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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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trockene Papier, bevor die Glut von selbst erlosch. Allison sah mich zwar leicht vorwurfsvoll an, rührte aber auch keinen Finger. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass sie auch weiter tatenlos zugesehen hätte, wäre der ganze Plan verbrannt.
    »Verbrecherisch?«, fragte ich. »Wieso?«
    »Das ist der ursprüngliche Plan, der allererste Entwurf«, erklärte Allison noch einmal. »Er sah vor, alle Abwässer des Werftgeländes durch ein unterirdisches System aus Rohren und Kanälen direkt ins Meer zu leiten, weit genug nach draußen, damit der Geruch die Besucher nicht belästigt. Und vor allem natürlich hinlänglich verdünnt, nicht, dass am Ende noch die ganze schöne Stadt Feuer fängt.«
    »Ein löblicher Vorsatz«, sagte ich, woraufhin Allison mich nur noch vernichtender ansah. Ich nahm mir vor, noch besser auf das zu achten, was ich sagte. Was immer Allison an diesem Plan so empören mochte, war ganz gewiss nicht meine Schuld, aber wie es aussah, gehörte sie zu jenen Menschen, die kein Problem damit hatten, den Überbringer einer schlechten Nachricht zu bestrafen.
    Angesichts dessen, was mir Allison gerade erzählt hatte, konnte ich das sogar verstehen.
    »Es ist ein ganz und gar schrecklicher Vorsatz«, erwiderte sie. »Nachdem wir unser Bestes getan haben, um die Stadt zu ruinieren, nehmen wir uns als Nächstes den Atlantik vor? Und danach den Rest der Welt?« Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ich instinktiv ein Stück zurückwich. »Gottlob gibt es mittlerweile genügend vernünftige Menschen in der Stadtverwaltung, die anderer Meinung sind. Und die sich letzten Endes durchgesetzt haben.«
    »Inwiefern?«
    Statt auf meine Frage zu antworten, wandte Allison sich mit einem fordernden Blick an Nikola. Er sah zwar immer noch konzentriert auf den Plan hinab, schien es aber irgendwie zu spüren, denn kurz darauf nickte er. Sehr widerwillig, wie es mir vorkam. »Das … sieht in der Tat ein bisschen aus wie das, was wir dort unten gesehen haben.«
    Allison schnappte nach Luft. »Ein bisschen?«, wiederholte sie aufgebracht. »Nikola, beleidigen Sie mich nicht, indem Sie mir das Gefühl geben, Sie würden mich für dumm halten! Das ist ganz genau das , was wir gesehen haben, bis hin zur letzten Schraube!«
    »Was haben wir denn gesehen?«, fragte ich, schon um Nikola zu helfen, der mit jeder Sekunde betroffener und unbehaglicher wirkte. Ganz offensichtlich wünschte er sich in diesem Moment weit weg.
    »Sie haben den ursprünglichen Plan fallen gelassen«, schnaubte Allison. »Jedenfalls hat man das uns und den Menschen in dieser Stadt so erzählt. Statt über rostige Eisenrohre vor der Küste sollte eine moderne Kläranlage errichtet werden, die sämtliche Abwässer filtert. Aber so etwas ist teuer, wirklich sehr teuer.« Sie stieß verächtlich die Luft durch die Nase aus. »Also ist offensichtlich jemand gekommen und hat Stanley den Vorschlag unterbreitet, es doch bei der ursprünglichen und viel preiswerteren Lösung zu belassen. Man muss ja sehen, wo man bleibt!«
    »Aber diese Kläranlage ist gebaut worden«, gab ich zu bedenken. »Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Gab es nicht sogar eine Einweihungsfeier, bei der der Bürgermeister anwesend war?«
    »Oh ja, und er hat eine salbungsvolle Rede gehalten, in der es von Worten wie Verantwortung und Sicherheit und der Zukunft unseres Landes und unserer Kinder nur so gewimmelt hat, ich weiß«, bestätigte sie. »Ich war dabei, genau wie Stanley.« Ihr Gesicht verfinsterte sich noch weiter. »Ich fasse es nicht, dass er mich so belügen konnte! Wie dumm war ich eigentlich?« Sie machte eine Kopfbewegung auf den Plan. »Danach ist es nicht mehr als eine aufwendige Attrappe.«
    »Eine ziemlich teure, oder?«, fragte ich zweifelnd.
    »Aber nichts gegen das, was der Bau und erst recht der Betrieb einer echten Kläranlage kosten würden«, erwiderte Allison. »Stanley hat mir geschworen, sich nicht darauf einzulassen, aber nach dem, was wir gerade gesehen haben …«
    »Der Kanal«, vermutete ich, aber Allison schüttelte nur den Kopf. »Die Pumpen. Sie sind genau da eingezeichnet, wo wir sie mit eigenen Augen gesehen haben.«
    »Das allein ist noch kein Beweis«, widersprach Nikola lahm. »Sie sind hier eingezeichnet, und es gibt sie auch dort, aber wir sollten jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen. Es sind einfach nur …«
    »… Hochleistungspumpen, die all den Schmutz und all das Gift in die See befördern!«, unterbrach ihn Allison, nur noch eine

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