Irgendwo dazwischen (komplett)
er leise.
„Was redest
du denn da?“
Er schaut
kurz zu Joakim, dann wieder zu mir. „Emma, du liebst mich nicht. Du liebst
ihn.“ Fassungslos schaue ich ihn an. „Vielleicht hast du es anfangs nicht
einmal selbst gewusst.“ Ich schaue ihm in die Augen. „Allein die Art, wie du
ihn anschaust. Die Art, wie es dich fertigmacht, wenn er Clarissa küsst.“ Er
schüttelt den Kopf. „Ich bin nicht dumm, Emma.“ Tränen laufen über meine
Wangen. „Und ich denke, dass nicht nur du ihn liebst.“ Gerade will ich etwas
sagen, doch Stefan winkt ab. „Ich will es nicht wissen, Emma. Und ich will auch
nicht wissen, ob schon etwas zwischen euch war. Ich will gar nichts wissen.“
„Du bist so
gefasst“, sage ich erstaunt.
„Es ist für
uns beide das Beste, wenn ich gehe.“ Dann erst begreife ich es.
„Du liebst
mich auch nicht mehr.“ Er schaut zu Boden. „Richtig?“
Er nickt.
Dann nach einer Weile sagt er leise, „Ich dachte wirklich, ich dass ich dich
noch liebe, und irgendwie tue ich das auch.“ Wir schauen uns an. „Und ja, ich
bin eifersüchtig auf jeden, der dich anfassen darf.“ Er schaut zu Joakim. „Aber
das reicht nicht.“ Tränen laufen über meine Wangen. „Ich werde nach Kiel gehen
und ihr...“ Er bricht ab. „...es ist jedenfalls besser so.“
„Es tut mir
Leid, Stefan.“ Meine Stimme klingt verheult. „Ich hätte es dir schon viel
früher sagen müssen.“
„Es
verletzt mich, aber es würde mich noch viel mehr verletzen, wenn ich dich
wirklich lieben würde. Früher hätte es mich wahrscheinlich umgebracht.“ Er
streichelt mir über die Wange.
„Was sollte
das mit der Unterwäsche?“, fragt Joakim mit einem eisigen Unterton.
„Wie schon
gesagt“, er räuspert sich verlegen und schaut mich an. „...du wirst sicher
bestimmt spitzenmäßig darin aussehen.“
„Das ist
keine Antwort.“
„Nein, da hast
du Recht.“
„Du
wolltest noch einmal mit ihr ins Bett gehen, richtig?“, fragt Joakim
angewidert.
„Vielleicht...“,
gibt Stefan kleinlaut zu. „Ja, vielleicht hätte ich gerne noch einmal mit ihr
geschlafen.“ Stefan schaut mich an. „Hättest du denn mit mir geschlafen? Ich
meine, obwohl du mich nicht mehr liebst?“ Ich schlucke. Was heißt da hättest ...?
Ich habe die ganze Zeit mit ihm geschlafen, obwohl ich ihn nicht liebe. „Das
war unglücklich formuliert“, sagt Stefan dann. Und ich sehe ihm an, dass es ihn
verletzt. „Ich meine, hättest du mit mir geschlafen, obwohl du ihn liebst?“ Bei dem Wort ihn macht er eine abschätzige Kopfbewegung in
Joakims Richtung.
„Nein, das
hätte ich nicht.“
„Dann
liebst du ihn also wirklich.“ Ich nicke. „Und liebst du sie?“, fragt er Joakim.
Und auch er nickt. „Und was ist mit, wie heißt sie noch, Clarissa?“
„Was soll
mit ihr sein?“
„Na, weiß
sie es?“
Joakim
schüttelt den Kopf. „Noch nicht.“
„Aber du
wirst es ihr sagen.“
„Ich werde
es beenden, ja...“
Stefan
steht auf. „Du musst dir einen anderen Mitbewohner suchen, in zwei Wochen fahre
ich nach Kiel.“
Joakim
nickt. „Verstehe.“
Stefan geht
ins Wohnzimmer. Dann dreht er sich noch einmal um. „Ich hoffe, er wird dich
nicht enttäuschen.“ Seine Stimme klingt sanft.
„Ich werde
sie nicht enttäuschen“, sagt Joakim gereizt. „Und wenn, dann geht dich das gar
nichts an, sondern nur Emma und mich.“
„Emma wird
mich immer etwas angehen...“, sagt Stefan, ohne Joakim anzusehen. „Ich wünsche
mir, dass du glücklich bist.“ Er lächelt mich an, dann geht er in sein Zimmer.
Eine Weile
sagen weder Joakim noch ich etwas. Ich frage mich, wie lange Stefan es bereits
wusste. Und ich frage mich, ob er es vielleicht sogar länger wusste als ich.
„Was machen
wir jetzt?“
„Ich sollte
gehen“, sage ich sanft. „Ich kann nicht bei dir schlafen.“
„Du hast
recht.“ Ich schaue ihn lange an. Wir schweigen. Und auch wenn ich spüre, dass
Joakims Blicke mich langsam ausziehen, weiß ich, dass es besser ist zu gehen.
Ich kann nicht mit Joakim schlafen. Zumindest nicht, wenn Stefan nebenan ist.
Ich könnte mich nicht entspannen. Und Joakim weiß das. „Soll ich dich nach
Hause fahren?“
„Elias hat
gesagt, du hast kein Auto...“
„Ich habe
vergangene Woche einen alten VW-Bus gekauft“, antwortet er lächelnd. Das passt
zu ihm. Ein alter VW-Bus.
„Es wäre
nett, wenn du mich nach Hause bringen könntest.“ Er drückt seine Zigarette aus,
dann steht er auf.
„Na, komm.
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