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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich müde mit den Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger über die Augen.
    »Er hat das Bewusstsein wieder verloren?«
    »So wie die anderen auch wieder … zur Ruhe gekommen sind, ja«, bestätigte Adler an Nikolas Stelle. »Oder sie sind gerade dabei. Das alles ist sehr geheimnisvoll.«
    Nikola taxierte ihn mit einem giftigen Blick, aber er enthielt sich jeglichen Kommentars. Watson zog die Taschenuhr aus der Weste, die er gerade erst eingesteckt hatte, klappte den Deckel wieder auf und schien ein bisschen erstaunt, dass erst eine Minute vergangen war, seit er dies das letzte Mal getan hatte. Er sah wieder den Telefonapparat an. Dann Allison. »Und Sie?«
    »Ich?«
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut«, behauptete Allison scharf. »Warum fragen Sie? Ist das eine Berufskrankheit?«
    »Vermutlich«, meinte Nikola an Watsons Stelle. »Aber was der gute Doktor eigentlich fragen will, ist, ob Sie irgendeine Veränderung spüren, seit das Gewitter eingesetzt hat.«
    Allison schüttelte eindeutig zu schnell den Kopf, und in ihren Augen flammte Zorn auf, aber er erlosch ebenso schnell wieder und machte etwas gänzlich anderem Platz. Ich musste an das sonderbare Gefühl denken, als ich Chip berührt hatte, und seine noch viel sonderbareren Worte. Und – eigentlich überflüssig zu erwähnen – natürlich flammte in diesem Moment ein weiterer und diesmal von einem ganz besonders lautstarken Donnergrollen gefolgter Blitz draußen über dem Hof auf, und dieses Mal bildete ich mir nicht nur ein, sie deutlich erbleichen zu sehen.
    Und dass sich etwas unter ihrer Haut bewegte.
    »Sie sollten sich vielleicht ein wenig Ruhe gönnen, Miss Carter«, sagte Watson, indem er den verzierten Deckel seiner Taschenuhr zu- und praktisch sofort wieder aufklappte. Er sah auf das Ziffernblatt und tippte dann mit der linken Hand mehrmals hintereinander auf die offen liegenden Glockenschalen seines Skelett-Telefons, als könnte er es so in Funktion setzen.
    »Ich fühle mich ganz ausgezeichnet, danke«, versetzte Allison scharf. »Verraten Sie mir lieber, warum Sie so versessen darauf sind, mich loszuwerden. Erwarten Sie einen Anruf, von dem ich nichts wissen darf?«
    Watson zog wie ertappt die Hand von dem Telefonapparat zurück. »Ich erwarte tatsächlich ein Ferngespräch aus England«, antwortete er ruhig, »aber das hat nichts mit Ihnen zu tun, Miss Carter. Ich bin nur ein wenig in Sorge um Sie, das ist alles.«
    »Und die Tatsache, dass sich ein Irrenarzt um meine Gesundheit sorgt, soll mich nun beruhigen?«, fragte Allison.
    Ich konnte Watson ansehen, dass ihn diese Bemerkung eher amüsierte als ärgerte, aber er antwortete dennoch mit leicht erhobener Stimme: »Ich bin Allgemeinmediziner, Miss Carter, kein Psychiater, obwohl ich dieses Institut leite, aber selbst wenn es nicht so wäre, würde es unverantwortlich von mir sein, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Sie haben eine Menge durchgemacht, und ich weiß immer noch nicht genau, was mit Ihnen geschehen ist. Dazu kommt, dass der Professor recht hat. Alle, die mit Ihnen hergebracht wurden, zeigen gewisse … Reaktionen, seit das Unwetter losgebrochen ist.«
    »Was für Reaktionen?«
    »Diejenigen, die erwacht sind, scheinen von gewissen Erinnerungen geplagt zu werden«, antwortete Watson. »Aber das wissen Sie ja. Sie haben mit Mister Jacobs gesprochen. An was hat er sich erinnert?«
    »An den schieren Unsinn!«, protestierte Allison. »Ich habe mit Stanley gesprochen, das ist wahr! Und ich kann Ihnen versichern, dass er einfach nur im Fieber fantasiert!«
    »Vieles, das wir nicht verstehen, tun wir nur zu gerne als Unsinn ab«, sagte Watson. »Das ist eine ganz normale menschliche Reaktion.«
    »Sie meinen, es hat mit diesem … Zeug zu tun, das dieses Ungeheuer in uns … gepflanzt … hat?«, fragte Allison.
    »Wenn Sie es so ausdrücken möchten …«
    »Dann holen Sie es aus mir heraus!«, verlangte Allison.
    »Ich fürchte, so einfach geht das nicht …«, begann Nikola und wurde sofort mit einer heftig wedelnden Geste in meine Richtung von Allison unterbrochen: »Reden Sie keinen Unsinn, Nikola! Sie haben Quinn geheilt! Und den armen Jungen auch!«
    »Und ihn damit beinahe umgebracht«, sagte Adler. »Und Devlin hat es auch nicht wirklich gefallen, wie ich gehört habe.«
    »Dieses Risiko gehe ich ein«, sagte Allison.
    »Das glaube ich Ihnen gerne«, erwiderte Nikola, »aber in diesem Punkt bin ich ausnahmsweise einmal Captain Adlers Meinung. Das Risiko ist zu

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