Irische Hochzeit
Hand auf ihren Rücken, und Isabel hielt den Atem an. Sie fing seinen Blick auf, und ihre Lippen öffneten sich ein wenig. Sie sah ihn an, den Blick voller Verlangen, gerade so, als erwiderte sie seine Gefühle. Auch wenn es nicht richtig war, er hatte sie vermisst.
„Möchtest du etwas Wein?“, meinte sie.
Er nahm ihren Becher und nippte daran. Isabel verzog den Mund. „Ich meinte damit nicht meinen Becher.“
„Ich mag deinen.“
Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, doch das wirkte auf Patrick bloß wie eine willkommene Herausforderung. Gemeinsam lauschten sie Traherns Geschichte, und Patrick beobachtete, wie das Lachen ihr Gesicht weich werden ließ. Er griff nach ihrem Becher, um noch einen Schluck daraus zu nehmen, doch Isabel hielt ihn fest.
„Willst du mit mir darum kämpfen?“, drohte sie im Scherz.
„Vielleicht.“ Genau jetzt wollte er sie gerne nach draußen in den Regen ziehen und sie küssen, bis nichts mehr zwischen ihnen stünde. Stattdessen ließ er ihren Becher los und suchte sich einen eigenen. Er beobachtete sie aus einiger Entfernung. Das grüne Oberkleid und das blaue léine betonten ihre weiblichen Rundungen, der Stoff schmiegte sich eng an ihre Gestalt an. Doch ihm fiel auf, dass sie nur so tat, als lächelte sie, und dass sie sich ansonsten von den Leuten fernhielt. Und auch wenn sie vorgab, sich zu amüsieren, so schien sie die Wand der Gesellschaft anderer vorzuziehen. Das bekümmerte Patrick mehr als es sollte, denn dadurch erschien sie ihm weit fort zu sein.
Patrick nahm einen tiefen Schluck Wein und zwang seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Eine Geschichte folgte der anderen, und wenn Trahern unterbrach, um sich an Wein und Essen zu erfreuen, griffen einige der Inselbewohner zu ihren Instrumenten. Der Klang von Harfe und bodhrán, einer Trommel, vermischten sich mit den Gesprächen der Leute.
Schließlich erschienen die Normannen. Nur sechs Männer waren gekommen und Gott sei Dank trugen sie keine Rüstung. Die Iren bemerkten sie zuerst nicht, denn die Normannen hielten sich im Hintergrund. Isabel hob die Hand, um Sir Anselm zu begrüßen.
Patrick wurde von Unruhe erfasst. Er wusste nicht, wie die Seinen reagieren würden, und er bezweifelte, dass sie betrunken genug waren, um die Normannen willkommen zu heißen. Noch vor Kurzem hätte er den Neuankömmlingen den Zutritt verweigert, wären da nicht zwei Gründe gewesen, die dagegensprachen. Sir Anselm hatte begonnen, seine Iren für den Kampf zu trainieren. Er machte aus Bauern Krieger. Patrick hatte das Ergebnis gesehen. Schon bald würden sie so weit sein, dass sie der normannischen Armee entgegentreten konnten.
Und außerdem hatte die Anwesenheit der Normannen die Männer des Earl of Pembroke ferngehalten. Dutzende von Anführern im ganzen Land hatten ihr Leben verloren, nachdem ein normannischer Lord namens Raymond le Gros befohlen hatte, ihnen die Beine zu brechen und ihre Körper über die Klippen zu werfen.
Patrick war einer der wenigen Könige, die dem entkommen waren. Und er wusste, das lag nur daran, dass der Feind innerhalb ihrer Mauern wohnte. Der Schatten des Todes war über sie hinweggezogen, und sein Volk ahnte nichts davon.
Also hatte er eingewilligt, den Männern einen kurzen Moment des Feierns zu gewähren. Die Belohnung, bestehend aus gutem Wein und einem unterhaltsamen Abend, erschien angebracht, besonders deshalb, da es ja nur wenige Männer waren.
Für viele war es der erste Besuch auf der Insel. Sie sahen nicht aus, als fühlten sie sich wohl, und Patrick fragte sich, ob Sir Anselm sie gezwungen hatte zu kommen. Isabel entschuldigte sich, um den Männern Becher mit Wein zu bringen, und da bemerkten die Iren die Normannen.
„Was machen die hier?“, fragte einer auf Irisch. Sein vorwurfsvoller Blick traf Isabel. „Ennisleigh gehört uns. Sie haben kein Recht, hier zu sein.“
Noch bevor Patrick antworten konnte, erhob sie die Stimme und sprach zu den Iren in deren eigener Sprache. „Sie sind meine Gäste. Das hier ist mein Heim, und alle sind darin willkommen.“
„Das sagt sie, weil sie eine von ihnen ist“, bemerkte ein anderer.
Isabel erbleichte und krampfte die Hände ineinander. „Ja, ich bin eine von ihnen. Aber ich lebe auch schon eine ganze Zeit lang auf dieser Insel. Und es ist mein Recht, einzuladen, wen immer ich gerne in meinem Heim sehen möchte.“
Patrick beobachtete die Wirkung ihrer Worte. Einige der Männer und Frauen schien die Anwesenheit der Normannen
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