Irgendwo dazwischen (komplett)
Telefonnummer zu Ende gewählt habe,
klingelt mein Handy. Ich laufe zum Küchentisch und schaue ungläubig auf das
Display. Es ist Elias. „Elias? ... Das ist ja echt irre, ich wollte dich auch
gerade anrufen, weil ich dir etwas sagen muss... ich hatte sogar schon die
Nummer gewählt ... Nein, ist schon gut, was gibt’s? ... Wohin? ... Warum soll
ich dort hinkommen? Ja, aber was ist da? ... Na gut ... Ja, ich komme. Und
wann? ... Ja, das schaffe ich ... Welche Nummer nochmal? ... 33, okay, und wo
genau treffen wir uns? ... Okay ... Ja, bis später...“
„Ihr trefft
euch?“, fragt Marie triumphierend. Ich nicke. „Und was ist das für ein Haus?“
„Keine
Ahnung, was er mir zeigen will.“
„Aber er
hat gesagt, er will dir etwas zeigen...“
„Ja...“,
sage ich ängstlich.
„Was denkst
du, dass es ist?“
„Ich habe
absolut keine Ahnung.“
Emma
Ich wische
mit dem Handrücken über meine Wangen und spüre die Leichtigkeit. Ich könnte
ewig in dieser Umarmung stehen bleiben. Sein Herz klopft gegen meinen
Brustkorb. Es fühlt sich so aufgeregt an, wie meines.
„Du musst
doch gewusst haben, dass ich ohne dich nicht gehe.“ Ich spüre seinen Atem an
meinem Nacken.
„Ich war
mir nicht sicher“, flüstere ich.
„Was mich
betrifft, kannst du dir sicher sein.“
Ich schaue
ihn an. Seine blauen Augen streicheln über mein Gesicht. „Ich liebe dich“,
flüstert er.
Seine Hände
gleiten über meinen Körper. Seine Lippen bedecken meine Brüste mit Küssen.
Seine Haut reibt gegen meine, sein Atem streift meinen Bauch. Mit geschlossenen
Augen liege ich völlig gelöst unter ihm. Die Schwere seines Körpers presst mich
in die Decken. Ich liebe es, wenn er mich berührt. Ich liebe es, ihn zu spüren.
Es ist jedes Mal vertraut und doch jedes Mal anders. Gleichmäßig bewegt er sich
in mir. Er ist ein Teil von mir und das nicht nur körperlich. Meine Haut
brennt, meine Fantasie beflügelt.
Und dann
kommt der Moment, der so schrecklich schön ist, dass ich es kaum aushalten
kann. Jeden Augenblick werde ich kommen. Jeden Augenblick werde ich mich so
sehr spüren, wie schon lange nicht mehr. Ich halte mich an seinen Schultern
fest, ziehe mich an ihm hoch und küsse ihn. Meine Muskeln zucken, mein Herz
hämmert in meinem Brustkorb. Ich bin süchtig. Süchtig nach ihm.
Marie
Ich liege
auf der Terrasse und schaue in den Himmel. Vielleicht ist es doch ganz gut,
dass ich Paul getroffen habe. Jetzt weiß ich wenigstens, dass es vorbei ist.
Jetzt muss ich mich nicht immer fragen, ob wir noch eine Chance gehabt hätten.
Denn jetzt weiß ich, dass wir keine haben. Das ist doch gut. Ich habe
Gewissheit. Und Gewissheit ist doch eine tolle Sache. Und trotzdem frage ich
mich, was er wohl gerade tut, und ob unser Treffen ihn genauso verfolgt wie
mich. Ich wünsche mir, dass es sein Leben komplizierter gemacht hat. Das wäre
wenigstens fair. Und ich frage mich, ob er seiner Veterinärmedizinerin davon
erzählt hat.
Als ich
gerade aufstehen und in die Küche gehen will, um mir einen Kaffee zu machen,
klingelt mein Handy. Ich kenne die Nummer nicht. Und weil meine Neugierde zu
groß ist, um den Anruf abzuweisen, gehe ich dran. „Hallo? ... Markus? Wow ... ähm,
nein, mit dir hatte ich wirklich nicht gerechnet... Wie geht es dir? ... Ja,
ich weiß, was soll ich sagen, das war unmöglich ... es tut mir ehrlich Leid ...
nein, im Ernst, das war wirklich ein Versehen ... Mir geht es gut ... ja, ich
bin in München ... natürlich ein Altbau.“ Ich muss lachen. „Und bei dir? Wie
ist der Job? ... Das hört sich gut an ... Bei mir? Ich fange morgen an... Ja,
Daniela hat mir geholfen. Es ist schön, von dir zu hören ... nein, ehrlich...“
Ich nehme den Kaffee und Kekse, dann gehe ich wieder auf die Terrasse und lege
ich mich wieder auf meine große Decke. „Ja, sicher kannst du mich mal
besuchen... ja ... am Wochenende? Mir wäre das Wochenende drauf, ehrlich
gesagt, lieber...“ Auch wenn ich nichts dagegen habe, dass Markus kommt, bei
meiner Einweihungsfeier will ich ihn irgendwie nicht haben. „Ja, wunderbar ...
ja, ich freu mich auch ... ruf mich doch einfach kommende Woche an ... ja, oder
am Wochenende ... ja, dir auch, also dann ... danke für deinen Anruf...
Tschüss...“ Für eine Sekunde habe ich gezögert. Für einen winzigen Moment
dachte ich daran, ihn doch einzuladen. Ich weiß, dass er mich nicht abgewiesen
hätte. Aber was hätte das gebracht? Ich hätte ihn nur ein zweites Mal verletzt.
Und
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