Irgendwo dazwischen (komplett)
Investmentbanker,
nicht bei einem Erzieher, auch wenn sie weder mit dem Rechtsanwalt oder dem
Investmentbanker glücklich wäre.
Leises
Gemurmel im Flur, dann kommen sie ins Wohnzimmer, wo Stefan und ich noch immer
sitzen und warten. „Emma, sieh mal, wer da ist...“ Es ist schön sie, zu sehen.
Sie sieht, wie immer, super aus.
„Emma...“
Sie breitet ihre zierlichen Arme aus und kommt auf mich zu. „Schön, dich zu
sehen...“ Ich stehe auf und drücke sie an mich.
„Ja, finde
ich auch“, sage ich nach einer Weile. Sie lächelt, dann entdeckt sie Stefan.
„Ach, hallo
Stefan... Ich wusste gar nicht, dass du wieder da bist?“
„Nein,
woher auch? Du bist ja nie hier...“ Das war wieder so ein typischer Seitenhieb
meiner Mutter.
„Mutter
weiß es auch erst seit etwa einer halben Stunde... du hättest es also auch
nicht gewusst, wenn du hier gewesen wärst...“, falle ich meiner Mutter in den Rücken.
Lia lächelt. Wir Geschwister haben viel zu wenig zusammengehalten. Es war
hauptsächlich immer nur Konkurrenz.
Nachdem
meine Mutter auch Lia gegen ihren Willen mit Kaffee und Kuchen versorgt hat,
erzählt Stefan seine Kanada-Geschichten weiter. Und noch eine Stunde vergeht.
Wenn nicht bald etwas passiert, dann fange ich an zu schreien. Ganz laut. Ich
stehe einfach auf und schreie. Und dann passiert es. Lia fällt Stefan ins Wort.
„Mama...“
„Ja, einen
Moment, Schatz... Stefan erzählt doch gerade...“
„Ich bin
nicht wegen Kaffee und Kuchen hier... und ich bin auch nicht gekommen, um mir
Geschichten über Kanada anzuhören...“ Sie wendet sich Stefan zu, „...tut mir
Leid, Stefan, ich will nicht unhöflich sein.“
„Nein,
nein, schon gut...“ Er wirkt fast erleichtert, dass er nicht noch mehr von der
unglaublich schönen Landschaft erzählen muss.
„Was ist
denn, Lia?“ Die Stimme meiner Mutter klingt frostig. „Was gibt es denn, das
nicht warten kann?“
„Mama...“
„Ja? Was?“
Sie schaut
zu Stefan, dann zu mir. Sie scheint abzuwägen, ob sie das, was auch immer sie
sagen will, vor uns sagen soll. „Können wir vielleicht kurz nach nebenan
gehen?“
„Ich lasse
doch meinen Gast nicht hier alleine sitzen.“
„Also
erstens ist er mein Gast“, unterbreche ich sie, „...und zweitens ist er nicht
allein. Ich bin schließlich auch noch da…“
„Aber
sicher bist du das, Schatz...“, flötet sie, dann wendet sie sich Lia zu. „Ich
sehe keinen Grund, warum wir nicht hier reden sollten, Liebes.“
„Bist du
dir sicher?“
„Aber ja,
Stefan gehört doch quasi zur Familie.“ Ihre Perlweiß-Zähne strahlen. Stefan
schiebt sich das letzte Eckchen Kuchen in den Mund und kämpft mit seinem
Würgreflex. Nach drei Stück Erdbeer-Sahne kein Wunder. „Noch ein Stückchen
Kuchen, Stefan?“
Lia schaut
mich fassungslos an. „Mutter?“
„Ja, gleich
Schatz.“ Meine Mutter greift nach dem Tortenheber und schiebt ein großes Stück
Torte darauf.
„Nein,
nicht gleich, jetzt.“ Lias Tonfall ist bestimmt. Er ist fordernd und kalt.
Meine
Mutter schaut sie an. „Ja, was ist denn los?“
„Ich bin
schwanger.“
Dann höre
ich nur noch, wie ein Stück Erdbeer-Sahne mit einem lauten Pflatsch auf
den Tisch fällt, knapp gefolgt vom Scheppern des silbernen Tortenhebers, den
meine Mutter bis vor ein paar Sekunden noch fest in der Hand hatte. Vor ein
paar Sekunden, als ihre Welt noch heil war.
Lili
„Und was
hat deine Mutter gesagt?“
„Nicht
viel...“ Er liegt auf dem Bett und schaut zur Decke. „Emma hat mich eben
angerufen und es mir erzählt...“
„Lia ist
zwanzig, so jung ist das doch nicht.“
„Darum geht
es nicht... das Kind ist von Simon...“
„Aber Lia
liebt Simon...“
„Das ist
nicht der Punkt.“
„Ja, und
was ist dann bitte der Punkt?“, frage ich verständnislos.
„Meine
Mutter kann ihn nicht leiden.“
„Aber sie
kennt ihn doch kaum.“
„Darum geht
es nicht...“, sagt Elias und seufzt. „Wenn es nach meiner Mutter geht, ist er
einfach nicht gut genug für Lia...“
„Oh...“
„Genau.“
„Und was
sagt dein Vater?“
„Ach, mein
Vater“, entgegnet Elias abschätzig.
„Was meinst
du damit?“
„Der ist
doch sowieso nie da...“, sagt er.
„Ja, er
arbeitet eben viel...“
„Ja,
vielleicht, aber sicher nicht so, wie wir uns das vorstellen...“
„Kannst du
aufhören, in Rätseln zu sprechen?“
„Mein Vater
hat eine andere.“
Ich starre
Elias an. „Was?“, frage ich perplex. „Das glaube ich nicht. Dein
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