Irische Hochzeit
keinen Stamm besiegen, ganz gleich, wie stark sie waren.
„Wir können es nur versuchen.“
Patrick bewegte sich ohne nachzudenken und dachte nicht an den bevorstehenden Kampf. Die Gefahr oder auch die Kälte der Nacht nahm er kaum wahr.
Auch wenn er wusste, dass es richtig war, seinen Cousin zu retten, hatte er die Angst auf Isabels Gesicht nicht vergessen. Sie wollte, dass er blieb und nicht, dass er sich in Gefahr begab. Er hatte den Ausdruck in ihren Augen gesehen, die Verletztheit.
Und einen Augenblick lang hatte er sich gewünscht, sie trösten zu können. Aber wenn sein Volk ihm auch den Rücken gekehrt hatte, ihn für einen schlechten König hielt, konnte er es nicht im Stich lassen. Noch nicht einmal für Isabel.
Leise bewegten sie sich an schlafenden Männern vorbei. Einige ihrer Stammesgenossen sahen sie, verhielten sich aber still. Patrick atmete auf, sobald sie das Innere der Großen Halle erreichten. Mit dem Rücken zur Wand bezogen er und Connor ihre Stellungen.
Ruarc kniete völlig nackt auf dem Boden. Seine Hände waren ihm auf den Rücken gebunden. Auch seine Füße waren gefesselt. Mit gebeugtem Kopf bot ihr Cousin das Bild eines gebrochenen Mannes. Am gegenüberliegenden Ende der Großen Halle schlief Donal Ó Phelan. Er saß auf dem Königssessel, in seiner Hand baumelte noch ein silberner Becher.
Patrick hielt die Luft an, als Connor hinter den Männern an der Seitenwand entlangschlich. Einmal gähnte ein Ó Phelan und hob den Kopf. Er schien sie anzustarren. Doch dann ließ er nur einen lauten Rülpser hören und sank zurück, um wieder einzuschlafen.
Patrick und Connor warteten im Schatten, bis das Dunkel der Nacht sich ins graue Licht des frühen Morgens verwandelte. Sie hielten sich nahe der Treppe auf, außerhalb der Sichtweite der anderen.
Aus dem Burghof drang der Lärm von klirrenden Schwertern und Schlachtrufe herauf. Die betrunkenen Männer hoben den Kopf und stolperten zur Tür. Donal Ó Phelan schnarchte weiter, den Kopf gegen die hohe Lehne des hölzernen Throns gelehnt.
Patrick gab Connor ein Zeichen, Ruarc zu holen. Sein Bruder ließ einen zischenden Laut hören, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr Cousin zuckte erstaunt zusammen, als Connor aus dem Schatten auftauchte, ein blitzendes Messer in der Hand. Ruarc erstarrte, als wüsste er nicht, ob er ermordet oder befreit werden sollte. Connor durchschnitt die Stricke und winkte seinem Cousin, ihm zu folgen.
Patrick nahm seinen Mantel ab und warf ihn Ruarc zu. Mit dankbarem Blick bedeckte der sich. Als sie das hintere Treppenhaus des großen Saales erreichten, öffnete Patrick einen verborgenen Durchgang. Man konnte ihn nur von innen entriegeln, sodass Feinde ihn nicht benutzen konnten, um die Verteidigung der Burg zu durchbrechen.
Connor ging als Erster, dann Ruarc und zuletzt Patrick selbst. Sie hatten den inneren Hof noch nicht durchquert, als die Ó Phelans sie sahen. Einige der Feinde zückten ihre Schwerter und griffen sie an.
Patrick und Connor zogen ihre eigenen Waffen. Patrick richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den Kampf, brachte einen der Männer zu Fall und entwaffnete ihn. Das Schwert des Besiegten warf er Ruarc zu, der sich ihnen ohne zu zögern anschloss.
Nun mischten sich auch ihre anderen Stammesgenossen in den Kampf ein. Patrick bemerkte, dass sie anfingen, das im Training Erlernte einzusetzen: Sie stürmten nicht einfach vor und griffen die Ó Phelans blindwütig an. Stattdessen warteten sie auf die richtige Gelegenheit.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Ringwalls sah Patrick Trahern und Bevan kämpfen. Sie waren zahlenmäßig unterlegen. Einige der Stammesmitglieder deckten sie, wobei sie Speere und jede andere Waffe, die sie finden konnten, gegen die Ó Phelans einsetzten.
Die Männer der Ó Phelans dachten nicht daran, sich zu ergeben. Nach kurzer Zeit lagen einige von ihnen zusammen mit ein paar Mitgliedern des Mac Egan-Stammes verwundet oder sterbend am Boden. Ruarc wirkte erschöpft und kämpfte jetzt langsamer. Er bewegte sich wie benommen, gerade so, als führte er eine Kampfübung aus und keinen wirklichen Kampf.
Plötzlich hörte Patrick einen donnernden Lärm draußen vor dem Ringwall. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das Eingangstor. Normannen strömten herein. In Kettenhemden und voller Bewaffnung, begannen sie Seite an Seite mit seinen Stammesleuten zu kämpfen.
Und angeführt wurden sie von seiner Frau.
Bei Gott, er träumte wohl! Patrick konnte nicht glauben,
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