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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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lässt.“
    Er brach ein Stück von der köstlichen Fleischpastete ab, die mit Mandeln und Feigen gefüllt und mit Honig überzogen war, danach reichte er es ihr.
    „Hmm, schmeckt das gut.“ Honora seufzte zufrieden. Sie sah aus wie eine glücklich erschöpfte Frau nach dem Liebesakt. Ewan verdrängte zähneknirschend seine lüsternen Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen.
    „Wein?“, fragte er und reichte ihr den Schlauch. Sie trank von dem köstlichen Getränk, danach stillte sie wieder ihren Hunger. Ewan schaute ihr dabei zu, während er Käse und Brot aß.
    Nachdem sie sich satt gegessen hatte, leckte sie sich die Finger. Es war nun völlig dunkel geworden, nur das kleine Feuer verbreitete einen flackernden rötlichen Schein.
    Ihr zerzaustes Haar reichte ihr bis zu den Schultern und stand an den Enden ab. Sie glättete ihren zerknitterten Rock und zog die Knie an. Nur ihre nackten Fußspitzen lugten unter dem Kleidersaum hervor.
    „Wahrscheinlich willst du wissen, warum ich dir gefolgt bin“, sagte sie schließlich, unüberhörbar klang ihre Stimme nun beklommen. „Aber du bist der Einzige, an den ich mich um Hilfe wenden kann.“
    „Was ist geschehen?“
    Sie rückte näher ans Feuer und wärmte sich die Hände. Die Flammen beleuchteten ihr Gesicht und den dunkel verfärbten Bluterguss am rechten Handgelenk. „John nahm mich gefangen und sperrte mich in einer Kammer ein. Er wollte mich zwingen, ihn nach Ceredys zu begleiten.“
    Sie rieb sich die Verletzung und fuhr leise fort: „Ohne Sir Ademars Hilfe wäre mir die Flucht nicht gelungen.“
    „Sir Ademar?“ Ewan bemühte sich um einen sachlichen Tonfall, obwohl ihm ein Stich der Eifersucht ins Herz fuhr. „Er hat dir zur Flucht verholfen?“
    Honora nickte. „Meine Schwester bat ihn darum.“
    „Und dein Vater? Hat er etwa zugelassen, dass du in seinem eigenen Haus gefangen gehalten wirst?“ Ewan war Zeuge geworden, mit welcher Verachtung Nicholas of Ardennes seine Tochter behandelte, was ihn in seinem Gerechtigkeitssinn zutiefst empört hatte.
    „Er wollte mich loswerden.“ Honora schlang die Arme um ihre Knie und bemühte sich, ihre Angst und Trauer zu verbergen.
    „Warum?“, fragte Ewan entrüstet. Ein Vater sollte seine Tochter beschützen, nicht sie der Willkür eines Tyrannen aussetzen.“
    Sie blickte betrübt in die Nacht. „Weil ich Katherine mit dir betrogen habe.“
    Obgleich sie es nicht aussprach, fühlte Ewan sich verantwortlich für Honoras Vertreibung aus dem Vaterhaus. Er wühlte die Finger fahrig durchs Haar. „Ich kann und will mich nicht dafür entschuldigen, dich zu begehren. Oder dafür, deine Schwester nicht zu heiraten. Es wäre ein Fehler gewesen.“
    Ihre klaren grünen Augen suchten die seinen voll Bedauern und Reue. „Das, was wir getan haben, war ein Fehler. Ich hätte mich von dir fernhalten müssen.“
    „Dadurch hätte sich auch nichts geändert.“ Er berührte ihre Wange. „Hab ich recht?“
    Sie senkte beschämt den Blick. „Nun muss ich entscheiden, was zu tun ist. Ich überlege, ob ich in die Normandie reisen soll, wo Verwandte von mir leben. Dazu müsstest du aber bereit sein, mich zu begleiten …“
    „Komm mit mir nach Éireann“, fiel er ihr ins Wort. „Dort bist du in Sicherheit.“
    Nach einigem Zögern wagte sie, in sein Gesicht zu schauen. „Das wäre möglich“, begann sie nachdenklich. „Aber nur vorübergehend. Ich darf die Leute, die zu Ceredys gehören, nicht Johns Willkür überlassen. Das habe ich mir geschworen.“
    Er wollte widersprechen und ihr sagen, es sei nicht ihre Verantwortung, sie müsse sich von Ceredys fernhalten. Aber er wusste indes, dass jeder Einwand vergeblich wäre. Honora würde ihr Versprechen einlösen, auch wenn Gefahr für ihr eigenes Leben bestand.
    „Bemühe dich um Unterstützung meiner Landsleute“, schlug er vor. „Es sind vertrauenswürdige, tapfere Männer. Vielleicht gelingt es dir, meinen Bruder Patrick, den König von Laochre, davon zu überzeugen, dir zu helfen.“
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich denke, das sollte ich versuchen. Ich weiß mir sonst keinen Rat.“ Sie wandte sich ab, doch er zog sie vorsichtig an seine Brust.
    „Du bist nicht allein, Honora.“ Er hauchte einen Kuss in ihr Haar, das nach Sommerblumen duftete, und umfing ihre Taille.
    Im stummen Einverständnis schlang sie die Arme um ihn. Zum ersten Mal fühlte sie sich nicht gezwungen, gegen ihre Gefühle anzukämpfen. Sie barg ihre Wange an seiner

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