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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ehrlich, manchmal hat es auch einen gewissen Reiz, Leute ungestraft schikanieren zu dürfen, wissen Sie? Verdächtige zusammenzuschlagen oder auch schon mal jemanden zu erschießen, wenn einem danach ist … manchmal rettet einem das den Tag.«
    »Quinn«, sagte Allison.
    »Er hat gefragt«, erwiderte ich achselzuckend.
    Streng genommen hatte er das nicht, doch bevor der Streit weiter eskalieren konnte, näherten sich Schritte, und ein uniformierter Polizist erschien auf der anderen Seite des Gitters, drehte einen absurd großen Schlüssel im Schloss und bedeutete mir wortlos, herauszukommen. Ich gehorchte, doch als Nikola mir folgen und Allison von der gemauerten Bank aufstehen wollte, schüttelte der Constabler genauso schweigend den Kopf und verriegelte die Tür wieder.
    »Lassen Sie sich nichts gefallen, Quinn«, rief Allison mir nach. »Sie haben Rechte, vergessen Sie das nicht!«
    Ich war schon fast froh, als mir der Constabler Handschellen anlegte und mich wegführte. Das Gesicht des Mannes blieb völlig unbewegt, aber ich wusste aus eigener Erfahrung, wie Polizisten auf diese Art von Gefangenen reagierten.
    Ich wurde in einen winzigen, fensterlosen Raum gebracht, wo mein Bewacher mich auf eine harte Bank stieß und daran festkettete, dann ging er. Nichts davon überraschte mich. Es würde mindestens eine halbe Stunde vergehen, bis man mich zum Verhör holte, und ich konnte wohl noch von Glück sagen, dass man mich allein eingesperrt hatte und nicht zusammen mit ein paar gelangweilten harten Jungs, die sich auf ihre ganz eigene Art und Weise die Zeit mit mir vertrieben.
    Es verging fast eine Stunde, bis mich derselbe Constabler wieder abholte und in ein mit Aktenschränken und überladenen Regalen vollgestopftes Büro brachte, wo ich auf einen nur unwesentlich weniger unbequemen Stuhl befördert und wieder angekettet wurde. Auch damit hatte ich gerechnet.
    Allerdings nicht damit, eine weitere geschlagene Stunde warten zu müssen.
    Endlich ging die Tür auf, und Adler kam herein.
    »Constabler Devlin«, begann er, während er mit energischen Schritten um den Schreibtisch herumeilte und sich in einen Stuhl fallen ließ, der unter seinem Gewicht bedrohlich knirschte. »Bitte verzeihen Sie, dass Sie warten mussten, aber Sie wissen ja, wie das ist: Am Wochenende haben wir immer viel zu wenige Männer und viel zu viel Arbeit … Sie erinnern sich noch, Constabler? Aber eigentlich müsste es ja Mister Devlin heißen, und nicht mehr Constabler, nicht wahr?«
    Ich hütete mich, auch nur mit einem einzigen Wort darauf zu reagieren. Adler sah mich mit vollkommen unbewegter Miene an, und auch seine Stimme hatte einen vollkommen sachlichen Ton, doch ich musste seine Gedanken nicht lesen, um zu wissen, dass er den Moment in vollen Zügen genoss. Vielleicht war es ihm gestern ja einfach zu schnell gegangen, und er gedachte die Gelegenheit nun zu nutzen, unser Wiedersehen in aller Ruhe auszukosten und dabei Versäumtes nachzuholen.
    »Devlin, Devlin, Devlin«, seufzte Adler, nachdem wir uns lange genug schweigend gegenübergesessen hatten, um ihn wohl begreifen zu lassen, dass es ihm nicht gelingen würde, mich niederzustarren. »Sie machen es mir wirklich nicht leicht. Da sehen wir uns jahrelang gar nicht, und dann muss ich kurz nacheinander gleich zwei so unangenehme Gespräche mit Ihnen führen.«
    »Das müssen Sie nicht«, antwortete ich. »Lassen Sie mich und meine Begleiter einfach gehen, und der Rest des Samstags gehört Ihnen und Ihrer Familie.«
    Adler machte eine plötzliche Bewegung, und ich rechnete spätestens jetzt damit, von ihm geschlagen zu werden, doch stattdessen griff er nur in die Jackentasche und zog eine Zigarre heraus, deren Banderole ich sofort erkannte, obwohl ich so etwas erst einmal in meinem Leben gesehen hatte. Bedächtig zündete er sie an, wodurch sich zumindest die Anklage wegen Diebstahles zu einem Drittel in Rauch auflöste.
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich mit Ihnen machen soll, Devlin«, sagte Adler, nachdem er zwei genießerische, lange Züge genommen und sein Gesicht in blaugraue Rauchwolken gehüllt hatte. »Dabei waren Sie doch selbst einmal Polizist. Sie sollten wissen, wie es läuft.«
    »Dass man mit ehemaligen Kollegen ganz besonders streng ist, damit niemand auf seltsame Ideen kommt?« Ich nickte. »Ja.«
    »Streng, aber gerecht«, bestätigte Adler. »Ja, ich erinnere mich, dass Sie ein Mann sind, der nicht lange um den heißen Brei herumredet. Sie bevorzugen das offene

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