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Irrfahrt

Irrfahrt

Titel: Irrfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Grümmer
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Besatzung konnte mit Booten das Festland erreichen. Da großer Mangel an Ärzten und Sanitätern herrschte, taten die Männer von der «Hüxter» nun in St-Servan Dienst. Zur Besatzung zählte ein sehr tüchtiger Chirurg, der sofort Entlastung, für den Operationsplan brachte.
    Kommandant des Schiffes war ein Oberstabsarzt, der nur Verwaltungsarbeit geleistet hatte. Demzufolge war er hier, wo es für ihn nichts mehr zu verwalten gab, überall im Wege.
    Am Nachmittag des 10. August hörte man in St-Ser-van die Abschüsse von Kanonen. Über den Hügel hinweg fauchten Granaten. Das können nur die Geschütze der 24. Minensuchflottille sein, dachte Gerber. An dem Rhythmus der Abschüsse war zu erkennen, daß alle sechs Boote eine Salve feuerten.
    Abends wurden Einzelheiten bekannt. Die Fallschirmjäger hatten Unterstützung durch schwere Waffen angefordert, um den Druck der amerikanischen Infanterie etwas zu lockern. Daraufhin faßte man einfach die sechs 10,5er Rohre zu einer «Batterie» zusammen. Der Artillerieoffizier der Flottille war an Land gesetzt worden und leitete das Feuer. Gerber wußte, wie wenige Sprenggranaten die Boote an Bord hatten. Die geringe Feuerunterstützung brachte den Fallschirmjägern keine wesentliche Entlastung. Trotzdem jagte der Kommandeur seine Männer immer wieder ins Feuer. Die Fallschirmjäger verbluteten unter den Angriffen der amerikanischen Infanterie und Luftwaffe.
     
    Die roten Kreuze auf den Dächern des Lazaretts übten eine starke Anziehungskraf t aus. Alle möglichen Halbsoldaten sammelten sich hier: Zahlmeister, OT -Führer, Marinebeamte. Einige machten sich nützlich. Sie trugen Verwundete auf die Stationen, halfen in der Küche. Bisher hatten sie Löhnung ausgezahlt, Bunker gebaut oder Kompasse kompensiert. Jetzt mußten sie fürchten, daß ihnen ein Gewehr in die Hand gedrückt wurde. Davor hatten sie die meiste Angst.
    Aber es gab auch solche, die sich aus anderen Gründen fürchteten. Unter den Hilfskrankenträgern war ein Mann, der als Kriegsgerichtsrat einer Infanteriedivision in der Gegend von Malo zahlreiche französische Partisanen der Gestapo übergeben hatte. Eines Morgens stand plötzlich eine Gruppe Zivilisten mit roten Armbinden auf dem Hof. Die Männer waren bewaffnet. Innerhalb weniger Minuten hatten sie den Kriegsgerichtsrat aufgestöbert und führten ihn ab. Kurz darauf knatterte im nahen Wald eine Gewehrsalve. Der Maquis hatte sich gerächt.
    Im Lazarett herrschte große Aufregung. Der Zwischenfall war ein deutlicher Beweis, daß die Macht der Eroberer zu Ende ging.
     
    Gerber war unangenehm überrascht, als plötzlich der I WO Leutnant von Heyde im Krankensaal auftauchte. Diesen Besuch hatte er am allerwenigsten erwartet.
    Heyde setzte sich einfach auf die Bettkante. Schwester Jeannine scheuchte ihn herunter. Er mußte sich einen Stuhl holen.
    «Was glauben Sie, Gerber, wie ich durch das ganze Haus gelaufen bin! Kein Mensch kennt sich hier aus. Frage ich doch so einen Heini von Feldwebel, wo der verwundete Oberfähnrich Gerber liegt. Und was antwortet mir der Kerl? Können Sie sich das vorstellen? Redet einen Leutnant zur See mit an! So einen Blödian hätte ich nicht mal zum Gefreiten gemacht!»
    Er lachte scheppernd.
    In Gerbers Gesicht bewegte sich kein Muskel. Aber den Leutnant schien das nicht zu stören. Unaufhörlich redete er weiter.
    «Passen Sie auf, Gerber! Die Amerikaner sind nur noch sechs Kilometer von der großen Reede entfernt. Morgen in aller Frühe laufen wir nach Guernsey aus, die gesamte Flottille. Sie kommen selbstverständlich mit. Heute abend schicke ich vier Mann mit einem Schlauchboot ans Ufer. Die Schwester kann Sie im Rollstuhl bis an die Küstenstraße fahren, dort holen wir Sie ab. Im Lazarett können Sie auch auf Guernsey liegen. Ganz nette Gegend, kennen Sie ja schon!
    Ein paar Wochen, und Sie sind wieder auf unserem Boot. Inzwischen ist Ihre Beförderung zum Leutnant da, und dann lassen wir uns vollaufen, bis die Ahmings unterschneiden... »
    Gerber sagte noch immer nichts.
    Heyde wurde ungeduldig. «Menschenskind, wollen Sie hier verrecken? Wir brauchen jeden tüchtigen Mann. Der Krieg ist noch längst nicht zu Ende. Bestimmt wird jetzt unsere Vau zwei eingesetzt. Mein Schwager hat mir erzählt, daß wir an einer neuen Geheimwaffe arbeiten. Ganz tolle Sache! Pustet London mit einem Schuß vom Teppich! Höchstens zwei Monate, und es geht wieder

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