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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Patrick … was geht hier vor, Mister Devlin?«, stammelte er. »Das ist Teufelswerk!«
    Er wollte schon wieder das Kreuzzeichen schlagen, doch ich nahm seine Hand und hielt sie mit sanfter Gewalt fest. »Ich weiß auch nicht genau, was das alles bedeutet, Mulligan«, sagte ich, »aber ich kann Ihnen versichern, dass es nichts mit dem Teufel oder irgendwelchen anderen übernatürlichen Mächten zu tun hat.«
    »Und was … was ist es sonst?«, stammelte er.
    »Das weiß ich nicht.« Ich machte eine Kopfbewegung in die Richtung, aus der das Schaben und Knirschen jetzt immer deutlicher zu hören war. »Aber wenn Sie mich begleiten, dann haben wir gute Aussichten, es herauszufinden.«
    Mulligan sah nicht so aus, als wäre er sonderlich scharf darauf, auch nur irgendetwas herauszufinden. Aber noch sehr viel weniger versessen schien er darauf, allein zurückzubleiben, denn zu meiner Erleichterung rang er zwar noch kurz mit sich selbst, aber dann nickte er und bedeutete mir mit einer entsprechenden Geste weiterzugehen. Ich konnte nur hoffen, dass er mir meine Erleichterung nicht allzu deutlich anmerkte. Immerhin brauchte ich seine Lampe. Möglicherweise auch seine Muskeln. Und die Eisenstange war auch nicht schlecht.
    Je deutlicher die scharrenden und klickenden Laute vor uns wurden, desto langsamer gingen wir. Auch das grüne Leuchten war nun wieder da, zuerst nur als kaum wahrnehmbarer Schimmer wie glühender Dunst, der jedoch bald wieder an Leuchtkraft zunahm, sodass ich nun auch seinen Ursprung ausmachen konnte – oder doch zumindest die Richtung, aus der er kam. Vor uns beschrieb der halbrunde gemauerte Tunnel einen scharfen Knick, das Scharren und Klappern und Knirschen wurde immer lauter, und nun meinte ich auch Stimmen zu hören, war aber nicht ganz sicher.
    Ein weiteres Dutzend Schritte später hielt ich noch einmal inne und gab Mulligan mit einem Wink zu verstehen, dass er die Lampe auf den Boden stellen sollte, damit uns ihr Lichtschein nicht verriet – eine Vorsichtsmaßnahme, die sich als vollkommen überflüssig erwies, als ich vorsichtig um die Biegung lugte. Ich hatte gedacht, dass es nichts mehr gäbe, was mich in noch größeres Erstaunen versetzen konnte, aber natürlich erwies sich das als Irrtum.
    Der Gang setzte sich in gerader Linie weiter fort, als ich sehen konnte, endete aber dennoch schon nach einem kurzen Stück vor einem massiven Gitter aus fast daumendicken Stäben, von denen es in der Kanalisation eine Menge gab, obwohl ich noch nie so richtig verstanden hatte, warum eigentlich.
    Das knappe drei Viertel Dutzend Gestalten, das davorstand und mir den Rücken zukehrte, offensichtlich auch nicht. Zumindest war es mit seiner Existenz nicht einverstanden, denn mindestens zwei Männer hatten die Arme gehoben und zerrten und rissen mit aller Gewalt daran, was zugleich auch der Grund für das Scheppern und Klirren war, das noch immer anhielt. Darauf achtete ich aber kaum, denn nun offenbarte sich mir auch die Herkunft des grünen Leuchtens. Es war mit Abstand das Unheimlichste, was ich bis zu diesem Augenblick gesehen hatte.
    Nicht nur die tote Frau hinter uns war über und über mit dem silbernen Geflecht bedeckt. Der grässliche Effekt erstreckte sich über jede einzelne der acht oder neun Gestalten, die vor uns standen und mir den Rücken zuwandten – und unter denen ich zu meinem Entsetzen auch Stanley Jacobs und Allison erkannte. Es war nur sehr wenig freie Haut und kein einziges Gesicht zu erkennen, doch dieses wenige war über und über mit dem unheimlichen Spinnengeflecht bedeckt. Und nicht nur dort. Mein Verdacht wurde zur Gewissheit, als ich den grünen Glanz sah, der hier und da durch ein zerschlissenes Kleidungsstück oder einen Riss in einem Hemd oder einer Bluse schimmerte.
    Es leuchtete. Wo ich das silbrige Geflecht erkennen konnte, da war es mit zahllosen winzigen Punkten übersät, die ausnahmslos in jenem kränklichen blassgrünen Ton glommen, der mich auch hierher geleitet hatte.
    Mulligan langte endlich stolpernd neben mir an und konnte ein entsetztes Keuchen nicht mehr unterdrücken, doch der Laut ging in einem gewaltigen Splittern und Bersten unter, das mit einem Male losbrach und mir in seiner Folge etwas offenbarte, das mir sogar noch viel unglaublicher vorkam als alles andere, das ich bisher hier unten gesehen hatte.
    Die beiden Männer, die die Hände nach dem Gitter ausgestreckt hatten, rissen es in Stücke.
    Um ein in letzter Zeit arg überstrapaziertes Wort noch ein

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