Irische Hochzeit
den Kopf.
„Ich hatte keine Wahl, und das weißt du sehr gut. Hör auf, über Dinge nachzugrübeln, die nicht mehr zu ändern sind. Die Männer müssen bereit sein. Thornwyck hat befohlen, Laochre zu zerstören, sollten wir seine Bedingungen nicht erfüllen“, erinnerte er Bevan.
„Wenigstens würden wir sterben, ohne Verräter in unsere Reihen gebracht zu haben.“
„Nicht jeder möchte sterben.“ Ihre Blicke maßen einander, fochten einen stummen Kampf der Willen aus. Patrick wusste, dass sein Bruder bereit war, sofort sein Leben zu opfern, besonders, nachdem die Normannen in der letzten Schlacht seine Frau getötet hatten. „Öffne den normannischen Kriegern die Tore. Beim Anbruch der Nacht will ich mit ihnen reden.“
„Wie kannst du uns so verraten?“ Bevan ballte die Fäuste, in seinen Augen brannte die Wut. „Wenn du sie einlässt, bleibe ich nicht.“
„Dann kehr zurück nach Rionallís“, drängte ihn Trahern. „Seit Fiona starb, bist du nicht mehr in deiner Burg gewesen.“
Über Bevans Gesicht zuckte urplötzlich der Ausdruck tiefster Trauer. „Ich habe keine weitere Verwendung für Rionallís.“
„Deine Leute brauchen dich dort“, ermahnte Patrick ihn sanft. Das vergangene Jahr war kein gutes für Bevan gewesen. Er hatte Frau und Kind verloren.
„Ich habe mein Schwert denen geweiht, die gegen die Normannen kämpfen. Wenn mein eigener Bruder sich mir nicht anschließt, werde ich woandershin gehen.“
Patrick beobachtete, wie Bevan zum Strand schritt, aber er tat nichts, um seinen Bruder aufzuhalten.
„Ruarc sammelt Leute zum Kampf gegen dich“, warnte Trahern. „Wir brauchen Bevan an unserer Seite, sonst könntest du dein Königtum verlieren.“
Als Trahern den Namen seines Cousins erwähnte, wuchs Patricks Anspannung. „Ruarc interessiert sich mehr für die Macht als für die Bedürfnisse seines Stammes.“
„Dann verspiele nicht den Glauben der Leute an dich.“ Trahern legte Patrick die Hand auf die Schulter. „Als König ziehen sie dich vor. Doch ich weiß nicht, was geschehen wird, wenn du die Normannen zu uns holst. Ruarc hat nicht vergessen, dass du ihm eine Niederlage bereitet hast.“
Obwohl sein rachsüchtiger Cousin eine Bedrohung darstellte, konnte Patrick nicht zulassen, dass der ihn von den Pflichten seinem Stamm gegenüber abhielt. Sein Gesicht verhärtete sich, und er blickte in die Ferne. Die Sonne berührte gerade das Wasser und färbte die Wellen rotgolden.
„Heute Abend öffnen wir den Normannen die Tore“, befahl Patrick. „Wer unseren Leuten Böses will, wird die Morgendämmerung nicht erleben.“
Die Insel besaß eine mystische, irgendwie urtümliche Schönheit, die in dem Kontrast zwischen Fels und Gras bestand. Isabel schnürte es die Kehle zu, und in ihren Augen brannten ungeweinte Tränen.
Sie ging in der Burganlage umher und betrachtete die geschwärzten Mauern. Früher mussten die hölzernen Bauten himmelwärts geragt haben, mit Treppen, die zu den Gemächern hinaufführten. Sie trat gegen einen der Stützpfeiler und stellte fest, dass er tatsächlich noch fest stand.
Ein kühler Luftzug verursachte ihr eine Gänsehaut. Nach der Überfahrt auf dem Schiff schien der Boden unter ihren Füßen immer noch zu schwanken. Ihr Körper sehnte sich nach Schlaf, doch sie durfte ihm nicht nachgeben. Wie konnte sie die Augen schließen, wenn sie sich von Fremden umgeben auf einer unbekannten Insel befand? So klein das Eiland auch war, sie musste es erkunden und die Menschen darauf kennenlernen.
Bei dem Gedanken verspürte sie ein flaues Gefühl im Magen. Würden sie versuchen, sie zu töten, weil sie von normannischem Blut war? Patrick hatte gesagt, dass sie hier niemals als Königin regieren würde. Ein Teil von ihr war dankbar dafür. Was wusste sie schon vom Regieren? Sie zog es vor, ungesehen zu bleiben, den Haushalt zu führen, ohne dass alle Augen auf sie gerichtet waren.
Nachdem ihre Schwestern geheiratet hatten, hatte sie sich um Thornwyck Castle gekümmert. Fast zwei Dutzend Bedienstete hatten unter ihrer Aufsicht gearbeitet. Ihr ganzer Stolz war es gewesen, den Haushalt des Wohnsitzes untadelig zu meistern.
Nicht, dass Edwin de Godred je davon Notiz genommen oder ein Wort des Lobes verloren hätte.
Isabel fröstelte und ging zum Eingang des Donjons, des Turms, zurück. In der Ferne sah sie Patrick im Gespräch mit seinen Brüdern. Trahern und Bevan verschwanden den Hügel hinunter in Richtung Schiff. Ihr Gatte kam mit dem Ungestüm
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