Irgendwo dazwischen (komplett)
und Emma unglücklich? Und wie
kann etwas mich so glücklich machen und, weil es Emma unglücklich macht, mich
dadurch auch? Elias ist der Traum. Und Emma meine beste Freundin. Zumindest
eine meiner besten Freundinnen. Warum kann nicht beides gehen? Das ist wieder
diese Kuchensache. Man kann den Kuchen nicht essen und behalten. Und genau das
habe ich versucht. Und jetzt ist er weg.
Das Schlimmste ist aber, dass ich es nicht bereue, von der
verbotenen Frucht genascht zu haben. Ich bin wie der Dieb, der nicht bereut,
gestohlen zu haben, sondern sich darüber ärgert, erwischt worden zu sein. Sie
hat recht, ich wusste, was sie davon hält. Und dennoch habe ich es getan. Und
warum habe ich es getan? Nicht etwa, um ihr wehzutun, sondern weil ich mehr an
mich als an sie gedacht habe. Gut, die Suppe, die ich mir eingebrockt habe, muss
ich jetzt auslöffeln. Na, wenigstens ist es eine leckere Suppe...
Emma
Ich kann es nicht glauben. Und es ist nicht einmal die Tatsache,
dass sie zusammen sind. Halten die mich denn für total bescheuert? Ich meine,
ich habe mit Elias geredet. Zwei Tage zuvor habe ich mit ihm geredet. Ich habe
es ihm einfach gemacht. Gut, ich wäre auch dann sauer gewesen, aber ich hätte
es hingenommen. Die Tatsache, dass sie mich beide so hintergehen, verletzt mich
am meisten. Hochverrat. Beides Verräter. Ich hasse Lili. Ich hasse sie aus
tiefstem Herzen. Sie ist wirklich das Letzte. Und ich frage mich, ob sie weiß,
dass er kurz vorher noch mit Giselle geschlafen hat. Dann ist Elias nämlich
doch nicht so edel, wie alle Welt denkt. Er ist auch eine Schlampe. Auch er
dachte an eine andere, während Giselle laut stöhnend und schwitzend unter ihm
lag.
Mit Lili bin ich fertig. Sie existiert de facto nicht mehr. Und
das tut weh. Sehr sogar. Doch das ändert nichts daran, dass ich sie spüren
lassen werde, dass sie ein Nichts ist. Elias meint es niemals ernst mit ihr.
Wie können mir die beiden Menschen, die mir am nächsten stehen, so etwas antun?
Von nun an wird Lili immer zuerst kommen. Sie ist seine Freundin. Und ich kenne
Elias mit Frauen. Ich will das nicht. Ich will, dass alles wieder so ist wie
früher. Ich will Stefan und ich will, dass ich aus dem bösen Elias-Lili-Traum
aufwache. Warum ich mich nicht freuen kann? Ja, weil es daran nichts zum Freuen
gibt. Ganz einfach. Daran ist nichts gut.
Leni meinte, ich sei viel zu selbstsüchtig, und wenn ich nicht
immerzu mit mir beschäftigt gewesen wäre, hätte ich schon lange gemerkt, dass
zwischen den beiden etwas ist. Und wieder bin ich schuld. Wieder bin ich die,
die zu blöd war, die Zeichen zu deuten.
Es ist aber nicht meine Aufgabe, Zeichen zu deuten. Von Elias und
Lili hätte ich mir Ehrlichkeit erwartet. Und auch daran bin ich selber schuld,
meint zumindest Lia. Denn beide wussten, dass ich so reagieren würde, und es
sei ihnen nicht zu verdenken, dass sie versucht haben, es zu verheimlichen. Und
sie hätten es mir sicher schonender beibringen wollen. Also da bin ich wieder
das schwarze Schaf. Die, die schuld ist. An allem. Das war schon immer
praktisch, und das ist es auch dieses Mal. Ich bin der Arsch. Und ich habe es
satt, der Arsch zu sein.
Und auch, wenn nicht alles von der Hand zu weisen ist, was meine
Schwestern sagen, ich bin zutiefst enttäuscht. Und zwar von beiden. Und kein
Argument kann etwas daran ändern. Elias hat mich eiskalt belogen. Und das ist
eine Tatsache, die nicht zu beschönigen ist. Und was Lili betrifft, sie hat
zwar nicht gelogen, doch sie hat die Wahrheit für sich behalten. Und das macht
sie nicht besser.
Lili
Die nächsten Tage in der Schule geben einen ersten Vorgeschmack
auf die Auswirkungen meines Handelns. Am Anfang redet Emma einfach nicht mit
mir. Sie würdigt mich keines Blickes. Nicht, dass mich das besonders wundern
würde, damit habe ich gerechnet, doch ihre Ignoranz ist dermaßen verachtend,
dass jeder Schlag ins Gesicht ein willkommener Zug gewesen wäre. Wenn man es
genau nimmt, hat Emma nichts anderes getan. Gut, Clemens ist nicht mein Bruder.
Doch eigentlich war die Tatsache, dass ich für Clemens auch Gefühle hatte,
schlimmer als der Fakt, dass Elias Emmas Bruder ist. Sicher bedeutet diese neue
Entwicklung Veränderung. Aber ist das so schrecklich?
Emma scheint das so zu empfinden, denn sie scheut sich nicht
davor, schwerste Geschütze aufzufahren. Ella steht höher im Kurs als jemals
zuvor, und Emma versucht, sogar Marie auf ihre Seite zu ziehen, was ihr selbstverständlich
nicht
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