Irgendwo dazwischen (komplett)
lächerlich. Und auch bei Filmen
habe ich verschiedene Vorlieben. Ich liebe L’Aubèrge Español , den ersten
und den zweiten Teil wohlgemerkt, bin aber auch süchtig nach Serien. Vor allem 24 und Spooks . Ich lasse mich nur sehr ungern in eine Schublade drängen.
Denn ich habe eine Meinung, nämlich meine eigene. Ich kann für mich sprechen
und sagen, dass ich alle Harry Potter Bände absolut liebe, und dennoch
ist es möglich für mich, im selben Atemzug zu kritisieren, dass meine Heldin
J.K Rowling teilweise abgekupfert hat. Und zwar von Tolkien. Keiner, der
aufmerksam ist, kann verschiedene Parallelen leugnen. Doch eigentlich darf man
nichts gegen ihr Werk sagen, denn sie ist unantastbar. Denn irgendjemand hat
das irgendwann so bestimmt.
Marie
„Und wie ist es dazu gekommen?“
„Die Gartenhütte?“ Ich nicke. „Wir haben uns unterhalten, und nach
und nach wurde es immer lauter um uns. Irgendwann sind wir in den Garten
gegangen. Sie hat mir von ihrer Familie erzählt... Weißt du, ihre Eltern trennen
sich, und ihr Vater leidet furchtbar, weil er seine Frau nicht verlieren
will... Sie hat sich mir anvertraut, und ich habe ihr zugehört... Ich war
einfach für sie da... Und dann hat sie mich gefragt, ob es eine Frau in meinem
Leben gibt. Und dann habe ich von dir erzählt.“
„Du hast was? Warum?“
„Ich habe gesagt, die einzige Frau in meinem Leben ist meine
lesbische beste Freundin...“ Ich nicke. „Dann habe ich sie gefragt, ob es eine
Frau in ihrem Leben gibt. Sie hat gelacht und gesagt, sie sei nicht an Frauen
interessiert – ich musste das einfach vorher wissen, du verstehst...“
„Ja.“
„Und dann hat sie mich geküsst.“
„Echt? Einfach so?“
Das Lächeln in seinem Gesicht ist triumphierend. „Sie hat mich
fast gefressen.“
„Jetzt übertreibst du...“
Er schüttelt vehement den Kopf. „Ehrlich... und dann sie hat mich
einfach so an der Hand genommen und in die Gartenhütte gezogen. Sie hat erst
sich und dann mich ausgezogen und dann haben wir miteinander geschlafen.“
„Und war es schön?“
„Ich hab doch schon gesagt, dass es gut war...“
„Ja, schon... ich meine...“, dann breche ich ab.
„Du willst wissen, ob es so schön war wie mit dir?“ Ich nicke. „Es
war anders, aber bestimmt nicht schöner...“
Emma
Ich bin betrunken. Und es ist mir egal. Unten höre ich meine
Mutter. Sie ist in der Küche und spielt heile Welt. Ich frage mich, ob mein
Vater seit der Brünetten noch andere Frauen hatte. Wenn ja, dann war er nicht
mehr so unvorsichtig. Er hat sich zumindest nicht mehr erwischen lassen. Wenn
ich mit meiner Mutter verheiratet wäre, würde ich sie auch betrügen. Na ja, ich
würde auch meinen Vater betrügen, wenn ich meine Mutter wäre. Sie sind beide
nicht echt. Manchmal hört man sie, wenn sie Sex haben. Mir kommt es so vor, als
wäre das geplant. So, als sollten es unsere Freunde hören. Denn das stärkt das
Bild des perfekten Ehepaars. Selbst nach zwanzig Jahren können sie nicht von
einender ablassen. Wahrscheinlich ist es ein altes Videoband. Würde zu ihr
passen.
Ich gehe nach unten. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht suche ich
nach Konfrontation. „Ach, Emma, du bist da?“
„Ja, tut mir Leid...“
„Was meinst du?“
„Es muss dein Weltbild zerstören, dass eines deiner Kinder nicht
perfekt ist. Verfluchst du Gott ab und zu deswegen?“
„Hast du getrunken?“
„Du bist so scharfsinnig.“
„Bitte fang keinen Streit an, Emma.“
„Weißt du, was du noch nie ganz kapiert hast? Einer allein kann
nicht streiten...“
„Aber einer fängt an...“
„Und der andere macht mit...“ Sie schweigt. „Du hast ein so schön
schlichtes Weltbild. Ich habe darüber nachgedacht und ich denke, das hast du
dir schlau überlegt. Bei dir sind es immer die anderen.“
„So stimmt das nicht...“
„Ach nein?“
„Nein.“
„Und ob das stimmt. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass du mich
nicht bemerkst?“
„Das ist doch nicht wahr...“
„Und ob das wahr ist... Ich bin die, die irgendwo dazwischen ist.
Die, die nicht vollkommen ist. Ich bin die, die du am wenigsten vermissen
würdest. Du hast mich immer nur über Noten und Leistung definiert.“ Sie ist
erschüttert. Ich sehe es in ihrem Blick. „Du weißt nichts von mir. Du kennst
mich nicht. Und du hast nie versucht, mich kennenzulernen.“ Sie schweigt.
„Wusstest du, dass ich mit einem Kerl zusammen bin, dem ich egal bin? Wusstest
du, dass ich in Wirklichkeit
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