Irgendwo dazwischen (komplett)
nicht.“
„Ich
verstehe das schon... ist schon gut.“
„Weißt du,
mein Leben ist nach langem endlich gut, so wie es ist. Und das würde es nur
wieder kompliziert machen.“
„Du
brauchst dich nicht zu rechtfertigen“, sage ich und versuche krampfhaft, den
fetten Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken.
„Es tut mir
Leid...“
„Ich
brauche dir nicht Leid zu tun“, sage ich schroff.
„Nicht du , es tut mir Leid...“
„Wie auch
immer“, sage ich unterkühlt, „ich muss jetzt wirklich los.“
„Ja, ich
auch...“ Ich halte ihm meine Hand entgegen, weil ich nicht weiß, wie ich mich
von ihm verabschieden soll. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, waren wir
noch ein Paar und haben uns zum Abschied lange und innig geküsst. Er ignoriert
meine ausgestreckt Hand, kommt auf mich zu und schließt mich in seine Arme. Eng
an ihn gedrückt, inhaliere ich seinen Duft. Er riecht nach Abenteuer, er riecht
nach Liebe, und er riecht nach Sex. Er riecht nach dem besten Sex, den ich je
hatte.
Mit meiner
Tüte schleiche ich heulend den Gehweg entlang. Er ist weg. Auf dem Weg zu ihr.
Zu der namenlosen Rothaarigen. Zu der Frau an seiner Seite. Sie wird
Tierärztin. Wer will schon Tierarzt werden? Und warum muss sie so gut aussehen?
Und das Schlimmste ist, dass sie auch noch wirklich sympathisch wirkt. Die
Horrorkombination.
Schluchzend
schließe ich die Tür auf. Lili rennt auf mich zu. „Weißt du eigentlich, was ich
mir für Sorgen... Was ist los?“, fragt sie besorgt. Ich stelle die Tüte auf den
Boden und sacke in der Mitte des Flurs zusammen. Ich stütze meinen Kopf in die
Hände. Lili setzt sich neben mich und legt ihren Arm um meine Schultern. „Was
ist denn nur passiert?“, fragt sie sanft.
„Paul...“,
schluchze ich.
„Du hast
Paul gesehen?“ Ich nicke. „Hat er dich denn auch gesehen?“ Ich nicke wieder.
„Habt ihr miteinander gesprochen?“
„Er wohnt
um die Ecke... er wohnt da mit seiner Freundin“, wimmere ich. „Sie studiert Veterinärmedizin ...
und sie hat rote Haare...“
„Sie war
dabei?“
Ich
schüttle den Kopf. „Er hat mir ein Foto gezeigt.“
„Ach,
Schatz...“ Sie streichelt mir über den Rücken.
„Ich habe
ihn gefragt, ob er zu meiner Einweihungsfeier kommen will.“ Frische Tränen
laufen über meine Wangen.
„Er hat nein gesagt?“, fragt sie vorsichtig.
Ich nicke.
„Es würde sein Leben kompliziert machen, hat er gesagt.“ Lili schweigt.
„Ich wünschte, ich hätte ihn nicht getroffen...“
„Willst du
die Feier lieber verschieben?“
„Nein“,
sage ich trotzig. „Ich werde diese Wohnung und diesen Neuanfang feiern, auch
ohne Paul...“
Vor
einer Woche...
Lili
„Hast du
dich entschieden?“, fragt Marie. Ich nicke. „Und?“, fragt sie ungeduldig.
„Ich werde
es behalten.“ Sie strahlt. Das ist das erste Mal, seit der Supermarkt-Begegnung
mit Paul, dass ich sie lächeln sehe.
„Das freut
mich.“ Sie nimmt mich in den Arm und küsst mich auf die Wange. Eine Weile
stehen wir so da, und es fühlt sich so an, als würden wir uns gegenseitig Halt
geben.
„Wollen wir
was essen?“, frage ich nach einer Weile.
„Nein.“
„Ach komm,
Marie, du musst etwas essen…“
„Ich muss
gar nichts...“, antwortet sie bockig.
„Ich habe
auf der Terrasse gedeckt...“
„Ich will
aber nichts.“
„Na gut“,
entgegne ich seufzend, „setzt du dich dann wenigstens zu mir?“ Sie nickt und
folgt mir auf die Terrasse. Ich hoffe, wenn sie mich sieht, wie ich ihre
Lieblingscroissants esse, dass sie es sich dann vielleicht doch noch anders
überlegt. „Mmmmm“, schwärme ich, „die sind aber gut... die sind ja sowas von gut... das sind ganz ohne jeden Zweifel ganz bestimmt mit Abstand die
besten Croissants, die ich jemals gegessen habe“, sage ich laut schmatzend.
„Na gut,
dann gib schon eins her...“, sagt Marie lachend. Gemeinsam sitzen wir in der
Sonne und genießen ein kalorienreiches, gehaltvolles Frühstück. „Hast du es
Elias schon gesagt?“
„Noch
nicht“, sage ich mit vollem Mund. „Aber bevor du mich jetzt schimpfst, ich
werde ihn noch heute anrufen.“
Sie macht
ein irritiertes Gesicht. „Tatsächlich?“
„Na, wenn
nicht heute, dann morgen.“
„Lili!“
„Ist ja
gut, ich mach es heute...“
Ich halte
den Telefonhörer in der Hand und schaue auf die Tasten. Los jetzt. Jetzt ruf
ihn schon an. In meinem Kopf höre ich Maries Stimme. Bring es schon hinter
dich. Und in dem Moment, als ich unsere
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