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Irrfahrt und Heimkehr des Odysseus

Irrfahrt und Heimkehr des Odysseus

Titel: Irrfahrt und Heimkehr des Odysseus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Fuehmann
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er draußen Schritte, und zugleich hörte er die Bluthunde aufspringen und den Ankömmling, ohne ihn zu verbellen, mit freudigem Winseln und Japsen umhüpfen. »Sicher kommt ein Bekannter zu dir, Eumaios«, sagte er, »wer kann das sein?«
    Eumaios zuckte die Schultern. »Ich erwarte niemand«, sprach er, da wurde das Fell vor dem Hütteneingang zurückgeschoben, und Telemach trat ein. Als Eumaios ihn sah, schrie er vor freudigem Schrecken auf, und der Becher, in den er gerade Wein eingoss, fiel ihm aus der Hand. Er eilte auf den Jüngling zu, umarmte und küsste ihn und weinte laut und klagte: »Ach, Telemach, mein süßes Leben, warum nur bist du zurückgekommen! Weißt du nicht, dass die Freier beschlossen haben dich umzubringen? Ach, wärst du im sicheren Port von Pylos geblieben; halte dich nun wenigstens hier draußen bei mir auf und meide die schändliche mordgierige Rotte!«
    »Ebendeswegen bin ich ja gekommen, liebes Väterchen«, entgegnete Telemach, da gewahrte er den fremden Bettler. Odysseus hatte Mühe, sich zu beherrschen, da nun sein Sohn, den er zuletzt als Säugling in der Wiege gesehen hatte, vor ihm stand; er wollte aufspringen und ihn ans Herz drücken, aber er erhob sich nur von seinem Sitz und wandte sein Angesicht ab, die Tränen zu verbergen. »Bleibe doch sitzen, Fremdling«, sprach Telemach, »es wird sich für mich schon ein Plätzchen finden.« Da setzte sich Odysseus wieder, hielt aber das Haupt noch immer abgewandt und presste den rechten Arm auf die Augen.
    »Wer ist dieser Fremdling, und wie kam er hierher?«, fragte Telemach den Hirten, der ihm indes mit grüner Spreu und einem Schaffell am Tisch einen Platz bereitet hatte.
    »Er ist ein Bettler, der einst ein König war«, sprach Eumaios, »nach langer Irrfahrt hat ihn die kochende See an Ithakas Küste gespült; ich habe ihn gastlich aufgenommen, es ist ja Platz hier zur Genüge!«
    »Daran hast du wohlgetan, edler Eumaios«, erwiderte Telemach, »ich würde den Fremdling ja gern in meinem Palast aufnehmen, doch fürchte ich,dass die Freier ihn schmähen und kränken könnten! Möge er denn bei dir verweilen, ich will ihm reichlich Speise und Wein und Kleidung schicken. Du aber,Vä terchen, eile zu meiner Mutter und berichte ihr, dass ich gerade aus Pylos zurückgekehrt bin, aber weihe niemanden anderen ein als sie!«
    Der Sauhirt fragte, ob er die Rückkehr denn nicht auch dem Großvater Laertes melden solle, doch Telemach bat ihn, zu eilen und schnell wieder zurückzukommen; wenn die Mutter es für richtig halte, könne sie ja, so sagte er, eine Magd mit der frohen Botschaft zu Laertes senden, denn der Großvater wohnte außerhalb der Stadt auf seinem Landgut. Eumaios band sich die Sohlen aus Ochsenleder unter die Füße, nahm seinen Speer in die Rechte und ging aus der Hütte, und Odysseus kämpfte noch immer abgewandten Gesichts mit seinen Tränen, da hörte er plötzlich draußen die Hunde erschreckt und ängstlich winseln und jaulen, und es war ihm, als ob eine Stimme seinen Namen rufe. Er trat ins Freie, da sah er die Meute gesträubten Fells und bebend vor Angst in die Ecken des Pferches gedrängt; auf der anderen Seite des Hofes aber stand eine junge Hirtin, und da wusste Odysseus, dass Athene ihm wieder erschienen war. Die Göttin winkte ihm, und Odysseus trat zu ihr; sie berührte mit der Rechten leicht seine Schulter, und da war ihm wieder seine edle Gestalt und Gewandung verliehn. »Die Zeit ist reif, Odysseus«, sprach die Göttin, und die Bluthunde in den Winkeln krümmten sich schaudernd vor ihrer Stimme, »die Zeit ist reif; geh und gib dich deinem Sohn zu erkennen, damit ihr gemeinsam den Kampf gegen die Freier beraten und beginnen könnt! Vertraue auf mich, ich bleibe dir nah, auch mich drängt die Begierde zu kämpfen!«
    Die Göttin entschwand; Odysseus ging zur Hütte zurück, und die Hunde wichen nun auch vor ihm ängstlich zur Seite. Als Telemach den verwandelten Fremdling sah, fiel er auf die Knie, hob die Hände und rief: »Wahrlich, ein Gott hat unsere Hütte betreten! Sei uns gnädig, Unsterblicher, ob du Apollon, der Gott des Lichtes, oder Ares, der blutige Gott des Krieges, oder gar Zeus, der oberste König und Vater der Götter, bist! Sprich, du Himmlischer, was ist dein Verlangen!« So sprach Telemach und hielt die Augen in Frömmigkeit niedergeschlagen; Odysseus aber zog seinen Sohnan die Brust und gab sich ihm als Vater zu erkennen. Lange wollte Telemach dem Göttergleichen keinen Glauben schenken;

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