Irische Hochzeit
„Wenn ich ihn draußen habe, kommen wir und helfen euch.“
„Lass uns herausfinden, was Connor weiß. Dann entscheiden wir.“
Sie warteten lange in der Dunkelheit, bis eine schattenhafte Gestalt aus der Mauer auftauchte. Connor fand sie. Er senkte seine Stimme zu einem schwachen Flüstern. „Er wird im Turm gefangen gehalten, gefesselt und nackt. Donal Ó Phelan und einige andere verspotten ihn.“
„Ist er verletzt?“ Connor zuckte die Achseln. „Ich kann nicht sagen, was sie mit ihm gemacht haben.“
„Wie schwierig wird es sein, ihn herauszubekommen?“, fragte Bevan.
„Sehr. Doch es ist möglich, wenn wir sie ablenken können.“
Patrick erklärte ihm Bevans Einfall, und Connor stimmte zu. „Wir haben nicht viel Zeit. Die Dämmerung bricht bald an.“
Im stillen Einverständnis begaben sich die Männer auf ihre Plätze. Und Patrick betete, dass sie das alles heil überstehen würden.
20. KAPITEL
Isabel verstand nicht, warum Männer sich weigerten, Hilfe von Frauen anzunehmen. Aber sie hatte nicht die Absicht, einfach nur zu warten bis Patrick zurückkehrte.
Er war allein mit seinen Brüdern aufgebrochen. Nur vier Männer und ein kleiner Junge gegen einen ganzen feindlichen Stamm. Und selbst wenn ihm seine Leute zu Hilfe kämen, es waren einfach nicht genug, um diese Schlacht zu gewinnen. Die Iren von Laochre zählten kaum mehr als zwei Dutzend.
Wollte er sterben? Selbst jetzt, wo er die Königswürde verloren hatte und sein Volk angegriffen wurde, gab er seine Pläne nicht preis. Sie wusste nicht, was er vorhatte, und es ärgerte sie, dass er sie so völlig ausschloss.
Vor ihr erstreckte sich das Meer in glitzernder Schwärze und wurde nur von einem kleinen Flecken Mondlicht erhellt. Isabel hob einen Stein auf und schleuderte ihn in Richtung Wasser. Obwohl er stattdessen auf dem Strand aufschlug, fühlte sie sich danach besser. Sie hatte etwas getan und nicht nur zum Festland hinübergestarrt.
„Königin Isabel.“ Die Stimme einer Frau unterbrach ihre Träumereien. Sie sah sich um und entdeckte Annle und Sosanna, die hinter ihr standen.
Auch wenn ihre Augen trocken blieben, tat ihr doch das Herz weh. „Ja?“
„Kümmern sich die Männer um Ruarc?“, fragte Annle.
Isabel nickte. „Sie wollen sein Leben retten und ihn zurückholen.“
Sosannas Schultern entspannten sich. Im schwachen Licht sah Isabel, dass das Gesicht der Frau nass von Tränen war. Sie trug ihr Baby nicht bei sich, und Isabel vermutete, dass das Kind schlief.
„Sir Anselm sprach mit uns über den Stamm der Ó Phelans“, gestand Annle. „Er erzählte uns, dass die Ó Phelans die Herrschaft über Laochre an sich gerissen haben.“
Isabel konnte sich nicht vorstellen wie er das gemacht hatte, da Anselms Irischkenntnisse nicht viel besser waren als die eines kleinen Kindes. „Ja, das stimmt. Connor Mac Egan war da und sah es. Er ist mit Patrick hinübergefahren, um Ruarc zu befreien.“ Sie verbarg ihren Ärger vor Sosanna. Sie glaubte nämlich nicht, dass auch nur einer der Männer hätte gehen sollen. Ruarc hatte all dies selbst verschuldet.
Ein grimmiger Ausdruck legte sich auf Annles Gesicht. „Anselm meint, die Normannen sollten gehen und sie unterstützen.“
„Warum? An dem Tag, als die Ó Phelans zum ersten Mal angriffen, haben er und seine Männer nichts getan.“ Sie bezweifelte, dass die Normannen eingreifen würden, auch wenn sie es sich wünschte.
Sosanna errötete, und Annle erklärte. „Weil Sosanna ihn darum bat.“
„Sie hat gesprochen?“ Mit neu erwachter Hoffnung trat Isabel näher.
Dieses Mal war es an Annle zu erröten. „Anselm macht ihr den Hof. Und für eine Frau gibt es noch andere Wege, um etwas zu bitten.“
Isabel wünschte sich zwar sehr, dass die Normannen sich eines Tages mit den Iren zusammentun würden, dennoch glaubte sie nicht, dass außer Sir Anselm jemand bereit war zu helfen. Die Normannen hatten den Iren die schmähliche Behandlung noch nicht verziehen.
„Die Männer werden nicht mitmachen“, gab sie zu bedenken. „Sie sind stur.“
Annle zuckte die Achseln. „Ihre Frauen stehen auf unserer Seite. Sie wollen nicht in diesem winzigen Ringwall leben. Deshalb haben sie versprochen, ihren Männern zuzusetzen. Mit allen möglichen Mitteln“, fügte sie mit einem Glitzern in den Augen hinzu.
„Glaubst du, das klappt?“, fragte Isabel. Ihr Gatte würde es niemals wollen, dass die Normannen gegen die Ó Phelans in die Schlacht zogen. Doch vier Männer konnten
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