Irgendwo dazwischen (komplett)
schwimmen. „Ein
Stückchen weiter rechts noch... Nein, nicht die, noch ein Stück“, sagt Elias
und in genau diesem Moment rutscht mir die Flasche wieder zwischen den Fingern
hindurch.
„Scheiße“, murmle ich.
Und dann sagt Elias endlich „Ja, die ist es... “ Als ich mich
vorsichtig wieder aufrichte, streift mein Arm seinen gesamten Körper entlang.
Und was ich da spüre, fühlt sich durchaus vielversprechend an...
Nachdem wir beide mehr als nur sauber sind, trocknet Elias uns ab.
Dabei lässt er sich sichtlich Zeit. Tatsächlich lässt er sich so viel Zeit,
dass er, als er sieht, wie spät es ist, in eine fast schon amüsante Hektik
verfällt. „Schon so spät?! Scheiße! So ein Mist! Kleines, ich...“
„Lass alles liegen und zieh dich an... Ich räume hier auf...“,
unterbreche ich ihn.
„Sicher? Ich hatte gehofft, dass es noch nicht so spät...“
„Ja, ganz sicher... Geh schon...“, sage ich und schiebe ihn
lachend weg.
„Ich rufe dich nachher an, ja?“, sagt er, drückt mir einen Kuss
auf die Stirn und rennt die Stufen hinunter. Nicht einmal drei Minuten später
höre ich die Haustüre ins Schloss fallen.
In aller Gemütsruhe creme ich mich ein. Und meine Gedanken kreisen
um die letzte Nacht. Nachdem ich mich in meinen Bademantel gehüllt und den
Saustall aufgeräumt habe, gehe ich zurück ins Wohnzimmer. Wenn meine Mutter das
sehen könnte, würde sie mich mit Sicherheit umbringen. Der Boden ist übersät
mit meiner Kleidung, leeren Kondomhüllen und vielen kleinen zusammengeknüllten
Klopapierfetzen. Mein BH hängt im Ficus auf dem Fensterbrett. Ich mache mich
daran aufzuräumen. Als ich mich etwa eine halbe Stunde später umsehe, sieht alles
wieder so aus, als wäre Elias nie hier gewesen. Auf allen Vieren krieche ich
auf dem Boden herum, auf der Suche nach verschollenen Kondomhüllen. Eine finde
ich unter dem Couchtisch, eine weitere unter dem Fernsehsessel. Beim Aufstehen
knackt mein Genick, und ich muss lachen. Das war ganz ohne jeden Zweifel eine
absolut unvergessliche Nacht...
Marie
Es tut mir immer noch weh, dass ich ihm das angetan habe. Ich
werde nie vergessen, wie er geschaut hat. Ich habe ihn so verletzt.
Er schaut mich an. „Ich will nicht aufhören...“
„Aber ich will, dass du aufhörst...“ In seinen Augen sehe ich nur
Verständnislosigkeit. Noch immer steckt er in mir. „Bitte, Paul... Bitte...“
Und dann ganz langsam spüre ich, wie er aus mir heraus gleitet. Er steht auf
und zieht sich an. „Paul, lass es mich erklären...“
„Nicht nötig“, schneidet er mir das Wort ab.
„Doch, eben schon...“
„Wie willst du das erklären?“
„Es liegt nicht an dir, sondern...“
„Spar dir den Atem...“, faucht er mich an. „Du hättest mir sagen
können, dass es einen anderen gibt...“ Er bückt sich nach seinem Pullover, der
verkehrt herum auf dem Boden liegt.
„Es gibt keinen...“
„Ja, dann hättest du mich eben abweisen müssen, weil du nichts von
mir willst...“ Während er das sagt, dreht er den Pullover um.
„Wenn du dich hinsetzt und mir die Chance dazu gibst, dann werde
ich es dir erklären...“
Lange schaut er mich an. Dann nimmt er seine Schuhe und geht zur
Tür. „Ich weiß nicht, ob ich diese Erklärung heute auch noch verkrafte...“
Nachdem er das sagt, öffnet er die Tür und schließt sie hinter sich.
Noch immer sitze ich nackt auf dem Boden. Hätte ich ihm vielleicht
doch etwas vorspielen sollen? Hätte ich einfach drei Mal laut stöhnen sollen?
Hätte ihn das überzeugt? Und während ich darüber nachdenke, geht plötzlich die
Tür wieder auf. Da steht er, und er hat Tränen in den Augen. Er kommt auf mich
zu und setzt sich auf den Boden. In seinem Gesicht Wut, Unverständnis und
Verletztheit. „Was? Was habe ich falsch gemacht?“, platzt es aus ihm heraus. Er
ist ein wirklich gutaussehender Kerl. Er hat ein wunderschönes ebenmäßiges
Gesicht. Das hatte er schon im Kindergarten. Ich kenne ihn schon fast mein
ganzes Leben lang.
„Du hast nichts falsch gemacht... Im Gegenteil.“
„Red nicht in Rätseln, Marie. Und zieh dir bitte etwas an, so kann
ich nicht denken.“ Ich schaue an mir herunter und greife nach meinem Oberteil.
Während ich es anziehe, überlege ich krampfhaft, wie ich es ihm erklären soll.
Ich schaue ihn an. Und als ich gerade Luft holen will, sagt er, „Bitte zieh
dich erst an... Ich kann dir nicht zuhören, wenn du halbnackt bist...“ Ich
stehe auf und schlüpfe in meine Jogginghose, dann
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