Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein

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und ein leises Gefühl von schlechtem Gewissen, das ich selbst nicht erklären konnte. Ich wusste sehr wohl, worauf Adler hinauswollte, und eigentlich sollte mich der bloße Verdacht empören … aber ein winziger Rest von Zweifel blieb. Ich wusste, wie Polizisten denken, weil ich tief in mir noch immer einer war.
    Nikola schien das wohl auch zu begreifen, denn er rückte ein ganz kleines Stück von mir ab, und auch seine Körpersprache änderte sich. »Das meinen Sie nicht ernst! Allison ist …«
    »… eine attraktive junge Frau, die sich ihr Äußeres und ihren Charme zunutze gemacht hatte, um sich in Jacobs’ Vertrauen zu schleichen«, fiel ihm Adler ins Wort und schnitt den empörten Protest, zu dem Nikola augenblicklich ansetzte, mit einer energischen Geste ab. »Das werden Sie kaum bestreiten wollen, oder? Ich persönlich finde so etwas moralisch verwerflich, aber es fällt auch nicht in meinen Aufgabenbereich.«
    »Wie wahr«, schnaubte Nikola.
    »Entführung und Mord schon.«
    »Entführung?« Nikola riss die Augen auf. »Mord?«
    »Oder wie nennen Sie das, was wir in diesem Keller gefunden haben?«, fragte Adler. »Und was Ihnen selbst widerfahren ist?«
    »Das ist doch Unsinn!«, polterte Nikola. »Allison war doch selbst gefangen und wäre um ein Haar getötet worden!«
    »Das kann ein Trick gewesen sein, oder etwas ist nicht nach Plan verlaufen«, wandte Adler ein und kam Nikolas Protest auch jetzt wieder mit einer entsprechenden Geste zuvor. »Ich sage nicht, dass es so war, aber Sie müssen mich verstehen. Ich habe es mit zwei Toten zu tun, und es wird nicht dabei bleiben. Die Menschen in dieser Stadt bezahlen mich dafür, über ihre Sicherheit zu wachen und Schaden von ihnen abzuwenden. Was ich in diesem Keller gesehen habe, das verstehe ich nicht, aber es erscheint mir durchaus etwas zu sein, das den Menschen in Belfast und vielleicht sogar ganz Irland schaden kann. Ich muss alle Eventualitäten berücksichtigen.«
    »Das war ein beeindruckender Satz«, sagte Nikola. »Können Sie ihn noch einmal wiederholen?«
    Erstaunlicherweise blieb Adler nicht nur ruhig, sondern lächelte sogar. »Können Sie ausschließen, dass Miss Carter etwas mit dieser Sache zu tun hat?«
    »Ja«, sagte Nikola überzeugt.
    »Sie hat mich selbst engagiert«, gab ich zu bedenken. »Warum hätte sie das machen sollen, wenn sie selbst etwas damit zu tun hat , wie Sie sagen?« Um ein Haar wäre mir entschlüpft, dass Allison eine Menge von dem, was er ihr unterstellte, ja selbst zugegeben hatte, aber ich erinnerte mich auch gerade noch rechtzeitig daran, dass der Captain und seine Männer erst später dazugekommen waren und deshalb nichts davon wissen konnten.
    Adler nickte zwar, sagte aber trotzdem: »Haben Sie nicht gerade behauptet, Sie wüssten noch, wie Polizisten denken?«
    »Ich erinnere mich«, antwortete ich kühl. »Und auch an den Grund, weshalb ich keiner mehr bin.«
    »Genau wie ich, Constabler Devlin.« Adler konnte sich weder diese Bemerkung noch ein süffisantes Lächeln verkneifen und wartete offensichtlich darauf, dass ich antwortete, um den Schlagabtausch fortzusetzen, doch diesen Gefallen tat ich ihm nicht. Es war nicht klug, sich auf einen Faustkampf einzulassen, wenn der andere Boxhandschuhe aus Eisen trug.

15

    Niemand brachte uns etwas zu essen oder neues Wasser, und Nikolas einziger Versuch, das Zimmer zu verlassen, scheiterte an einem ebenso freundlichen wie hartnäckigen Constabler, der auf einem Stuhl draußen auf dem Flur saß und uns hartnäckig beschied, dass wir auf die Rückkehr des Captains zu warten hätten.
    Was eine Stunde dauerte. Dann noch eine und noch eine und auch noch ein bisschen länger. Erst als sich die Zeiger von Nikolas Taschenuhr der Zwölf näherten, wurde die Tür geöffnet, und derselbe Mann kam herein, der bisher draußen gesessen und die Rolle des Zerberus gespielt hatte. Ziemlich gut, wie ich fand.
    »Ich soll Sie zu Captain Adler bringen«, sagte er freundlich und in so beiläufigem Ton, als hätte er uns nicht gerade über drei Stunden in einem Zimmer eingesperrt, das sich höchstens insofern von einer Gefängniszelle unterschied, dass es ein wenig größer und etwas weniger spartanisch eingerichtet war. Aber eingesperrt blieb letztendlich eingesperrt.
    »Wie geht es Miss Carter?«, sprudelte Nikola sofort los. »Haben Sie etwas von ihr gehört?«
    Der Constabler blickte ihn nur einen Moment irritiert an und dann den unbequemen Stuhl, auf dem er die letzten drei