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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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„Ich wollte nicht ohne dich, aber ich wollte auch nicht länger eine
unbedeutende Begleiterscheinung deines Lebens sein...“
    „Das warst
du nie...“, unterbricht er mich.
    „Das spielt
jetzt auch keine Rolle mehr.“ Als er gerade etwas sagen will, schüttle ich den
Kopf. „Ich will nicht mehr darüber reden.“ Und wieder holt er Luft, um etwas zu
sagen. Ich lege meine Hand auf seine Lippen. „Ich will, dass wir wieder
Geschichte schreiben...“
     
    Zwei
Stunden später schlüpfe ich in meine Schuhe und werfe einen kurzen Blick in den
Spiegel im Flur, dann rufe ich auf den Balkon, „Elias, ich gehe jetzt.“
    „Was?“,
schreit Elias zurück. Die Waschmaschine schleudert nebenan die dunkle Wäsche.
    Ich stecke
meinen Kopf ins Wohnzimmer. „Ich gehe jetzt“, rufe ich ein zweites Mal. Dieses
Mal lauter.
    „Warte...“
Ich höre, wie Elias einen Stuhl beiseite schiebt, dann kommt er durch die Tür.
Er nimmt mich in die Arme und küsst mich. „Ich freue mich auf später“, sagt er
leise.
    „Ich mich
auch“, antworte ich und gehe rückwärts in Richtung Wohnungstür.
    Er
betrachtet mich von Kopf bis Fuß, dann fragt er, „Hast du da etwa auch nichts
drunter?“
    Ich schaue
ihn an, dann an mir hinab. „Nein.“
    Er zieht
die Augenbrauen hoch. „Nein?“ , fragt er lächelnd.
    „Nein...“
Langsam kommt er auf mich zu. Er greift mit beiden Händen unter meinen Rock und
gleitet mit der Hand zwischen meine Schenkel. Ich schaue ihm fest in die Augen.
Er nimmt mich am Handgelenk und zieht mich hinter sich ins Bad. Ich folge ihm.
Wortlos dirigiert er mich zur vibrierenden Waschmaschine. Ich stehe regungslos
vor ihm. Er knöpft seine Jeans auf und schiebt sie nach unten. Dann die
Boxershorts. Ich schaue an ihm hinunter.
    Er kommt
auf mich zu und hebt mich auf die Waschmaschine. Mein Körper vibriert im
Schleudergang. Elias schiebt langsam meine Beine auseinander, dann küsst er
mich. Er greift zwischen meine Schenkel. Und dann, schreiben wir Geschichte.
     
    Marie
    Lili kommt
zu spät. Naja, was soll man machen. Dann warte ich eben. Ich blättere durch
eine Zeitung und schneide Bilder und Wörter aus. Ich habe mir einen großen,
weißen Karton gekauft. Es ist kein normaler Karton. Es ist, wie soll man sagen,
es ist ein großes, weißes Dings, das ich an die Wand genagelt habe. Und auf
dieses Dings kommen alle Sachen, die ich interessant finde. Schöne Worte,
Zitate, Bilder, Ausschnitte, Fotos, eben alles, was mich auf irgendeine Art
berührt oder inspiriert. Um mich liegen viele Schnipsel. Ich bin umringt von
Kartons und Fotos. Mein Blick fällt auf die Wand, an der ich das weiße Dings
aufgehängt habe. In der Mitte hängen bereits zwei Bilder. Eines davon war der
Grund, warum ich mein Leben geändert habe. Sechs lachende Gesichter und ein
dunkelgrüner VW-Bus. Das andere ist ein Bild von Paul und mir. Ich habe
beschlossen, meine Vergangenheit nicht länger in diversen Kartons einzusperren.
Sie soll so frei sein, wie ich es damals war. Unter den beiden Fotos stehen die
Worte irgendwo dazwischen in großen schwarzen Druck-Buchstaben, weil ich
finde, dass sie zu dieser Zeit passen. Sie spiegeln alles wider.
    „Hast du
das Fleisch?“, fragt Lili mit einem breiten Lächeln. Ich nicke grinsend. Ihre
brodelnde Laune ist in den vergangenen Stunden auf mich übergeschwappt. Und ich
habe Widerstand geleistet. Zumindest das Paul-Monster in meiner Brust. Lili
strahlt aus jeder Pore. Eine Waschmaschine ist eben doch nicht nur ein reines
Nutzobjekt. „Ich hole mal den Wein“, sagt sie noch immer lächelnd. In ihren
Augen glänzt etwas Kindliches. Etwas, das mich an Zeiten erinnert, in denen man
keine Sorgen hatte. Zeiten, in denen man jeden Augenblick gelebt hat.
Unbeschwert und beschützt.
    „Und
Bier... nimm doch auch noch Bier mit“, rufe ich ihr nach. Ich schlendere durch
den Supermarkt. In diesem Gang habe ich Paul vor ein paar Tagen wiedergesehen.
Ich schaue auf den Honig und muss lächeln. Das Leben ist schon eine komische
Sache. Eine ziemlich komische sogar. Es ist ständig in Bewegung, nur manchmal
so langsam, dass wir meinen, es steht still. Das Paul-Monster in meinem
Brustkorb, zum Beispiel, gibt mir das Gefühl, dass es mir für immer schlecht
gehen wird. Seine Klaue hält mein Herz fest umschlossen. Und jedes Mal, wenn
ich an ihn denke, und sei es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, drückt
es noch ein bisschen fester zu.
    Jeder
Neuanfang ist der Tod von etwas anderem. Dabei kann man nicht

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