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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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das eine Mal hat gereicht. Markus ist ein echt toller Kerl. Aber mehr eben
auch nicht. Und doch war da kurz der Gedanke, dass er mir gut tun würde.
Vielleicht deswegen, weil er mir nicht wehtun kann. Denn ich empfinde nichts
für ihn außer tiefer Freundschaft. Würde er mich anfassen, wäre das zwar gut
für den Moment und für mein Ego, aber ansonsten wäre es eben doch nicht gut. Es
ist schon lustig. Da liege ich auf der Terrasse und denke an Paul und dann ruft
Markus an. Vielleicht sollte ich ganz fest an Markus denken. Vielleicht würde
ja dann Paul anrufen.
     
    Lili
    „Was willst
du mir zeigen?“, frage ich angespannt.
    „Komm
einfach mit.“ Er sperrt die Eingangstüre auf. Das gesamte Gebäude ist modern
und puristisch. Die Eingangshalle ist riesig. Ich schaue zu Elias. Er hat mir
mehr gefehlt, als ich es mir eingestehen wollte. Und obwohl er nicht gut
aussieht, finde ich ihn trotzdem unheimlich schön. Er geht zielsicher zu den
Aufzügen. Die Türen öffnen sich, und wir steigen ein. Er drückt auf die Sieben.
Als wir im siebten Stock aussteigen, gehen automatisch die Lichter im Flur an.
Vor der dritten Tür auf der linken Seite bleibt er stehen und sperrt die Tür
auf.
    „Und?“,
fragt er erwartungsvoll.
    „Ähm, es
ist schön “, sage ich. „Vielleicht ein wenig steril.“ Er lacht. „Elias, was ist
das hier?“ Ich klinge aufgewühlt.
    „Wonach
sieht es denn aus?“
    „Es ist
eine leerstehende Wohnung...“
    „Nicht
ganz“, sagt er grinsend.
    „Jetzt hör
auf und sag mir, was das alles soll.“ Ich klinge verärgert. „Ist das deine neue
Wohnung?“
    „Meine
was?“, fragt er verdutzt. „Nein... nein, das ist nicht meine neue Wohnung.“
Lange schaut er mich an. „Ich will, dass du nach Hause kommst... du fehlst
mir.“ Er streichelt sanft über meine Wange. „Du fehlst mir so sehr.“
    Ich schaue
mich um. „Was ist das dann, wenn nicht deine neue Wohnung?“
    „Das ist
meine zukünftige Praxis.“
    „Deine was !?“
Fassungslos starre ich ihn an. „Das ist nicht dein Ernst.“
    „Doch ist
es.“
    „Du
kündigst im Krankenhaus?“ Er nickt. „Ehrlich?“
    „Ich habe
schon gekündigt“, antwortet er strahlend. Lange schaue ich ihn an.
    Wir gehen
durch die Räume. „Hier kommt eine Rezeption hin, und da das Wartezimmer... und
da drüben ist eine kleine Küche... und da sind die drei Behandlungszimmer...“
    „Drei?“
    „Ja,
drei...“
    „Ist das
nicht ein bisschen viel?“, frage ich vorsichtig.
    „Ich werde
mit zwei Kollegen aus dem Krankenhaus eine Gemeinschaftspraxis eröffnen...“ In
seiner Stimme höre ich Stolz. Lange schaue ich ihn nur an. „Was wolltest du mir
eigentlich sagen?“ Er klingt unsicher, als er das fragt.
    „Ich...“
    „Bitte, sag
nicht, dass es zu spät ist... ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, und ich
weiß, dass ich nach all den Jahren eigentlich keine Chance mehr verdient habe,
und ja, ich bin beim Sex eingeschlafen, aber ich liebe dich... ich liebe dich
unglaublich... ich...“
    „Elias“,
unterbreche ich ihn kopfschüttelnd.
    „Was?“ Er
schluckt.
    „Elias...
Ich bin schwanger.“
     
    Emma
    „Ich habe
lange mit deiner Mutter geredet.“ Joakim liegt mit dem Kopf auf meiner Brust.
    „Und
worüber?“
    „Darüber,
wie es dir geht, und dass du nicht zurück willst.“ Ich schaue an die Decke.
„Ich habe nicht gesehen, dass du unglücklich bist.“
    „Ich habe
ja auch nichts gesagt.“ Sanft fahre ich mit den Fingern durch seine Haare.
    „Sie hat
gesagt, dass eine Partnerschaft ihrer Meinung nach nur dann funktionieren kann,
wenn man versucht, dem anderen zu geben, was er braucht, oder es zumindest zu
sehen, ohne sich dafür aufgeben zu müssen.“ Er schaut mich an. „Und ich habe es
nicht gesehen.“ Ich küsse ihn auf dir Stirn. „Ich glaube, ich wollte es nicht
sehen, weil ich nicht wusste, wie ich dir geben soll, was du brauchst.“ Ich
schaue wieder an die Decke. „Und ich habe nicht gesehen, dass du unglücklich
bist...“
    „Ich hätte
etwas sagen müssen“, sage ich leise. Mit dem Finger malt er Kreise auf meinen
Bauch.
    „Nein, ich
hätte es sehen müssen. Ich wusste früher, was dich glücklich macht. Ich glaube,
ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt.“
    Lange
schaue ich an die Decke. Und in diesem Moment frage ich mich, wie oft ich wohl
schon hier lag und an die Decke geschaut habe. Ich scheine immer auf Antworten
gewartet zu haben, die ich nie bekommen habe. Und doch hat diese Decke

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