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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sehr ihm dieser Moment gefiel. »Formulieren wir es einmal so: Miss Carter nennt Jacobs vermutlich Onkel, weil es … unverfänglich ist. Die Leute stellen dann nicht so viele Fragen. Auf Reisen zum Beispiel. Oder im Hotel.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich impulsiv.
    »Miss Carter ist uns nicht gänzlich unbekannt«, fuhr Adler schon beinahe fröhlich fort. Er ließ mir auch Zeit, diesen Satz wirklich zu begreifen.
    »Sie wollen behaupten, sie se i …?«
    »Das Wort, nach dem Sie suchen, lautet aktenkundig «, bestätigte Adler mit einem Nicken. Er sah auf das leere Blatt vor sich hinab und tat so, als läse er seine Antworten davon ab. »Es ist schon ein paar Jahre her, aber es gab … warten Sie … mehrere Festnahmen wegen Störung der öffentlichen Ordnung, Beschädigung öffentlichen Eigentums und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Ihre kleine Freundin ist eine Anarchistin, Quinn.«
    »Jetzt wird sie mir direkt sympathisch«, entgegnete ich.
    »Das sind ernste Anschuldigungen«, sagte Adler, ohne von seinem Blatt aufzusehen. »Miss Carter ist eine Unruhestifterin. Manche verdächtigen sie nicht nur den Freiheitskämpfern der Gälischen Liga nahezustehen, sondern sogar, eine Kommunistin zu sein.«
    »Allison? Eine Kommunistin? Das ist lächerlich!«
    »Bisher haben wir sie mehr oder weniger gewähren lassen, weil ein so mächtiger Mann wie Stanley Jacobs seine schützende Hand über sie gehalten hat«, fuhr Adler ungerührt fort. »Ich beginne mich allerdings zu fragen, ob das nicht ein Fehler war.«
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Allison etwas mit seinem Verschwinden zu tun hat!«
    »Nein«, bekannte Adler unumwunden. »Das wäre dumm, und man kann gewiss so manches über Miss Carter sagen, aber nicht, dass sie dumm ist. Wann bekommt eine zugegeben sehr attraktive kleine technische Zeichnerin schon einmal die Gelegenheit, sich an einen Mann wie Jacobs heranzumachen? Das würde sie nicht einfach aufgeben.«
    »Technische Zeichnerin?«
    Adler nickte. »Was hat sie Ihnen denn gesagt, was sie ist?«
    »Architektin.«
    Adlers Grinsen wurde nun eindeutig anzüglich. »Jacobs hat sie wohl als solche eingestellt, um sie entsprechend bezahlen zu können. Aber wenn es Sie beruhigt, Constabler: Ich habe gehört, sie soll sehr gut sein in dem, was sie tut. Allerdings weiß ich nicht, wie gut sie zeichnen kann.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe, um nichts zu sagen. Es spielte überhaupt keine Rolle, ob Adlers Behauptung der Wahrheit entsprach oder nicht. Er hatte nicht das Recht, so über Allison zu reden.
    Adlers Grienen wurde sogar noch breiter, aber seine Stimme wieder ernst. »Sie war eine recht talentierte Studentin, habe ich mir sagen lassen. Ihre Professoren waren sehr zufrieden, und mancher hat ihr sogar eine große Zukunft prophezeit. Vielleicht wäre sie wirklich eine erfolgreiche Architektin geworden, wer weiß?«
    »Was ist passiert?«
    »Was so oft passiert«, sagte Adler. »Sie ist in … wie sagt man … in falsche Gesellschaft geraten. Hat sich mit irgendwelchen Wirrköpfen und Freiheitskämpfern zusammengetan, von denen es an den Universitäten ja leider nur so wimmelt. Dummköpfe, die nicht nur glauben, dass Irland ohne das Vereinigte Königreich besser dran wäre, sondern auch gegen alles und jedes protestieren. Sie kennen diese Chaoten. Eine traurige Geschichte, wenn man es genau nimmt.« Er sah mich an und wartete ganz offensichtlich darauf, für diese Erkenntnis gelobt zu werden. Als das nicht geschah, sog er noch einmal an seiner Zigarre und fuhr fort: »Und das ist auch der Grund, weshalb ich sie nicht gehen lassen kann, Quinn. Nicht einmal, wenn ich es wollte.«
    »Weil sie so gefährliche Ideen hat?«
    »Wäre sie tatsächlich nur eine junge Frau, die sich mit einem wohlhabenden älteren Mann … angefreundet … hat, dann wäre es etwas anderes. Darüber mag man denken, wie man will, aber es ist nicht verboten, und es macht sie eher unverdächtig. Aber mit dieser Vorgeschichte …«
    »Das ist doch Unsinn!«, begehrte ich auf. Allison eine Kommunistin? Lächerlich!
    »Ich fürchte, das ist es nicht«, sagte Adler ernst. »Und auch auf Sie wird eine Menge Ärger zukommen, Quinn. Ich kann Sie nicht gehen lassen. Sie wissen, wie das läuft. Sowohl Sie als auch Ihre kleine Freundin werden bei uns bleiben müssen.«
    »Und wie lange?«
    »Bis ich weiß, was sie wirklich in Jacobs’ Büro gesucht haben«, sagte Adler. »Oder Mister Jacobs wieder auftaucht.«
    Ich setzte mich gerade auf

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