Iron Witch
mehr von der Kälte als von der Anstrengung. Sie blickten einander über die kurze Entfernung, die sie voneinander trennte, an.
Was hatte das alles zu bedeuten? Donna unterdrückte die in ihr aufsteigende Panik und überlegte, wie sie das Thema am besten anschneiden sollte – sollte sie zugeben, dass sie wusste, was diese Kreatur war?
Xan wandte den Blick als Erster ab und holte seinen Mantel aus den Büschen. Er klopfte den Dreck ab, zog den Mantel wieder über und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Dann starrte er eine Zeitlang auf den Boden.
»Xan – «, sagte Donna.
»Donna – «
Sie verstummten beide gleichzeitig.
Xan ging auf sie zu. »Ladies first.«
Sie verzog das Gesicht. »Was ist mit dem … du weißt schon …«
»Oh, du meinst den Elf ?« Seine Stimme war hasserfüllt, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es nicht gegen sie gerichtet war. Irgendwie wusste sie, dass der Klang des Abscheus ausschließlich dem Elf galt.
Okay, er wusste also, was für eine Kreatur das war. Alexander Grayson wusste, was ein verdammter Waldelf war. Diesen Abend konnte man jetzt offiziell als »absolut seltsam« bezeichnen. Da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, hielt Donna den Mund und beobachtete ihn. Sie hatte Xan zwar gerade erst kennengelernt, aber sie wusste, irgendetwas hatten sie gemeinsam. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, dass sie sehr bald erfahren würde, was genau das war.
Xan schwankte plötzlich. Ein schmerzverzerrter Ausdruck huschte über sein Gesicht, und er hielt sich die Rippen. Donna lief zu ihm, ihr Herz schlug heftig, doch dann blieb sie nur besorgt an seiner Seite stehen. Sie war sich nicht sicher, ob es okay war, ihn zu berühren.
»Was ist passiert?«, fragte sie.
Er atmete schwer, und sie fühlte sich hilflos, als er zusammenzuckte und sich vornüber beugte.
Er wehrte sie mit ausgestreckter Hand ab. »Nein«, sagte er und seine Stimme versagte vor Anstrengung. »Es ist nichts.«
»Nichts?« Sie war plötzlich wütend. Auf der Party war er so erpicht darauf gewesen, ihr näherzukommen, und jetzt hielt er sie so auf Abstand. »Du bist verletzt, lass mich mal sehen.«
Xan schlug ihre Hand weg. »Ich hab doch gesagt, es ist nichts. Diese verfluchte Bestie hat mich gebissen, bevor sie abhauen konnte. Ich hätte sie fast gehabt.«
Zumindest stand er jetzt wieder aufrecht. Donna bemerkte, dass der Zorn, den sie in seiner Stimme hörte, nicht nur vom Schmerz kam, sondern auch von seinem Frust. Er war enttäuscht darüber, dass die Kreatur entwischt war.
»Er hat dich gebissen ?« Sie versuchte seinen Mantel zu öffnen, um sich die Wunde anzusehen. »Wo? Xan, diese Dinger sind bösartig …«
»Ach wirklich«, antwortete er und versuchte ein wenig außer Reichweite zu kommen. »Und du scheinst sehr viel über sie zu wissen.«
Donna biss sich auf die Lippe. Sie machte sich Sorgen um Xan – wie schwer verletzt war er? –, aber sie hatte auch fürchterliche Angst, zu viel von sich selbst preiszugeben. Es schien, als ob jemand die Jagdsaison auf ihr bestgehütetes Geheimnis eröffnet hätte.
Und das gefiel ihr gar nicht.
Es gefiel ihr nicht im Geringsten.
»Hör zu.« Trotzig hob sie ihr Kinn und schaute Xan wild entschlossen in die Augen. »Ja, ich weiß so manches über sie – aber du offensichtlich auch. Und du warst derjenige, der gesagt hat, dass wir reden müssten. Das ist der Grund, warum wir überhaupt hier draußen sind.«
»Also, dann lass uns reden.« Es klang wie eine Herausforderung.
»Ich rede doch hier nicht über das, was hier passiert ist – auf keinen Fall.«
»Es ist niemand da, der uns hören könnte, Donna.« Er machte eine Geste Richtung Bäume und hin zu den verlassenen Wegen.
Donna schluckte und fühlte sie plötzlich sehr allein. Sie wünschte, Navin wäre hier, was eigentlich dumm war, wenn man bedachte, wie sehr sie sich bemüht hatte, ihn vor all dem Irrsinn zu beschützen. »Mir ist kalt, und ich habe Angst, Xan. Ich möchte hier nicht reden.«
Er zuckte erneut zusammen und fasste sich behutsam an die Rippen. »Es tut mir leid, du hast ja recht. Ich bin ein Idiot. Komm, wir gehen zu mir.«
Sie zögerte nur einen kurzen Augenblick. »Nur wenn du mir zeigst, wo er dich verletzt hat.«
Ein schiefes Lächeln ersetzte den schmerzverzerrten Ausdruck auf seinem Gesicht. »Du willst mich doch nur oben ohne sehen.«
Donna lief rot an. »Das hättest du wohl gerne. Komm jetzt, beweg dich.«
Sie lief den Weg zurück und tat so, als würde sie
Weitere Kostenlose Bücher