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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wort. Das macht es ebenfalls leichter.«
    Er zog eine Schublade auf, nahm einen gelben Notizblock und einen pedantisch gespitzten Bleistift heraus und legte beides vor sich auf den Tisch. »Ich hatte mir unser Wiedersehen etwas anders vorgestellt, wenn ich ehrlich sein soll, Quinn – ich darf Sie doch Quinn nennen?«
    Ich schüttelte stumm den Kopf, und Adler fuhr fort: »Reden wir also offen. Sie waren einmal ein erfolgreicher Detektiv, und umso mehr betrübt es mich jetzt, dass Sie auf die andere Seite gewechselt sind. Sie sollten doch wissen, dass so etwas nie gut geht.«
    »Manchmal vielleicht schon«, erwiderte ich und hätte mir am liebsten selbst auf die Zunge gebissen, überhaupt geantwortet zu haben.
    »Ehrlich gesagt, es fällt mir immer noch schwer, das zu glauben«, sagte Adler. »Devlin Quinn, der ehrlichste Polizist, von dem ich jemals gehört habe. Andererseits …« Er nahm einen weiteren genießerischen Zug aus der Cohiba, und sein Gesicht verschwand fast zur Gänze hinter einem Vorhang aus grauem Rauch. Nur das aufmerksame Blitzen seiner Augen war noch zu sehen. »… andererseits habe ich Sie zusammen mit Ihren Komplizen auf frischer Tat ertappt, das lässt sich nur schwer verleugnen.«
    »Ganz so war es nicht.«
    »Dann erzählen Sie mir Ihre Version.«
    »Zuallererst einmal sind Nikola und Miss Carter nicht meine Komplizen«, begann ich. Eigentlich fuhr ich ihn schon an, und mir entging auch keineswegs das kurze, triumphierende Aufblitzen in Adlers Augen. Ich hatte mich immer gefragt, wieso auch wirklich hartgesottene Burschen manchmal so schnell die Beherrschung verloren, kaum dass das Verhör begonnen hatte. Jetzt, an diesen Stuhl gefesselt, auf dieser Seite des Tisches und angesichts dessen, was mein Gegenüber mir anzutun vermochte, verstand ich es plötzlich ein bisschen besser.
    »Was dann?«, fragte Adler.
    »Nikola kenne ich kaum«, antwortete ich. Ich hatte entschieden, so nahe an der Wahrheit zu bleiben, wie es nur ging. »Aber Miss Carter ist meine Klientin. Sie hat mich engagiert.«
    »Um ins Büro Ihres Arbeitgebers einzubrechen?« Adler paffte.
    »Das war kein Einbruch«, widersprach ich. »Miss Carter ist zwar Jacobs’ Angestellte, aber auch seine Nichte. Also sind wir nicht eingebrochen. Jedenfalls nicht im juristischen Sinn.«
    »Darüber könnte man durchaus unterschiedlicher Meinung sein«, erwiderte Adler, »aber dazu später. Miss Carter hat Sie engagiert, sagen Sie? Wann? Und wozu?«
    »Gestern Nachmittag. Oder möglicherweise auch schon vorgestern.«
    Adler zog eine goldene Taschenuhr aus der Weste, klappte den Deckel auf und nickte, nachdem er einen langen Blick auf das Ziffernblatt geworfen hatte. »Wenn ich mich beeile, kann ich noch mit meiner Familie frühstücken. Dann setzen wir unser Gespräch am Montag fort – und Sie berechnen Ihrer Klientin zwei zusätzliche Tagessätze.«
    Ich lächelte, als hätte ich die Drohung in seinen Worten gar nicht wahrgenommen. Glaubte er denn wirklich, ich wüsste nicht, was er vorhatte?
    »Was also sollten Sie für sie tun?«
    Ich dachte kurz daran, mich erneut auf meine Schweigepflicht meiner Klientin gegenüber zu berufen, verwarf diesen Gedanken aber auch gleich wieder. Adler würde mich einfach so lange einsperren, bis ich es ihm sagte; und Nikola und Allison gleich mit.
    »Stanley Jacobs ist vor ein paar Tagen verschwunden«, sagte ich. »Aber das wissen Sie schon. Wahrscheinlich besser als ich.«
    Adler sagte gar nichts dazu, sondern paffte wortlos weiter, was Antwort genug war.
    »Miss Carter hat mich beauftragt, ihren Onkel zu finden.«
    »In seinem Büro?«
    »Wir haben dort nach Hinweisen gesucht.«
    »Hinweise auf seinen Verbleib«, vermutete Adler. »Nehmen wir einmal an, ich würde Ihnen das glauben … warum hat sie uns dann diese Hinweise nicht übergeben? Sollte ihr nicht daran gelegen sein, ihren … Onkel … wiederzufinden?«
    »Das ist eine … komplizierte Geschichte«, antwortete ich vorsichtig.
    »Die bis Montag Zeit hat?«, fragte Adler. Ich verstand nur zu gut, was er damit wirklich sagen wollte.
    »Es war eine Spur, die sich erst heute ergeben hat«, formulierte ich vorsichtig.
    »Sie hätten damit trotzdem zu uns kommen müssen«, beharrte Adler tadelnd.
    »Vielleicht traut Miss Carter der Polizei ja nicht zu, den Fall zu lösen.«
    Erstaunlicherweise reagierte Adler nur mit einem Lächeln darauf. Und mit einem schwer deutbaren Seufzen. »Also gut. Jetzt tun wir einfach einen Moment lang so, als würde

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