar,
dass du Recht hattest...“
    „Ich?
Womit?“
    „Dass es
unterm Strich keine Rolle spielt... weil er mich liebt und nicht sie...“
    „Für diesen
blöden Vortrag wollte ich mich übrigens noch entschuldigen.“
    „Objektiv
gesehen hattest du schon

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