Irgendwo dazwischen (komplett)
sondern um die Bedeutung dieser Reise und der Wesen, die den Weg kreuzen.
Für mich geht es um Hoffnung und darum, nicht aufzugeben, selbst wenn es
aussichtslos erscheint. Für mich persönlich ist auch nicht Frodo der Held,
sondern jeder einzelne trägt seinen Teil dazu bei.“
Elias starrt mich an. „Das macht Sinn...“, sagt er nach einer
Weile und schaut dann wieder zur roten Ampel. „Und du hast über jeden Film eine
derart durchdachte Meinung?“, fragt er ein wenig später in die Stille.
„Ich bin Einzelkind. Vielleicht habe ich zu viel Zeit alleine
verbracht... Zu viele Bücher und Filme...“
„Heißt das, du hast zu jedem Film eine solche Meinung? Wirklich zu
jedem?“, wiederholt er seine Frage.
„Nicht zu jedem, aber zu den meisten. Bei manchen Komödien kann
auch ich nur sagen, dass sie meinen Humor treffen...“ Bis wir in meine Straße
einbiegen, sagen wir beide kein Wort. Elias parkt den Wagen gegenüber von
unserem Gartentor.
„Wie ist es mit dem Film Swimming Pool ? Hast du nicht
einmal gesagt, dass du den magst?“
„Ja, das habe ich... Und?“
„Ist das nicht auch einer dieser Filme?“
„Einer dieser Filme?“, frage ich.
„Ja. So ein Film, der einem letzten Endes gar nichts sagt... So
ein Film, von dem man immer denkt, ihn verstanden zu haben, und es dann doch
nicht tut...“
„Ich kann nicht sagen, ob ich ihn verstanden habe, aber er hat mir
etwas gegeben...“, antworte ich.
„Und was?“
„Ich finde es nicht wichtig, ob es Julie wirklich gibt, oder
nicht. Ich denke sogar, dass sie ein Teil der Schriftstellerin ist. Entweder
lebt sie ihn nur gedanklich oder durch ihr Buch aus, vielleicht lebt sie diesen
Teil tatsächlich aus, fernab ihrer Realität. Im Grunde es ist auch egal, ob es
real ist oder nicht, denn für sie fühlt es sich schließlich echt an. Julie
verkörpert alles, was sie selbst nicht ist. Sie ist jung, wunderschön, scheut kein
Tabu, lebt sich aus und fürchtet sich nicht vor ihren Trieben. Ich denke, jede
Frau hat eine Julie in sich. Die eine lebt mehr, die andere weniger...
Vielleicht wurde sie nur von ihrem eigenen Verlangen übermannt, vielleicht gibt
es tatsächlich zwei Töchter. So oder so hat Julie Sarahs Leben verändert. Es
ist, als wäre sie zum ersten Mal wirklich lebendig. Ironischerweise ist dieses
wunderbare Gefühl mit dem Tod eines anderen verbunden. Außerdem knistert der
Film vor Erotik... Ich finde diese Stimmung wirklich gut umgesetzt...“
„Ich könnte mich stundenlang mit dir über Filme unterhalten.“
„Gefällt dir der Film denn gar nicht? Ich meine, mal abgesehen von
den Sexszenen ?“ Er lacht. Und auch, wenn ich mit ihm lache, verrät
dieses Lachen, dass ihm diese Szenen wohl wirklich gefallen haben.
„Ich würde nicht sagen, dass er mir gar nicht gefällt. Ich mag,
dass sie sich nicht länger versteckt. Sie ist einer dieser Menschen, die sich
dermaßen in der Vernunft verstricken, dass sie vergessen haben, was es bedeutet
zu leben. Der Verstand blockiert sie komplett und so sehr sie auch versucht,
locker zu sein, sie wirkt immer steif und verkrampft. Ich habe Julie immer als
tatsächlich existent gesehen, aber wie du das sagst, macht das viel mehr
Sinn...“ Er schaut mich an. „Ist alles okay?“, fragt er mich.
„Haben dir die Sexszenen gefallen?“
„Du meinst, ob sie mich erregt haben?“
„Ja“, antworte ich und frage mich, warum ich das gefragt habe.
„Haben sie dich denn erregt?“
„Ich hasse es, wenn man auf Fragen mit Gegenfragen antwortet.“
„Es hat einen Grund, warum ich das getan habe. Sag schon... Haben
sie dich erregt?“
„Ja, haben sie. Und?“
„Und warum wäre es dann so schlimm, wenn sie mich auch erregt
hätten?“ Eigentlich hat er da einen guten Punkt, und er hat das auch sehr
geschickt gemacht, dennoch hat er nicht auf meine Frage geantwortet, zumindest
nicht direkt.
„Die Stellen haben dich also erregt... Der Unterschied ist, dass
es hier um eine Frau geht. Wenn dich eine Frau erregt, ist das was anderes, als
wenn sie mich erregt, findest du nicht?“
„Es ist fast ein wenig unheimlich, wenn sie dich erregt...“ Einen
winzigen Augenblick denke ich an Marie und die Nacht, die wir zusammen
verbracht haben. Und in diesem Augenblick frage ich mich, ob ich Elias davon
erzählen sollte. Doch ich entscheide mich dagegen. Vielleicht würde es Marie
stören. Und außerdem ist es ja auch schon eine ganze Weile her. „Worüber denkst
du nach?“
„Ich kann mir nicht
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