Irische Hochzeit
Verlangen.
„Ich will keinen anderen Mann“, antwortete sie und hob ihm den Mund entgegen. „Ich möchte bei dir bleiben.“
Sie hatte die Worte nicht laut aussprechen wollen, doch es war die Wahrheit. Hier wurde sie gebraucht wie noch nie zuvor. Hier gab es ein Ziel für sie, gab es die Hoffnung, Feinde miteinander zu vereinen.
„Wenn ich nicht König wäre, gäbe es nichts, was dich mir nehmen könnte.“
Und plötzlich erkannte Isabel die Wahrheit. Wenn er zwischen ihr und seinem Stamm wählen müsste, würde er immer die Pflicht wählen.
„Du bist der König“, murmelte sie und berührte mit der Hand seine Stirn, wo der minn oír ruhte. „Und wirst es immer sein.“
Sie löste sich von ihm, erfüllt von wildem Schmerz, weil sie ihn gehen ließ. Jeder fühlte tausendfach die Trauer des anderen.
Noch lange nachdem Patrick gegangen war, starrte Isabel auf die Tür, durch die er verschwunden war. Und fragte sich, warum sie nur so töricht gewesen war, sich in einen Mann zu verlieben, den sie nie würde haben können.
14. KAPITEL
Der Sommer ging dahin, und Lughnasa rückte näher. Das Korn reifte, und einiges davon würde man ernten können. Patrick ließ den Blick über das Land schweifen, als zwei Reiter sich näherten. Er erkannte Orange und Rot, die Farben des Ó Phelan-Stammes.
Auch wenn er nicht wusste, was sie wollten, so waren sie unwillkommen. Einige Wochen zuvor hatte Donal Ó Phelan sein Angebot eines corpe-dire als Wiedergutmachung für seine Verletzung abgelehnt. Natürlich hätte Patrick vor dem Gericht der Brehons zu einem höheren Blutgeld gezwungen werden können, aber er hatte den Verdacht, dass Donal an eine andere Bezahlung als an die in Silbermünzen dachte.
Er trat von dem Feld zurück und legte die Hand auf den Griff seines Schwertes. Er traute den Ó Phelans nicht.
Die Männer stiegen aus dem Sattel und beugten höflich die Knie. Patrick nahm es mit einem Kopfnicken zur Kenntnis.
Zwei seiner Stammesgenossen kamen aus dem Feld und gesellten sich zu ihm. Eine einzelne Elster flog an den Männern vorbei. Das war ein schlechtes Zeichen.
„Unser Anführer lässt dir seine Grüße überbringen“, begann einer der Boten. „Er schickt uns, um dich zu bitten, morgen bei Sonnenuntergang auf dem Hügel von Amadán mit ihm zusammenzutreffen.“
„Und worüber begehrt er zu sprechen?“ Patrick war klug genug, nicht zu glauben, dass Donal Ó Phelan nur an eine harmlose Unterhaltung dachte. Der Stammesanführer hegte immer noch Groll, und Patrick wollte nicht, dass er auf Rache an Isabel sann.
„Er wünscht einen Waffenstillstand und eine Allianz unserer Stämme. Als Zeichen seines guten Willens bietet er dir dies hier an.“ Einer der Männer hielt Patrick die Zügel seines Pferdes hin. Der graue Wallach war erstklassig, doch Patrick hatte keine Lust, eine Bestechung anzunehmen.
„Sagt Donal, dass ich ihn treffen werde. Sein Pferd aber brauche ich nicht.“ Er entließ die Männer und schaute ihnen nachdenklich hinterher.
Wenn er jetzt über seine Ländereien ritt, sah er, wie die Menschen das Erntefest vorbereiteten. Junge Mädchen waren eifrig damit beschäftigt, Blumengirlanden zu flechten. Seine Männer übten den Kampf mit den Waffen und gaben sich Mühe, die Kunst des Bogenschießens zu vervollkommnen. Viele würden an den Spielen der kommenden Tage teilnehmen.
Er musste an Isabel denken und wie sie sie mit ihrem Bogen verteidigt hatte. Es war nicht zu leugnen, dass sie geschickt mit der Waffe umgehen konnte. Doch obwohl sie jeden ihrer Landsleute im Wettkampf besiegen konnte, sträubte sich alles in ihm bei dem Gedanken, die Normannen an der Zeremonie zu Lughnasa teilnehmen zu lassen. Selbst seine Frau.
Ihr Ritual war so alt wie Eíreann selbst und ebenso heilig. Aber er wollte Isabel auch nicht ausschließen. Sie versuchte ihr Bestes, ihm eine gute Frau zu sein, und das beschämte ihn.
Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser. Obwohl er Isabel ein eigenes Boot bewilligt hatte, war sie doch kein einziges Mal damit zum Festland gekommen. Obwohl sie behauptete, Sosannas Niederkunft wäre nahe, hegte Patrick den Verdacht, dass sie ihn absichtlich mied.
Sie hatte sich von ihm und den Inselbewohnern zurückgezogen. Annle erzählte ihm, dass sie aufgehört hatte, die anderen zu besuchen, und nur noch bei ihr und Sosanna vorbeischaute. Es war, als würde sie sich auf ihr Weggehen vorbereiten, indem sie sich absonderte.
Er gab sich die Schuld an ihrer unglücklichen Lage. Sie
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