Irische Hochzeit
lauschten, doch es war Sir Anselm, der Patricks besondere Aufmerksamkeit erregte. Der Ritter sah Sosanna mit dem Blick eines Mannes an, der eine begehrenswerte Frau betrachtete.
Patrick wollte vorerst nichts sagen, selbst wenn dabei nichts Gutes herauskommen konnte. Aber schließlich hatte Anselm Sosannas Leben gerettet, und vielleicht erklärte das sein besonderes Interesse an ihr.
Als das Lied zu Ende war, erhob sich Isabel und trat zu Patrick. „Würde mir der König eine Audienz gewähren?“, fragte sie und machte dabei einen etwas stolpernden Hofknicks vor ihm. Ihr Gesicht war gerötet, ob vom Wein oder aus Verlegenheit, konnte Patrick nicht sagen.
„Was ist dein Wunsch?“
„Komm.“ Sie nahm seine Hand und führte ihn hinter eine hölzerne Trennwand, die ihr Schlafgemach vom übrigen Teil der Halle abtrennte. Patrick trat ein und ließ die Tierhaut niederfallen, welche die Öffnung verdeckte und ihnen eine gewisse Privatsphäre schenkte.
Bevor er noch eine weitere Frage stellen konnte, schlang sie ihm die Arme um den Hals. „Ich möchte, dass du mich küsst.“
„Das ist keine gute Idee, a stór.“ Trotzdem sehnte er sich danach, sie zu berühren, die Hände durch ihr seidiges Haar gleiten zu lassen und anzunehmen, was sie ihm darbot. Die unverhüllte Einladung entflammte seine Sinne und weckte in ihm den Wunsch, alles zu vergessen. Alles, außer Isabel.
Sie schmiegte sich an ihn und rieb ihre Nase an seiner. Achtlos ließ sie ihren wollenen brat zu Boden fallen. Bei Gott, sie war schön, eine Feindin mit dem Gesicht eines Engels.
„Jeder auf der Insel und auf dem Festland glaubt, dass wir Mann und Frau sind. Im Fleisch wie auch dem Namen nach.“
„Aber wir sind es nicht.“ Halte dich fern von ihr, warnte ihn seine Vernunft.
„Stimmt etwas nicht mit mir?“ Auch wenn sie es leichthin sagte, spürte er die Angst, die hinter den Worten lag. Die Frage war ehrlich gemeint. Er wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Irgendwie war sie in das Leben seines Stammes eingedrungen, hatte dessen Sprache gelernt und Patricks Zweifel ins Wanken gebracht.
War es vielleicht doch möglich, sie als seine Ehefrau zu behalten?
Nein. Er hatte gesehen, wie die anderen Inselbewohner ihr den Rücken zuwandten. Sie sahen in ihr nicht die Frau, die sie war, nur die Normannin, die Tochter ihres Eroberers.
So, wie auch er sie einst gesehen hatte.
Er hielt den Atem an. Und als Isabel dann die Wange an seine schmiegte, hätte er alle anderen am liebsten zum Teufel geschickt und sie in sein Bett genommen. Er legte die Arme um sie und zog sie an sich.
„Nein, an dir stimmt alles.“ Er wich ihr nicht aus, als sie ihn küsste. Stattdessen ließ er sie gewähren und war dankbar dafür, einmal nicht König sein zu müssen. Er schmeckte den Wein auf ihren Lippen, die berauschende Fülle dieser Frau, die zwischen ihm und seinem Stamm stand.
Allen Konsequenzen zum Trotz wollte er bei ihr liegen. Sie war seine Frau, und schließlich konnte sie auch die körperlichen Freuden miteinander teilen, ohne ein Kind zu riskieren.
Bei Lug, was hatte sie nur aus seiner Willenskraft gemacht? Er hielt sie nicht länger für eine Feindin. Und sie hatte sich so sehr bemüht, den Inselbewohnern ein richtiges Fest zu bieten. Die hingegen hatten sich einfach von ihr abgewandt. Aber Isabel verdiente ihren Respekt und ihre Bewunderung. Wie viele Frauen würden wohl so hart arbeiten, um die Sprache seines Stammes zu lernen und eine zerfallene Burg wieder aufzubauen?
Im Geheimen musste er sich die Wahrheit eingestehen. Er wollte sie nicht aufgeben und schon gar nicht einem anderen Mann überlassen. Diese Frau sollte niemand anrühren oder ihr Kinder schenken – außer ihm selbst.
Und das war das größte Problem von allen.
Er strich mit den Lippen über ihre Schläfe. Es war, als würde er ihr sein Zeichen aufbrennen. „Ich darf nicht schwach werden, Isabel. Wir könnten ein Kind zeugen.“
Unter ihren Händen konnte sie die Wärme seines Körpers spüren, und sie sehnte sich nach mehr. „Es gibt doch Wege, das zu verhindern, oder nicht?“
Wieder Schweigen. Dann hob er ihr Gesicht, sodass sie ihn anschauen musste. Der finstere Zug um seinen Mund, die Wildheit seines nur mühsam gezügelten Verlangens raubten ihr fast die Sinne.
„Eines Tages wirst du die Frau eines anderen sein“, erwiderte er. „Jemand anderer wird dich berühren.“ Er streifte ihr das Hemd von der Schulter und küsste ihre nackte Haut. Isabel bebte vor
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