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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Tür her, während Sosanna bei einer weiteren Schmerzwelle die Augen schloss. Annle bereitete leise vor sich hinsummend den Strohsack vor und breitete weißes Leinen darüber.
    Isabel unterdrückte ein Lächeln und schüttelte den Kopf. Der Normanne benahm sich wie ein werdender Vater, obwohl es nicht sein Kind war. „Es wird noch viele Stunden dauern.“
    Der Ritter murmelte irgendetwas darüber, dass keine Frau solche Qualen sollte ertragen müssen. Zwar ging er, doch Isabel sah ihn draußen herumlungern, als suchte er nach einer Entschuldigung, um in der Nähe zu bleiben.
    Der Nachmittag ging in den Abend über, und später in der Nacht kämpfte Sosanna nicht mehr wortlos mit dem Schmerz, sondern schrie bei jeder Wehe laut auf.
    „Das Baby wird bald da sein“,beruhigte Isabel sie. Sie sprach irisch mit der jungen Frau. Obwohl sie Ruarc eine Nachricht geschickt hatte, war Sosannas Bruder noch nicht aufgetaucht.
    Sosanna griff nach Isabels Hand und drückte sie so fest, dass Isabel fürchtete, sie würde ihr die Finger brechen. Sie ertrug es geduldig, denn sie wusste, welche Schmerzen die werdende Mutter gerade ertragen musste.
    Als die Wehen immer stärker wurden, begann Isabel sich Sorgen zu machen. Sie hatte von Frauen gehört, die im Kindbett gestorben waren und flehte zu Gott, dass sie so etwas heute Nacht nicht würde erleben müssen. Einen Moment lang wurde ihr schwindlig, und die Geräusche in der Hütte schienen wie aus weiter Ferne zu kommen.
    Würde sie so etwas erleiden müssen, wenn sie Patricks Kind gebar? Sie legte die Hand auf den Bauch und erinnerte sich daran, wie er sie berührt und geliebt hatte.
    „Isabel, geht hinaus“, befahl Annle. „Schöpft frische Luft.“
    Sie gehorchte und stolperte in die Nachtluft hinaus. Draußen vor der Hütte wartete Sir Anselm. In der Hand hielt er einige Stängel Heidekraut.
    „Wie geht es ihr?“
    Isabel schüttelte den Kopf. „Sie hat solche Schmerzen.“
    Anselm drückte ihr das Heidekraut in die Hand. „Ich bezweifle, dass sie sie haben will, aber Ihr könntet sie ihr geben.“
    Isabel machte ein erstauntes Gesicht. „Sie bedeutet Euch etwas.“
    Der Ritter nickte mit roten Wangen. „Ich weiß, dass sie immer noch Angst vor mir hat. Ich will sie nicht belästigen.“
    „Habt Ihr in all der Zeit ein wenig Irisch gelernt?“, fragte Isabel und betrachtete die zart rosa Blüten in ihrer Hand.
    „Ein wenig.“ Der Ritter sah zu Boden.
    „Ihr könntet zu ihr gehen und mit ihr sprechen, wenn das Baby geboren ist.“ Ihre größte Angst, nämlich dass Sosanna die Geburt nicht überleben könnte, erwähnte Isabel lieber nicht.
    Er lächelte traurig. „Nein, das glaube ich nicht.“
    Isabel strich über die Blumen. „Ich werde sie ihr geben und ihr sagen, dass sie von Euch sind.“
    Er nickte achselzuckend und ging zum Rand des Ringwalls. Anders als die anderen besaß er keine Familie, die hätte kommen können. Er war ein einsamer Ritter, und Isabels Herz begleitete ihn.
    Zögernd ging sie zurück zur Hütte, in der Sosanna sich quälte. Mit rotem Gesicht und schweißnassem Haar hatte die junge Frau begonnen zu pressen.
    Isabel trat an ihre Seite, um sie zu unterstützen. Sie ergriff Sosannas Hand und gab ihr die Heidezweige. „Sie sind von Sir Anselm“, sagte sie. „Er schickt seine Gebete.“
    Sosanna zerdrückte die Blumen in der Hand, während sie erneut presste. Die geknickten Stängel fielen auf den Lehmboden und schienen vergessen. Die nächste Stunde kämpfte sie weiter, bis endlich der Schrei des Neugeborenen ertönte. Alle drei Frauen weinten, und Annle legte das kleine Wesen vorsichtig auf Sosannas Bauch.
    „Du hast einen Sohn.“
    Sosanna streichelte den Kopf des Kindes. Die Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Isabel und Annle wurden still, als Sosanna ihr Baby hielt. Sie strich ihm mit der Hand über den Kopf und berührte die winzigen Finger.
    „Er ist schön, Sosanna.“
    Doch die Frau sprach immer noch nicht. Während Annle ihr bei der Nachgeburt half, ging Isabel zum Ufer hinunter und tauchte die Hände in das kalte Wasser.
    Obschon sie im Angesicht des Todes triumphiert hatten, starrte Isabel in den dunklen Himmel hinauf. Keine Sterne funkelten, noch war der Mond zu sehen. Erst als sie die Hände an die Wangen legte, bemerkte sie ihre eigenen Tränen.
    Einsamkeit und die Sehnsucht nach ihrem Gatten drohten sie zu überwältigen. Sie wünschte, er wäre da. Aber mehr als alles andere wünschte sie sich, er wäre kein König. Sie

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