Irgendwo dazwischen (komplett)
eingeschlafen und mein Hintern ist inzwischen eins
mit dem Ledersitz“, sage ich lachend, „Dein Beckenknochen bohrt sich in meine
Leiste und ich muss wirklich dringend aufs Klo... Und falls es dich
interessiert, da kommt ein älteres Paar mit Hund.“ Die Vorstellung, wie die
beiden verstört auf ein wackelndes, komplett beschlagenes Auto schauen, macht
alles gleich noch viel amüsanter.
„Wo sind Leute?“, fragt Elias, der sich sichtlich um seinen
weißen, leicht behaarten zur Windschutzscheibe gestreckten Hintern sorgt.
„Sie sind nicht mehr weit weg. Und wenn ich sie sehen kann, können
sie uns auch sehen...“, antworte ich prustend.
„Nicht nur sehen können sie dich... Wenn sie uns noch nicht
bemerkt hatten, dann haben sie uns jetzt sicher entdeckt, so laut wie du
lachst.“ Seine wachsende Verzweiflung führt bei mir zu stillen Lachkrämpfen,
die in einen schweren Wadenkrampf münden.
„Meine Wade...“, presse ich heraus.
„Was ist mit deiner Wade?“, fragt er, während er mit dem
Oberkörper schon fast im Kofferraum hängt.
„Oh Gott... ahh... ein Krampf...“ Und obwohl es wirklich weh tut,
ist es eine Art Schmerz, der diese Erfahrung nur noch mehr unterstreicht.
„Beweg den Fuß hoch und runter.“
„Das macht es noch schlimmer“, stöhne ich lachend.
„Sind die Leute noch da?“, ignoriert er meinen letzten Kommentar.
„Ja. Sie sind stehen geblieben...“ Diese Tatsache scheint Elias
den letzten Nerv zu kosten, denn er dreht sich fast schon panisch zur Straße
und versucht seinen Po unterhalb des Armaturenbretts zu verstecken. Ich
wünschte, ich könnte uns als Außenstehender sehen. Wir müssen ein wunderbares
Bild abgeben. „Reich mir einen Socken...“, sage ich schließlich.
„Einen Socken?“
„Ja. Einen Socken. Wir sind uns doch wohl einig, dass wir keine
Taschentücher haben. Zumindest nicht griffbereit. Und deswegen muss es eben ein
Socken tun...“ Elias kramt im Fußraum vor dem Beifahrersitz herum, nun auf der
Suche nach einem Socken.
„Ich finde keine Socken“, sagt er nach einer Weile.
„Da müssen aber welche sein“, antworte ich, immer noch lachend.
„Warte, da spüre ich was...“ Einige Sekunden später hält Elias
triumphierend einen Socken hoch. „Tah Dah!“, sagt er strahlend, und ich befreie
uns aus unserer Verknotung.
„Und das Kondom?“, frage ich ängstlich.
„Scheint in Ordnung zu sein...“
„Sicher?“, frage ich verunsichert. Er hält es mir entgegen. Der
vordere Zipfel ist voll mit weißlicher Flüssigkeit.
„Wie geht es deiner Wade?“, fragt Elias, als er auf den Fahrersitz
klettert.
„Die Wade ist nicht das Problem... Mein linkes Bein ist komplett
taub...“
Er nimmt mein Bein und drückt daran herum. „Spürst du was?“
„Nein“, antworte ich und er kneift noch fester. „Aua!“, schreie
ich ihn an. „Das war zu fest...“
„Tut mir Leid, Kleines…“, sagt er kleinlaut. „Aber wenigstens
spürst du dein Bein wieder...“
Marie
„Ich wüsste zu gerne, wie sie aussieht.“
„Wer? Helene?“ Ich nicke. „Also sie ist in etwa so groß wie du,
hat schulterlanges braunes Haar und dunkelbraune Augen.“
„Wenn ich ehrlich bin, kann ich sie mir jetzt trotzdem nicht
wirklich vorstellen.“
„Warte, ich kann sie dir im Internet zeigen...“ Er nimmt meinen
Laptop vom Nachtisch und geht auf Facebook. Dann gibt er ihren Namen ein.
Helene König. Na ja, kein so toller Name. Und dann zeigt er mir ihre Bilder.
Ich spüre, wie er mich von der Seite ansieht.
„Sie ist hübsch...“ Und das ist noch untertrieben. Sie sieht
richtig gut aus. Ein wirklich schönes Gesicht. Ich frage mich, warum mich das
stört. Na, weil ich will, dass ich besser aussehe, ist doch logisch. Klar, ich
bin lesbisch, aber es war schön, was Paul in mir gesehen hat. Bis, ja bis
Helene auf der Bildfläche erschienen ist. Ich interpretiere da sicher zu viel
rein. Er hat schließlich gesagt, dass er noch immer nach jemandem sucht, der
meinen Platz einnimmt. Und da hatte er schon mit ihr geschlafen. Also hat sie
ihn nicht eingenommen.
„Findest du sie ehrlich hübsch?“
„Ja, sie sieht ganz gut aus.“
„Aber?“
„Nichts aber... sie ist hübsch...“
„Ich höre da so einen Unterton.“
„Was denn für einen Unterton?“
„Na, so einen Unterton eben...“
„Was soll ich sagen, sie ist wirklich hübsch. Sehr sogar.“ Ich
versuche zu lächeln, aber mein Lächeln sieht sonst sicher ganz anders aus.
„Das scheint dich
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