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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich Ihnen diese hanebüchene Geschichte glauben, Quinn. Ich habe mir ihr Diebesgut angesehen. Ich bin natürlich kein Spezialist für solche Dinge, aber soweit ich es auf den ersten Blick erkennen konnte, handelt es sich um Bauzeichnungen. Materiallisten und Kalkulationen. Solche Dinge eben. Wie sollte das zu dem verschwundenen Mister Jacobs führen?«
    »Das weiß ich nicht«, log ich. »Mister Jacobs hat mich vor einigen Tagen engagiert, um …«
    »Mister Jacobs?«, fiel mir Adler ins Wort. »Sagten Sie nicht, Miss Carter hätte Sie engagiert?«
    »Beides«, antwortete ich. »Ich weiß, das klingt ein bisschen seltsam, aber so ist es.«
    »Aha«, sagte Adler. Er klang fast amüsiert. Aber auf eine Art, die mir ganz und gar nicht gefiel.
    »Mister Jacobs hat mich engagiert, weil auf seinen Baustellen eine Menge Material gestohlen worden ist«, setzte ich neu an. »Möglicherweise hängt das ja mit seinem Verschwinden zusammen. Miss Carter scheint es jedenfalls zu glauben.«
    Adler tat mit sehr wenig Überzeugung so, als würde er tatsächlich über diese Möglichkeit nachdenken. »Sie meinen also, jemand hat zuerst Mister Jacobs’ Material und dann Mister Jacobs selbst verschwinden lassen?«
    »Ich meine gar nichts«, sagte ich. »Aber ich schließe auch prinzipiell nichts von vornherein aus. Und das sollten Sie auch nicht.«
    »Ich sollte mir vor allem nicht von einem ehemaligen Constabler erklären lassen, wie ich meine Arbeit zu tun habe«, entgegnete Adler kühl. »Nicht einmal, wenn er so schlau ist wie Sie, Quinn.«
    Ich schluckte die Antwort hinunter, die mir auf der Zunge lag. Vorsichtshalber sagte ich gar nichts.
    Adler funkelte mich weiter an, dann stand er wortlos auf und ging zu einem der Regale. Als er zurückkam, waren seine Arme mit abgegriffenen Büchern, Listen und zusammengerollten Blaupausen beladen. Ich hatte das alles nur bei schlechtem Licht und nicht sehr lange gesehen, erkannte es aber trotzdem wieder.
    »Mister Jacobs ist tatsächlich verschwunden«, stellte Adler fest. »Auf diesem Plan ist nicht zufällig das Versteck zu sehen, in dem er gefangen gehalten wird?«
    »Jetzt haben Sie mich erwischt, Captain«, sagte ich zerknirscht. Ich machte eine Kopfbewegung zu dem halben Dutzend Folianten auf dem Tisch. Die Blaupause hatte einen hässlichen neuen Knick, der jedem Besitzer eines Zeichenbretts vermutlich auf der Stelle zu einem Schlaganfall verholfen hätte, aber ich erkannte sie trotzdem. Schon anhand des hässlichen Brandlochs, das ich selbst verursacht hatte. »Darin ist das Material aufgelistet, dass wir gebraucht haben, um das Versteck zu bauen. Sie wissen schon: schalldichte Türen, Fußfesseln, Knebel und …«
    Adler schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Es klang wie ein ferner Pistolenschuss. Erstaunlicherweise blieb seine Stimme sehr ruhig. »Sie hat Ihnen also erzählt, sie wäre Stanley Jacobs’ Nichte?«
    »Ist sie es nicht?«
    »Allison Carter?« Adler zog flüchtig die Mundwinkel nach unten. »Nein.«
    »Und das wissen Sie, ohne es nachgeprüft zu haben.«
    »Ich habe Mister Jacobs überprüft, schon vor Tagen«, sagte Adler. »Ich weiß eine Menge über ihn. Bestimmt mehr als Sie, Quinn. Ich weiß zum Beispiel, dass Stanley Jacobs ein ganz erstaunlicher Mann ist. Wenn Sie so wollen, die Verkörperung des Traums aller kleinen Leute.«
    »Reich und dem Portwein zugetan?«
    Adler ignorierte die Bemerkung. »Er war niemals Tellerwäscher, soweit ich weiß, aber davon abgesehen … seine Eltern waren einfache Leute. Arbeiter. Er hat nie einen richtigen Schulabschluss gemacht. Und trotzdem gehört er heute zu den hundert vermögendsten und einflussreichsten Männern dieser Stadt. Vom einzigen Kind einer armen Arbeiterfamilie zum Millionär, das nenne ich eine Bilderbuchkarriere. Ich glaube, das ist es, was dieses Land groß gemacht hat, Quinn. Dass die Menschen immer wieder sehen, dass so etwas möglich ist. Für jeden.«
    »Was soll das?«, fragte ich. »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Vielleicht wollte ich herausfinden, ob Sie auch zuhören.«
    »Zuhören? Was soll ich denn …« Ich blinzelte. »Sagten Sie: einziges Kind?«
    »Stanley Jacobs hat weder einen Bruder noch eine Schwester«, bestätigte Adler. »Und dasselbe gilt übrigens auch für seine Frau. Keine Geschwister.« Er breitete bedauernd die Hände aus. »Also auch keine Nichte.«
    »Was soll der Unsinn?«, fragte ich. »Wer soll sie denn sonst sein?«
    Adler bemühte sich nicht einmal zu verhehlen, wie

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