Irische Hochzeit
eines Eroberers auf sie zu.
Die schwarzen Haare fielen ihm auf die Schultern, sein stählerner Blick bohrte sich in ihren. Der weite Umhang umhüllte seine breiten Schultern. Lederne Spangen umschlossen seine Unterarme. „Ich habe uns eine Hütte für die Nacht besorgt.“
„Ich schlafe hier im Donjon.“ Wo Ihr mich nicht anrühren könnt , dachte sie. Sie traute ihm auf gar keinen Fall. Er mochte behaupten, dass er sie nicht in seinem Bett haben wollte, aber vielleicht wünschte er sich Söhne.
Patrick schien ihre Gedanken zu lesen. „Schlaft, wo Ihr wollt. Es ist mir gleich. Ich wollte Euch nur warnen, die Nächte sind kalt.“
Sie wich seinem Blick nicht aus, und ihre Haut begann zu prickeln. „Ihr bleibt nicht auf der Insel, nicht wahr?“
Er trat noch einen Schritt näher, sodass sie einander fast berührten, und betrachtete sie abschätzend. Sie konnte die Wut in seinen Augen erkennen. „Wie ich schon sagte, ich will nicht das Lager mit Euch teilen.“
„Gut.“ Sieh nicht fort, ermahnte sie sich. Auch wenn alles in ihr danach drängte zu fliehen, hielt sie seinem Blick stand. „Aber ich möchte in Eurer Burg auf dem Festland wohnen.“ Wenn sie erst einmal sein Heim und seinen Clan sah, würde sie wissen, ob er ihr die Wahrheit gesagt hatte. Und dann würde sie entscheiden, ob sie blieb oder ging.
„Nein.“
„Bei unserer Eheschließung hatte ich keine Wahl“, fuhr Isabel fort. „Ich verlor mein Heim und meine Familie. Jetzt bin ich gezwungen, hier zu leben. Versetzt Euch einmal an meine Stelle.“
„Dann versetzt Ihr Euch an die meine“, gab er hart zurück. „Ich sah meine Leute durch die Klinge Eures Vaters sterben. Glaubt Ihr, ich wollte eine Normannin zur Frau?“
Isabel ließ sich nicht anmerken, wie sehr seine Worte sie berührten. „Ich habe nichts Böses getan.“
„Nein.“ Er trat zurück und sah nicht mehr ganz so finster drein. Sein Blick schweifte über die Strohdächer der Hütten, die in der Mitte des Ringwalls standen. „Aber für sie seid Ihr eine Feindin.“
„Und was bin ich für Euch?“, flüsterte sie.
„Ein Mittel zum Frieden“, erwiderte er. „Und Ihr steht unter meinem Schutz. Unsere Ehe nennt wie Ihr wollt.“
Isabel verdrängte die Bilder, die er in ihr wachrief. Seine Tunika spannte sich über kampfgestählten Muskeln. Schwarzes Haar umrahmte sein entschlossenes Gesicht mit den harten Augen. Er schien nie zu lächeln.
„Keiner von uns hatte eine Wahl, Isabel.“ Unwillkürlich fasste Isabel nach dem vertrauten Griff ihres Messers, das sie immer beim Essen benutzte.
Er schien amüsiert, und seine Augen blickten etwas milder. „Habt Ihr vor, mich damit zu erstechen?“
„Die Witwenschaft erscheint mir sehr verlockend.“
Er packte ihre Hand und hielt sie fest. „Ich werde später mit den Vorräten zurückkehren, die Ihr benötigt.“
„Hoffentlich nicht.“
Er beachtete ihre Worte nicht. „Ihr könnt in der Zwischenzeit die Insel erkunden.“ Damit wandte er sich zum Gehen. Der Wind riss an seinem abgetragenen Umhang und enthüllte die Löcher darin.
Isabels Verstand warnte sie, sich nicht durch Äußerlichkeiten täuschen zu lassen. Mochte Patrick Mac Egan auch ein König sein, unter dem Mantel der Autorität verbarg sich ein Krieger, gnadenlos, unnachgiebig und seinem Volk bedingungslos treu.
Nachdem er gegangen war, begann sie die Insel zu erforschen, wie er es vorgeschlagen hatte. Sie musste jeden Zoll ihres Gefängnisses kennenlernen, denn nur so konnte sie einen Weg finden, um aufs Festland zu kommen.
4. KAPITEL
Patrick umklammerte seinen Speer, während er neben den Holztoren wartete. Seine Brüder standen ihm treu zur Seite. Alle waren sie schwer bewaffnet und zu Pferde. Patrick überlief es eiskalt. Ihm war, als stünde er neben sich. Jeden Moment konnten die Normannen ihr Wort brechen und angreifen. Er packte seinen Speer so fest, dass seine Handknöchel weiß hervortraten. Leise betete er, man möge sie nicht auf der Stelle erschlagen.
Der Himmel verdunkelte sich rasch, tiefblaue Sturmwolken türmten sich im Osten auf. Patrick konnte die Erde riechen, den Rauch des Torffeuers und die Angst seiner Leute. Und nun war es an der Zeit, ihren Feinden die Tore zu öffnen.
Hinter ihm stand der Rest seines Stammes. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Bauern, Schmieden und Arbeitern, die nur wenig Erfahrung im Kampf besaßen. Seine besten Männer hatten ihr Leben in der Schlacht gelassen, und nur diese hier waren übrig
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