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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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wieder Annle.
    Annle verstrich etwas von der Mixtur auf eine geschwollene Stelle an Sosannas Arm. Als all die kleinen Schnitte und Prellungen behandelt waren, konnten sie nicht viel mehr tun, als sie warm zu halten.
    Die Heilerin hob einen Topf mit heißem Wasser vom Feuer und holte Gemüse aus ihrem Korb. Sie reichte Isabel ein Bündel und deutete ihr an, sie sollte das Essen vorbereiten.
    Isabel wickelte Erbsen aus dem Tuch und erkannte, dass Annle eine Suppe zubereiten wollte. Sie wünschte, sie hätte fragen können, ob auch anderes Gemüse zur Verfügung stand. Vielleicht hatten sie Zwiebeln, um den Geschmack zu verbessern.
    Ihr Zorn stieg. In all den Tagen seit ihrer Ankunft auf Erin hatte keiner ihr angeboten, sie die Sprache zu lehren. Nun, vielleicht war jetzt die Zeit gekommen, mit dem Lernen zu beginnen.
    „Wie heißt das Wort für Schale?“, fragte sie Annle und hielt eine aus Holz geschnitzte Schale hoch. Die Frau runzelte die Stirn. Sie verstand Isabels Frage nicht.
    „Schale“, wiederholte Isabel.
    „ Babhla?“, fragte Annle.
    Isabel hielt die Schale hoch. „ Babhla?“ Als die Frau mit dem Kopf nickte, strahlte Isabel. Allen Heiligen sei Dank, das war wenigstens ein Anfang.
    Sie ging im Raum umher, deutete auf jedes Ding und fragte Annle nach dem Namen. Dann wiederholte sie ihn. Auch wenn Annle manchmal zu zögern schien, so beantwortete sie doch Isabels Fragen.
    Stunden vergingen, und einige der Inselbewohner schauten vorbei. Isabel bemühte sich, einige Worte zu erkennen. Aber so sehr sie sich auch bemühte, der Redestrom blieb ihr unverständlich.
    Schließlich kam Patrick. Seine mächtige Gestalt schien den ganzen Türrahmen auszufüllen. Das schwarze Haar fiel ihm auf die Schultern, einige Schnitte zeichneten sein Gesicht, und eine Hand war mit einem Stück Leinen verbunden, als hätte er einen Kampf hinter sich.
    Isabel konnte nicht alle seine Fragen verstehen, Patrick schien indes mit Annles Antworten zufrieden zu sein. Dann entließ er alle. Isabel stand auf, um ebenfalls zu gehen, doch er hielt sie zurück. „Ich möchte, dass du bleibst.“
    „Ich halte es für besser, ebenfalls zu gehen.“ Es fiel ihr schwer, ihn anzusehen, denn sie erinnerte sich voller Verlegenheit an die vergangene Nacht.
    Patrick legte seinen dunkelroten Mantel ab und setzte sich neben Sosanna. „Was hat Anselm dir erzählt? War er schuld an ihrem Sturz?“
    „Sie stürzte nicht. Sie sprang und er hinterher, um sie zu retten.“ Patrick verzog zweifelnd das Gesicht.
    „Du glaubst mir nicht“, stellte Isabel fest.
    „Nein.“
    Sie biss die Zähne zusammen. Wieso sah er nicht die Qual der Frau? Konnte er nicht erraten, dass ihr wahrscheinlich Gewalt angetan worden war? Das Kind, das in ihr heranwuchs, erinnerte sie täglich an das, was sie erlitten hatte.
    „Anselm brachte sie hierher“, erinnerte sie ihn. „Er rettete sie.“
    „Er hätte den Sturz verhindern sollen.“
    „Und wie hätte er das tun sollen? Ihr hinterherfliegen und sie packen?“
    „Sie hätte nicht allein dort draußen sein dürfen.“
    Hinter allem Zorn verbarg sich die Sorge um Sosanna. Isabel schöpfte Suppe in eine Schale und gab sie ihm. „Sie ist verletzt, und es geht um mehr als nur um das Kind oder die körperlichen Wunden. Seit wann redet sie nicht mehr?“
    „Seit dem letzten Sommer.“ Er gab sich die Schuld, weil er nicht nach dem wahren Grund gesucht hatte, warum Sosanna sich weigerte zu sprechen. Und seitdem er die Normannen in den rath gebracht hatte, zog sie sich Tag für Tag mehr in sich zurück.
    Wenn er von dem Kind gewusste hätte, hätte er sie schon früher nach Ennisleigh gebracht. Jetzt lebte der Mann, der sie entehrt hatte, vielleicht mitten unter ihnen. Er aß die Schale Suppe, die Isabel ihm gereichte hatte und schmeckte sie doch kaum.
    „Lebt das Kleine?“, fragte er.
    Isabel nickte. „Vor Kurzem fühlte ich, dass es sich bewegt.“
    Er war erleichtert, das zu hören. Das weite Gewand, das Sosanna trug, ließ nur schwer erraten, wann das Kind geboren werden würde. Doch wenn Isabel eine Bewegung spüren konnte, würde es nicht mehr lange dauern.
    „Ist sie einmal aufgewacht, seitdem Anselm sie hierherbrachte?“
    „Nein.“ Isabel blieb in der Nähe der Feuerstelle. „Wir konnten ihr aber trotzdem etwas Brühe einflößen.“
    „Gut. Bleib heute Nacht bei ihr. Ich will morgen wiederkommen. Ruarc wird sie sehen wollen.“
    „Hast du ihm denn gesagt, was mit Sosanna geschehen ist?“, fragte

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